Die Braut von Rosecliff
»Ich möchte wissen, wie ich Frieden mit meinen walisischen Nac h barn halten kann.«
Damit hatte Josselyn nicht gerechnet, und einen Moment lang war sie sprachlos. Frieden halten? »Kehrt in Euer eig e nes Land zurück!«, platzte sie heraus.
Fitz Hugh grinste. »Hoffentlich ist das nicht dein einziger Vorschlag.«
»Ihr vergeudet nur Eure Zeit, wenn Ihr mich auf Eure Seite ziehen wollt. Ich werde Euch meine Sprache beibringen, aber niemals mein Volk verraten.«
»Ich will nicht, dass du dein Volk verrätst. Mein ein ziger Wunsch ist, hier friedlich mit den Wal i sern zusammenzuleben. Ist das so schwer zu verstehen?«
»Waliser und Engländer sind noch nie gut mit einander ausg e kommen.«
»Du und ich kommen aber ganz gut miteinander aus.«
»Nur weil Ihr ein Mann seid und ich eine Frau bin… « Sie verstummte, weil ihr klar wurde, dass ihre Worte sich zweide u tig anhörten. Eigentlich hatte sie sagen wollen, dass zwei Männer sich viel schneller wie Kampfhähne aufführen würden.
Fitz Hugh blieb stehen. »Ja, ich bin ein Mann, und du bist eine Frau.«
Im Schatten der kahlen Ahorne standen sie ei n ander gegenüber. Der Wald war still, noch nicht zum frühlingshaften Leben e r wacht, doch umso lauter pochte das Blut in Josselyns Ohren. Das durfte nicht geschehen! Sie durfte nicht so stark auf diesen Mann reagieren!
»Ich… Ich…«, stammelte sie, verstummte und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Aber es fiel ihr sehr schwer, denn die Augen des En g länders huschten über ihren Körper, so als wollte er sie in Besitz nehmen. »Ich bin Eure Lehrerin, Eure Dolmet sch e rin. Deshalb können wir miteinander auskom men. Wäre ich ein Mann, ein Soldat von Cymru, würde die Beziehung nicht so friedlich ablaufen.«
»Vielleicht sollte ich mein Anliegen dann zuerst den Frauen von Carreg Du vortragen.«
»Allen?«, platzte Josselyn heraus. Die Vorstellung, dass er jede Frau in ihrem Dorf mit Worten, sanfter Stimme und heißen Bl i cken verführen könnte, war ihr schlichtweg unerträglich.
»Meine Männer werden Ehefrauen brauchen«, ant wortete Fitz Hugh ruhig. »Sie werden Familien grün den wollen. In dieser Hinsicht unterscheiden wir Engländer uns nicht von den Wal i sern.«
Ehefrauen, Familien… Josselyn begriff, wie töricht ihre G e danken gewesen waren. Er suchte nach Frau en für all seine Männer, nicht nur für sich selbst. »Ihr hättet nichts dagegen, wenn Eure Leute sich mit Wali serinnen einlassen würden?«
»Warum sollte ich? Aber wie werden die Väter der walisischen Mädchen darauf reagieren?«
Josselyn schüttelte den Kopf. War das sein Ernst? »Ihr werdet nicht die Väter, sondern die Mädchen selbst überzeugen mü s sen. In Wales werden Frauen nicht gezwungen, gegen ihren Willen zu heiraten.«
»Das habe ich gehört. Trotzdem gibt es doch be stimmt Väter, die Druck auf ihre Töchter au s üben, da mit diese einen Mann heiraten, der ihnen genehm ist.«
Josselyn dachte daran, dass ihr Onkel ihr nahe leg te, Owain ap Madoc zu heiraten, aber das war ein Thema, über das sie mit Engländern nicht diskutieren wollte, am allerwenigsten mit diesem Engländer…
Sie ging rasch weiter den Pfad entlang, war sich aber auf Schritt und Tritt bewusst, dass Fitz Hugh dicht hinter ihr blieb. »Walisische Frauen sind genau so loyal wie die Männer. Sie werden sich nicht mit Euren englischen Arbeitern einla s sen.«
»Aber meine englischen Münzen nehmen sie bereitwillig an – wie Gladys und du.«
Sie hatten das Flussufer erreicht. Josselyn wan d te sich dem Feind zu, fest entschlossen, ihm die Stirn zu bieten. »Eure Münzen werden wir a n nehmen«, gab sie zu. »Das ist aber auch schon alles. Ihr werdet Euer Leben nicht hier beenden! Ihr täuscht Euch selbst und Eure Leute, wenn Ihr Euch das einbi l det.«
Josselyn glaubte, dass ihre Bemerkung seinen Zorn erregen würde, doch er lächelte nachsichtig. »Ich habe gar nicht die A b sicht, mein ganzes Leben hier zu ver bringen, du heißblütiges walis i sches Mädchen. Llances Cymru«, wiederholte er in ihrer Sprache. »Doch bevor ich diesen Ort verla s se, wird es hier eine mäch tige Festung, eine blühende Stadt und jede Menge Kinder geben – Kinder mit walisischen Müttern und englischen V ä tern.«
»Englische Bastarde!«, fauchte Josselyn erbittert.
Fitz Hugh schüttelte den Kopf. »Mit dem nächsten Schiff wird ein Priester herkommen. Ich möchte, dass meine Männer heir a ten. Ich möchte, dass sie hier Wurzeln
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