Die Braut von Rosecliff
schlagen.«
Josselyn wandte sich hastig ab, einer Panik nahe. Seine Le u te sollten hier Wurzeln schlagen… Dieser Mann würde nicht leicht zu vertreiben sein. Er mach te keinen Hehl aus seinen Pl ä nen. Er wollte den Wali sern klarmachen, dass er es als sein gutes Recht erach tete, hier zu leben. Er bot ihnen Frieden an, doch die riesige Festung, die er errichten wollte, drohte mit Krieg für den Fall, dass sie sich widersetzen würden.
Die Entscheidung lag bei den Walisern – gena u er gesagt, bei Josselyn. Wenn sie Owain heiratete, könn ten sie die Engländer vielleicht mit vereinten Kräften in die Flucht treiben. Wenn sie ihn nicht heiratete… was würde dann geschehen?
Sie musste nachdenken, mit ihrem Onkel reden oder, noch besser, mit Newlin.
Lautes Platschen und ein Fluch rissen sie aus ihren wirren Gedanken. »Verdammtes Luder!« Eine winzi ge Gestalt stapfte durch das Wasser. Newlin mit sei ner Angelrute! Ihr kam es so vor, als wären ihre Gebe te erhört worden.
Rand war hingegen gar nicht erfreut über das uner wartete Auftauchen des Barden. Eigentlich hätte er erleichtert sein müssen, dass die Spannung zwischen ihm und der widerspen s tigen Waliserin durchbro chen wurde, denn er riskierte, eine gute Übersetzerin zu verlieren, nur weil er mit ihr schlafen wollte. Er müsste sich beher r schen. Er müsste sich eine andere Frau suchen. Aber er wollte sich nicht beherrschen, er wollte sich keine andere Frau suchen. Als sie ihm ins Gesicht geschleudert hatte, dass sie eine Frau und er ein Mann war, hätte er ihr am liebsten tatkräftig bewiesen, wie Recht sie hatte. Hätte sie da r auf reagiert? Hätte sie seine Küsse erwidert? Hätte sie ihre langen Beine um seine Hüften geschlu n gen und…
Das tat jetzt nichts zur Sache, rief er sich streng zur Ordnung. Newlin hatte dafür gesorgt, dass nichts passieren konnte.
»Na, hattest du Erfolg?«, fragte Josselyn den Barden, und Rand konnte ihr ansehen, wie erleic h tert sie über die Gegenwart des Zwergs war.
»Wir spielen gegeneinander, er und ich.« Ein Auge des Barden fixierte Rand. »Heute hat er gewonnen.«
Der Engländer war sich nicht sicher, ob Newlin nur von einem Fisch redete. »Es ist noch genügend Fischsuppe übrig«, sagte er trotzdem. »Gladys wird dir be stimmt eine Portion servieren, wenn du in die Küche gehst.«
Newlin nickte. »Ich werde mich jetzt noch einmal mit meinem Gegner im Wasser messen, und sollte das nicht klappen, muss ich wohl seinen Sieg akzeptieren. Gladys’ Kochkünste stellen dich also zufrieden?«, fügte er hinzu.
»Ja«, sagte Rand, »und ich bin Josselyn sehr dank bar, dass sie die Frau hergebracht hat. Meine Männer werden zufriedener sein, wenn sie nicht mehr mit knurrenden Mägen arbeiten müssen.«
Der Barde lächelte. »Wenn ein Mann seinen App e tit nicht im Griff hat, kann es Probleme geben.«
Rand wusste nicht, was er von diesen Worten hal ten sollte. Wollten Josselyn und Gladys ihn vielleicht vergiften? Oder spielte der Barde auf Rands Gelüste nach Josselyn an? Oder auf seine Machtgelüste? »Soll das eine Warnung sein?«, fragte er den Zwerg unver blümt.
»Ich kann keine Warnungen aussprechen«, erw i derte Newlin. »Was mit dir, mit mir oder sonst jeman dem passiert, ist weder ric h tig noch falsch. Jeder von uns trifft impulsiv oder instinktiv seine Entscheidun gen, und dadurch wird unsere Zukunft verändert. Wer vermag zu entscheiden, ob diese Zukunft besser oder schlec h ter sein wird? Ich kann es nicht.« Er wieg te sich vor und zurück. »Aber ich rate immer zur Vorsicht. Ich glaube, dass man die Z u kunft positiv beein flussen kann, wenn man gründlich überlegt, bevor man handelt. Was uns alle ins Elend stürzt, ist Impulsivität – oder Bo s heit.«
Mehr würde der Barde ihm nicht verraten, das wusste Rand. Er war nicht abergläubisch, er verließ sich nicht auf die Warnu n gen von irgendwelchen Sehern, Zauberern oder Barden. Und doch – der Mann hatte irgendetwas an sich…
Rand schaute zu Josselyn hinüber. Auch sie star r te Newlin mit gerunzelter Stirn an, so als versuchte sie seine Worte zu enträ t seln. Rand hatte schon gemerkt, dass sie Newlin grenzenlos ve r ehrte.
Welche Rolle der weise Krüppel bei künftigen Aus einanderse t zungen spielen würde, ließ sich schwer vorhersagen. Hingegen war nicht zu übersehen, dass die Anwesenheit der Engländer auf Rosecliffe für Josselyn ein Dorn im Auge war. Rand wusste nicht, ob es ihm gelingen würde, diese Feindseli g
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