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Die Braut von Rosecliff

Die Braut von Rosecliff

Titel: Die Braut von Rosecliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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wenn du zu lange zögerst.«
    Diese Bemerkung ging Josselyn auch während des ganzen Gottesdienstes nicht aus dem Kopf. Sie wünschte von He r zen, dass Owain eine andere Frau heiratete, doch damit wäre das Schicksal ihres Dorfs besiegelt. Owain war ein rücksicht s loser Kerl, der Carreg Du erobern würde, wenn er sicher sein konn te, dass niemand stark genug war, um sich ihm in den Weg zu stellen. Noch wurde er von seinem Vater eini ge r maßen in Schach gehalten, aber Madoc war nicht mehr der Jüngste… Und Onkel Clyde war nie ein kriegerischer Mann gewesen. Er hatte die Bedr o hung durch die Engländer lange Zeit nicht wahrh a ben wol len, und es würde ihm noch mehr wide r streben, ge gen walisische Landsleute zu kämpfen.
    Josselyn betete mit seltener Inbrunst: dass ihr Onkel gesund ble i ben, Owain nicht die Geduld verlieren und sie selbst irgendeine rettende Idee haben möge.
    Weil ihr jedoch nichts Vernünftiges einfiel, b e schloss sie, sich bei Newlin Rat zu holen. Nach dem Gottesdienst machte sie sich auf die Suche nach dem Barden, fand ihn aber weder am Fluss noch im dornen. Ins Lager der Engländer wollte sie sich nicht begeben, weil sie vermutete, dass Rhonwen ihr wieder einmal heimlich folgte. Am Waldrand rief jemand plötzlich ihren Namen und eilte auf sie zu: Sir Lovell, der Architekt.
    Er hatte einen roten Kopf und schwitzte, als er sie erreichte, denn es war warm geworden. »Was führt dich am Sabbat hierher, Josselyn?«
    »Ich suche Newlin. Habt Ihr ihn irgendwo ges e hen?«
    »Gestern hat er sich bis in die Nacht hinein mit Rand unterha l ten, aber heute habe ich ihn noch nicht gesehen.« Sir Lovell räu s perte sich. »Ich bin froh, dich getroffen zu haben, denn ich möchte dich etwas fra gen. Es geht um eine Angelegenheit, die mir zie m lich wichtig ist.«
    Das weckte sofort Josselyns Neugier. Sie sah den Baumeister jeden Tag, und er grüßte sie und die ande ren walisischen Frauen immer höflich, aber sie hatte noch nie unter vier Augen mit ihm gespr o chen. »Worum geht es denn?«
    »Um… um Gladys«, stammelte er verlegen.
    Gladys? Josselyn brauchte einige Sekunden, bis sie begriff, was er meinte, und dann hatte sie das Gefühl, vom Blitz getroffen wo r den zu sein. Sir Lovell interes sierte sich für Gladys – für Tomas’ Witwe!
    Sie wandte sich ab und zupfte nervös an ihrem Rock he r um, verzweifelt bemüht, nicht die Fassung zu verlieren. Fitz Hugh hatte von Anfang an gehofft, dass englische Männer und walisische Frauen sich ineinander verlieben würden, weil er seine Pläne dann leichter in die Tat umsetzen könnte. Und sie hatte ihm unbeabsichtigt geho l fen, indem sie Gladys überredete, als Köchin für die Engländer zu arbeiten!
    Für ihre eigenen Pläne hätte es jedoch verhe e rende Folgen, wenn Sir Lovell und Gladys ein Paar würden. Nein, diese R o manze musste im Keime erstickt wer den!
    Josselyn räusperte sich laut. »Gladys hat es seit dem Tod ihres Mannes schwer genug gehabt. Ihr solltet diese Situation nicht ausnutzen.«
    Seine Bestürzung stand dem Architekten ins Gesicht g e schrieben. »Aber ich möchte ihr doch nur helfen… Auch ich habe meine Frau verloren… Ich weiß außerdem, dass Gladys Kinder hat, um die sie sich kümmern sollte, anstatt für uns zu kochen.«
    »Für ihre Kinder wird jetzt gut gesorgt.« Josselyn zwang sich, grausam zu sein. »Gladys konnte den Verlust ihres Mannes nicht verkraften und hat ihre Kinder schändlich vernachlässigt, bis sie ihr wegge nommen wurden. Jetzt scheint sie sich gefa n gen zu haben, und wenn sie so weitermacht, bekommt sie die Kinder bald zurück, was ihr sehnlichster Wunsch ist. Eine Lia i son mit Euch, einem Engländer, könnte das verhindern. Und selbst wenn sie die Kinder trotzdem zurückbek ä me, würde ihre älteste Tochter ihr niemals verze i hen. Schaut Euch um, Sir Lovell – hinter einem der Bäume lauert bestimmt auch jetzt ein Mädchen, das seiner Mutter grollt, weil sie für Engländer arbe i tet, obwohl diese seinen Vater ermordet haben – Gla dys’ Eh e mann!«
    In Wirklichkeit hatte vermutlich Owain den a r men Tomas auf dem Gewissen, aber Josselyn konnte es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen – nicht wenn Sir Lovell sich für Gladys intere s sie r te, nicht wenn Fitz Hughs Wünsche in Erfüllung gingen, und das schon nach zwei Wochen. »Falls Gladys’ Wohl Euch wirklich am Herzen liegt, solltet Ihr sie in Ruhe lassen. Ihr dürft sie nicht zwi n gen, sich zwischen Euch und ihrem Volk zu

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