Die Braut von Rosecliff
so kalt wie an den Vorta gen, und Frühling s düfte lagen in der Luft. Die engli schen Arbeiter schufteten schon, als Josselyn und Gla dys ins Lager kamen. Sie hatten erstaunliche Fortschritte gemacht. Zwei Holzba u ten waren fast fertig, und jetzt beeilten sich die Männer, die Dächer zu d e cken.
Auch die weiche Stelle, über die Sir Lovell geklagt hatte, war bereits tiefer ausgegraben worden, und vier Karren mit jeweils zwei Ochsen ebneten den Weg vom Steinbruch zur geplanten Mauer.
»Mein Gott, sie verlieren keine Zeit, was?«, mur melte Gladys bestürzt.
»Ihr Anführer ist eben ein ehrgeiziger Mann«, ant wortete Jo s selyn.
»Ja, aber wir werden ihn zu Fall bringen.«
»Stimmt, doch du darfst hier kein Wort über unsere Pläne verlieren, auch nicht mir gege n über«, mahnte Josselyn, während sie Ausschau nach Fitz Hugh hielt. Das geschäftige Treiben auf Rosecliffe verwirrte sie, denn bis vor kurzem hatten nur wen i ge Menschen den Hügel und die Klippen betreten. Endlich erspäh te sie den engl i schen Lord in der Nähe des dornen, im G e spräch mit Newlin. Als sie zuletzt hier gewesen war, hatte sie den Barden ja nur kurz gesehen, sich seitdem aber gefragt, ob er sein seltsames Zuhause wohl fluchtartig verlassen und an einen einsameren Ort umziehen würde.
Aber er war noch da und unterhielt sich mit dem Feind, als wäre das ganz selbstverständlich. In einer jähen Anwandlung von Eifersucht eilte sie auf das ungleiche Paar zu – den Zwerg und den Riesen.
»… Einst haben große Tiere in diesen Hügeln ge lebt«, sagte Newlin. »Ich habe ihre Knochen gesehen –und ihre Energie gespürt.« Mit einem schielenden Auge nahm er die beiden Fra u en wahr. »Ah, Josselyn! Rieche ich frisches Brot?«
Sie war längst an seinem Scharfsinn gewöhnt, aber Gladys schaute verängstigt von dem u n heimlichen Krüppel zu dem Furcht erregenden Engländer. Bevor die Frau flüchten konnte, packte Josselyn sie am Arm.
»Du bist uns wie immer einen Schritt voraus, Newlin! Sir Randulf, ich habe Gladys mitgebracht. Sie ist bereit, für Euch und Eure Männer zu backen und zu kochen.« Josselyn warf ihm einen herausfordernden Blick zu. »Ich habe ihr gesagt, dass Ihr sie gut bezahlen werdet und dass sie weder hier im Lager noch auf dem Hin-und Rückweg belästigt werden wird.«
Fitz Hugh lächelte der Frau zu. »Willkommen in Rosecliffe Castle, Gladys. Du wirst alles zur Verfü gung haben, was nötig ist, damit wir etwas Ordentli ches zu essen bekommen«, sagte er auf Französisch.
Josselyn übersetzte und spürte, dass Gladys sich ein wenig entspannte und leise eine Frage zu stellen wagte. »Sie möchte wissen, wie Euer jetziger Koch auf ihre Anwesenheit reagieren wird.«
Fitz Hugh schnitt eine Grimasse. »Wir haben gar keinen richtigen Koch. Der Mann, den wir eing e stellt hatten, hat sich auf der Reise hierher den Arm gebro chen. Die Wunde hat sich entzündet, und wir mussten ihn mit dem Schiff zurücksch i cken.« Er zuckte mit den Schultern. »Jetzt bemüht Odo sich vergeblich, et was Essbares auf den Tisch zu bringen, und er wird heilfroh sein, wenn jemand ihm zur Seite steht.«
Gladys nickte, als Josselyn wieder übersetzte, aber sie machte dabei eine grimmige Miene. Das war schlecht – sie musste lernen, ihren Hass auf die Engländer zu verbergen.
Josselyn räusperte sich. »Wenn Ihr einversta n den seid, werde ich heute mit ihr arbeiten, damit sie sich besser zurechtfindet.«
»Und was wird aus meinem Unterricht?«, fragte Fitz Hugh.
»Den können wir am Nachmittag fortsetzen«, schlug sie vor. »Wo ist die Küche? Dy cegin?«
Küche und Lagerraum waren die beiden fast ferti gen Hol z hütten. Der Ofen war als Erstes gebaut wor den, und Josselyn und Gladys machten sofort Feuer. Wie Fitz Hugh prophezeit hatte, war Odo heilfroh, nicht mehr die Verantwortung für das Essen tragen zu müssen, aber als Josselyn ihn bat, ihnen in der Küche zu helfen, stimmte er bereitwillig zu.
»Lieber Lebensmittel und Ale rumschleppen als Erde und Steine«, grinste er.
»Ich dulde keinen Engländer in meiner Küche!«, zischte Gl a dys, als Josselyn ihr erklärte, dass Odo bei ihnen bleiben würde.
»Du wirst mit ihm arbeiten und freundlich sein«, erwiderte Josselyn scharf. »Wie willst du die Englän der über deine wa h ren Motive täuschen, wenn du nicht einmal friedlich mit ihm kochen und backen kannst?«
Gladys knirschte mit den Zähnen. »Also gut… Aber wie soll ich ihm denn erklären, was er zu tun
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