Die Braut von Rosecliff
als sie zur Welt kam… Ich b e fürchtete, dass sie nicht überleben würde… Rand, ich schwöre dir, dass sie deine Tochter ist!«
»Was erhoffst du dir davon, mir dieses jämmerliche Märchen aufzubinden?«
»Owain hat sie in seiner Gewalt!«, rief Josselyn. »Er wird sie umbringen, wenn ich die Mission nicht erfolgreich durchführe, zu der er mich gezwungen hat!«
Rand schüttelte ungläubig den Kopf. »Das ist eine leere Dr o hung. Er wird seiner Halbschwester nichts antun.«
»Aber sie ist nicht seine Halbschwester, und das weiß er. Er weiß es«, wiederholte sie verzweifelt.
Rand schenkte sich einen Becher Wein ein und leer te ihn in e i nem Zug. Dann durchbohrte er sie mit sei nen harten Augen. »Woher sollte Owain das wissen? Oder hat der Vater seine Frau mit dem Sohn geteilt? Vielleicht ist es ja Owains Kind«, fügte er bitter hinzu.
Die bloße Vorstellung ließ sie erschauern. »Sei grau sam zu mir, wenn du willst, aber besiegle nicht das Schicksal deines Ki n des, nur weil du mich verab scheust, Rand. Madoc konnte seine… seine ehelichen Pflichten nicht mehr erfüllen. Owain erfuhr davon und zog die richtige Schlussfolgerung, wer Isoldes V a ter sein muss. Er benutzt die Kleine, um mich zu Dingen zu zwingen, die ich freiwillig nie täte. Sie ist deine Tochter! Ich schwöre es bei meinem Leben.«
Seine Augen flackerten kurz, und sie hoffte, ihn erweicht zu haben, doch seine nächsten Worte mach ten diese Hoffnung zunichte.
»Sie kann nicht meine Tochter sein. Nein, ich kann dir nicht helfen. Bis es mir gelingt, Owain zu vernich ten, solltest du ihm wohl, um dein Kind zu schützen, etwas bieten, das er heiß begehrt: deinen Körper. Lock ihn in dein Bett, erfüll seine Wü n sche, dann wird er deiner Tochter nichts zu Leide tun.«
Josselyn wich mehrere Schritte zurück, so als hätte er sie g e schlagen. Rand würde sich nicht einmischen! Ihm war es völlig egal, was aus ihr wurde! Das Einzi ge, was sie immer wieder beschwörend stammeln konnte, war: »Sie ist auch deine Toc h ter, deine…«
Doch er kehrte ihr teilnahmslos den Rücken zu und schenkte sich noch einen Becher Wein ein, ohne dass seine Hand zitterte. Ihre Worte hatten ihn nicht be rührt. Er glaubte ihr nicht, und nichts, was sie sagen könnte, würde ihn umstimmen.
Sie gab sich geschlagen und wankte zur Tür, so als hätte sie soeben ein Erdbeben überstanden. Dass er sie hasste, hatte sie gewusst. Trotzdem hatte sie gehofft, ihn überzeugen zu können, dass Isolde seine Tochter war, dass er sie vor Owain b e schützen müsse. Jetzt sah sie ein, wie gründlich sie sich geirrt hatte. Er hatte kein Interesse an ihr und seinem Kind!
Als sie das Haus verließ und den Hof überquerte, folgten ihr viele Blicke der Wachposten, aber niemand hinderte sie daran, das Tor zu passieren. Bald würde die Sonne aufgehen. Im O s ten hoben Wälder und Berge sich schon schwach vom Horizont ab. Ein Hahn kündigte lautstark den Tagesanbruch an.
Josselyn nahm ihre Umgebung kaum wahr. Früher hatte sie geglaubt, dass ihre ganze Liebe diesem Land galt, doch jetzt kreisten all ihre Gedanken um Isolde, die so winzig, so hilflos und so liebenswert war…
Was kümmerte es sie, was aus Wales wurde? Sie wür de Rands grausamen Rat befolgen und Owain ihren Körper anbieten. Um ihr Kind zu retten, war sie zu allem bereit. Was auch immer dieser Teufel in Men schengestalt ihr antun mochte – sie würde es erdul den, wenn er dafür Isolde in Ruhe ließ…
Rand holte Josselyn unterhalb von Carreg Du ein, dicht am Waldrand. Die Baumwipfel waren schon in schwaches Mo r genlicht gehüllt, doch die dunkel gekleidete schmale Gestalt war nur als vage Silhouet te zu erkennen.
Hatte sie ihn wieder belegen?
Seit sie weggegangen war, hatte er sich immer wie der diese eine Frage gestellt: hatte sie ihn belegen?
Er zügelte sein Pferd und beobachtete, wie sie einen Hügel e r klomm. Owain hatte sie hergeschickt, damit sie ihn und seine Männer in den sicheren Tod lockte. Das hatte sie selbst zug e geben. Warum folgte er ihr jetzt trotzdem wie ein Narr? Mögl i cherweise lauerten ihre Landsleute hinter den ersten Bäumen. Möglicher weise hatte Owain seine Falle schon aufgestellt.
Nein, das war sehr unwahrscheinlich. Rands Männer kontro l lierten das Gebiet um Rosecliffe und Car reg Du. Doch selbst wenn sich immer noch Waliser in den Wäldern versteckten, er musste mit Josselyn spre chen!
Warum belog sie ihn? Warum behauptete sie hart näckig, er sei der Vater
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