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Die Braut von Rosecliff

Die Braut von Rosecliff

Titel: Die Braut von Rosecliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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geriet sie in den Bann seiner mächt i gen Ausstrahlung. Als sie trotzig in seine dunklen Augen schaute, grinste er am ü siert und wandte seine Aufmerksamkeit sofort wieder ihrem Onkel zu. Josselyn fühlte sich gänzlich überflüssig, kochte vor Wut und war verwirrt und besorgt.
    »Wir können Euren Leuten Arbeitsplätze anbi e ten«, sagte der Engländer, »und wir haben Geld, um sie gut zu bezahlen.«
    »Wir brauchen kein englisches Geld!«
    »Manche Dorfbewohner sind vielleicht anderer An sicht.«
    »In Carreg Du treffe ich allein die Entscheidu n gen!«
    »Und wer wird sie treffen, wenn Ihr nicht mehr am Leben seid?«, fragte der Engländer nach kurzem Schweigen. »Ihr habt keine Söhne. Clyde ap Llewe lyn, ich verspreche Euch, für Frieden zu sorgen. Ich werde verhindern, dass Waliser sich auf der Suche nach einem neuen Oberhaupt blutig befehden, wie sie es bisher zu tun pflegten.«
    »Wir pflegen uns aber auch zusammenzuschli e ßen, wenn es darum geht, einen gemeinsamen Feind in die Flucht zu schl a gen.«
    »Und hinterher kämpft ihr dann wieder gege n einander! Ich wiederhole es noch einmal – ich werde in Carreg Du für Frieden sorgen, zum Wohle von Eng land und Wales.«
    Die beiden Männer maßen sich mit harten Blicken. Der englische Lord war nicht bereit nac h zugeben, Clyde ebenso wenig. Sein einziger Sohn war vor Jah ren im Kampf gegen die Englä n der ums Leben ge kommen, zusammen mit Josselyns Vater. Sie wusste, dass ihr Onkel keinem Englä n der erlauben würde, in Carreg Du zu herrschen. Lieber würde er riskieren, dass wi e der walisisches Blut vergossen wurde.
    Josselyn spürte die Anspannung ihrer Landsle u te, die sich auch auf die Engländer übertrug, deren Krie ger mit grimmigen Mienen ihre Schwertgriffe um klammerten.
    Bevor die Situation außer Kontrolle geriet, tauchte eine Ge s talt aus der Höhle unter dem dornen auf. Wali ser und Engländer erschraken gleichermaßen und wichen etliche Schritte zurück. War diese unheimliche Ersche i nung vielleicht der Geist eines Dru i den?
    Nein, es war natürlich nur Newlin, den viele frei lich auch für ein übernatürliches Wesen hielten. Josse lyn wusste es besser, und der englische Lord schien ebenfalls keine abergläubische Furcht zu kennen, denn er beobachtete, ohne mit der Wi m per zu zucken, wie der Barde, dessen mit Bändern geschmückter Umhang lange Schatten warf, auf den waagrechten Stein des do r nen kletterte.
    »Schluss mit den Diskussionen«, verkündete er. »Jetzt muss nachgedacht werden. Ihr alle, ob Waliser oder Engländer, sol l tet eines bedenken.« Newlin sprach Französisch, das Dewey aus sicherer Entfer nung übersetzte. »Es gibt ein Wiegenlied, das die Zukunft prophezeit, der wir nicht entrinnen können.« Auf Walisisch zitierte er sodann jenes alte Kinderlied, mit dem jeder Sohn und jede Tochter der walisischen Hügel in den Schlaf gesungen wurde.
    Josselyn übersetzte, bevor Dewey es tun kon n te, und sie hoffte von ganzem Herzen, dass der arrogante Engländer und seine Mannen die Wa r nung verste hen würden: »Wenn Steine wachsen wie sonst nur Bäume, Wenn der Mittag schwarz ist wie die Nacht, Wenn Hitze die Kälte des Winters bezwingt, Bricht der Tag an, an dem Cymru fällt.«
    Das Echo seiner Stimme war kaum verhallt, als der Barde auf dem dornen Platz nahm, eine winzige Gestalt, die sich im F a ckelschein vor und zurück wiegte. Die Dunkelheit war hereingebr o chen, aber Josselyns Onkel und Randulf Fitz Hugh sta n den einander noch immer im Lichtkreis gegenüber.
    »Ihr werdet niemals über Cymru herrschen«, sagte Clyde, und er hinderte seine Nichte nicht daran, an stelle von Dewey zu übersetzen. »Euer Heinrich wird niemals in Cymru regieren. Diese Steine müssten wachsen, der Tag müsste sich in Nacht und der Winter sich in Sommer verwandeln, bevor irgendein Eng länder bestimmt, was hier geschieht.«
    Mit diesen stolzen Worten wandte er sich ab und kehrte zu seinen Landsleuten zurück. Dewey und Bower folgten ihm eilig. Josselyn reagierte nicht so schnell. Die uralten Verse hatten sie nicht ber u higt, und sie starrte den riesigen Engländer mit gerunzelter Stirn an.
    Auch Randulf Fitz Hugh hatte die Stirn gerunzelt. Ihm gefiel nicht, was er gehört hatte, und das erfüllte Josselyn mit Genu g tuung, allerdings nur, bis er seine dunklen Augen direkt auf sie richtete.
    »Ich brauche jemanden, der mir eure Sprache beibringt. Willst du mein Lehrer sein?«
    Darauf war sie nicht gefasst gewesen, und sie brachte

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