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Die Braut von Rosecliff

Die Braut von Rosecliff

Titel: Die Braut von Rosecliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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r schen in Verbin dung bringen, der gestern unbefugt den Dolmetscher gespielt hatte.
    Außerdem hatte sie gar nicht vor, gleich heute mit den En g ländern zu reden, am allerwenigsten mit ihm. Zunächst wollte sie die Feinde nur beobachten und mit Newlin sprechen, falls es ihr gelingen sollte, ihn zu finden.
    Erfüllt von neuer Tatkraft, eilte Josselyn auf die letz te Hütte zu, wo sie Brot abliefern sollte. Hier lebte die Witwe Gladys mit ihren drei Kindern, doch aus dem Schornstein stieg kein Rauch aus. Das Stei n häuschen war winzig, ließ sich dafür aber leicht beheizen. Wa rum brannte trotzdem kein Feuer?
    Sobald sie die Tür öffnete, wusste Josselyn die Ant wort. Gladys, Tomas’ Witwe, lag betrunken auf dem einzigen Strohsack und schnarchte laut, während die Kinder sich unter ein paar zerlum p ten Decken zu sammengeschart hatten. Das älteste Mädchen scha u te auf, als Josselyn eintrat.
    »Unsere Mama ist krank«, erklärte es. »Sie ist krank, wir k lich…«
    »Krank?«, murmelte Josselyn, während sie das Brot auf den ze r schrammten Tisch legte, das einzige Mö belstück in der armseligen eiskalten Hütte. Sie warf einen Blick auf die Feuerste l le, wo noch etwas Asche glühte. »Hast du Holz nachgelegt, Rho n wen?«
    »Ja«, antwortete das Mädchen. »Aber jetzt ist keins mehr da.«
    Kein Holz, kein Essen. Aber Alkohol hatte Gladys sich besorgt… Wie konnte die Frau ihre armen vater losen Kinder nur so vernac h lässigen? Nun ja, sie kam wohl nicht über den Verlust ihres Ma n nes hinweg, rief Josselyn sich ins Gedächtnis und bezwang ihren Ärger. »Kommt mit. Ich bringe euch zu mir nach Hause. Lasst das Brot eurer Mutter«, fügte sie hinzu, als sie sah, wie hungrig Rhonwen es anstarrte. »Tante Ness wird euch heißen Brei und K ä se geben.«
    Rhonwen schob sich die verfilzten Haare aus der Stirn. Die Aussicht auf eine warme Mahlzeit war viel zu verführerisch, als dass sie ihr widerstehen konnte.
    Unglaublich geschickt für eine Neunjährige nahm sie ihre dreijährige Schwester auf einen Arm, das Baby auf den and e ren. Der kleine Junge begann zu weinen, und sie warf Josselyn einen hilflosen Blick zu und zuckte mit den Achseln. »Er ist nass und hungrig. Habt ihr Milch für ihn?«
    Josselyn presste erbittert die Lippen zusammen. »Wir we r den ihn schon irgendwie satt bekommen. Gehen wir!«
    Ihr Ärger verflog, als das Mädchen einen besor g ten Blick auf seine schnarchende Mutter warf. Das arme kleine Ding! Obwohl es ebenso wie seine Geschwister so schmählich vernachlässigt wurde, machte es sich noch Sorgen um die erwachsene Frau!
    Josselyn warf die alten Decken über Gladys, schob die Kinder zur Tür hinaus und schmetterte die Tür zu. Tante Ness würde sich der Halbwaisen vorüber gehend annehmen, und danach mussten sie bei ir gendwelchen Verwandten untergebracht we r den, bis ihre Mutter wieder in der Lage war, sich um sie zu kümmern.
    Es war fast Mittag, bevor Josselyn wieder das Haus verlassen konnte. Tante Ness hatte die vernachlässig ten Kinder erwa r tungsgemäß so freudig in die Arme geschlossen wie eine Gl u cke, die viel zu lange auf eigene Küken verzichten musste. Das Baby beruhigte sich, sobald es frisch gewickelt und gefüttert worden war, und die Dreijährige hing an den Rockschößen der liebevo l len Frau und lutschte zufrieden am Dau men. Nur Rhonwen bevorzugte Josselyns Gesell schaft und folgte ihr auf den umzäunten Hof.
    »Wohin gehst du? Kann ich mitkommen?«, bettelte das Mä d chen.
    »Heute nicht«, erwiderte Josselyn, obwohl es ihr schwerfiel, den flehenden Augen zu widerst e hen.
    Aber sie wollte nun einmal ins Lager der Englä n der, und dort hatte ein Kind nichts zu suchen. »Heute nicht«, wiederholte sie streng und runze l te die Stirn, um ihren Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen. »Kümmere dich um Cordula und D a vit. Ich komme bald zurück, und nach dem Abendessen erzähle ich dir eine Geschichte«, fügte sie hinzu, als Rhonwen im mer noch keine Ansta l ten machte, ins Haus zurück zukehren.
    Das wirkte. »Eine Geschichte?«, rief das Mädchen mit leuc h tenden Augen. »Ich liebe Geschichten von Drachen, Feen und schönen Kriegern, die am Schluss den Drachen töten! Kommen die in deiner Geschichte vor?«
    »Natürlich.«
    Zufrieden rannte Rhonwen ins Haus zurück, und Josselyn machte sich lächelnd auf den Weg nach Rose cliffe. Drachen, Feen und ein schöner Krieger… Auch sie selbst hatte als Kind für solche Märchen ge schwärmt. Sie würde sich

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