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Die Braut von Rosecliff

Die Braut von Rosecliff

Titel: Die Braut von Rosecliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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bewegte sich etwas. Ein Iltis? Die kletterten normalerweise nicht auf Bäumen herum, und Bäre n junge gab es um diese Jahreszeit noch nicht.
    Dann sah sie ein Gesicht – das Gesicht eines kleinen Jungen, schmutzig und mit einem blauen Auge, das fast zugeschwollen war. Sie zügelte ihr Pferd, und ihr Onkel drehte sich im Sattel um. »Was ist los?«
    Sie deutete auf den Baum. »Da oben sitzt ein Kind, und es scheint verletzt zu sein.«
    Bower brachte sein Pferd neben ihr zum Stehen. »Das ist Owains Sohn. Rhys heißt er, glaube ich. Ich habe ihn gestern auf dem Hof gesehen, in der Nähe der Küche. Sein Vater hat ihm das blaue Auge ver passt, ich weiß nicht, warum, aber der Kleine hat kei nen Mucks von sich gegeben.«
    Der Junge schien es zu verübeln, dass über ihn geredet wu r de. Er kletterte höher in den Baum hinauf, und Josselyn hielt den Atem an, als er ausrutschte und herunterzufallen drohte, doch sobald er sicher auf einem dicken Ast saß, spähte er wieder nach unten.
    »Haut ab, ihr diebischen Arschlöcher!«, schrie er, holte einen Stein aus seinem schäbigen Mantel und schleuderte ihn auf die Gruppe.
    Bower drohte ihm mit der Faust. »He, du Flegel, hüte deine Zunge, sonst reiß ich sie dir aus dem Kopf!«
    »Versuch es mal, dann schneidet mein Vater dir die Eier ab, und ich esse sie als Abendbrot!«
    »Jetzt reicht 7 s aber!« Bö wer wollte absteigen, doch Clyde hielt ihn mit einer Geste davon ab.
    »Lass ihn! Wir haben noch einen weiten Weg vor uns.«
    »Das Bürschchen hätte eine ordentliche Tracht Prü gel verdient, weil es so respektlos ist, speziell zu der Frau, die bald seine Mutter sein wird.«
    »Was kann man von Owains Sohn schon erwar ten?«, mu r melte einer der anderen Männer, und Jos selyn gab ihm insg e heim Recht. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm…
    Sie ritten weiter, und das Kind schleuderte we i tere Steine, die jedoch niemanden trafen. Josselyn drehte sich im Sattel um und warf einen letzten Blick auf den schmutzigen Jungen, der de m nächst ihrer Obhut anvertraut sein würde. Als hätte er ihre Gedanken erraten, kreischte er von seinem Hochsitz aus: »Ich hasse dich! Ich hasse dich!« Seine hohe Stimme gellte ihr in den Ohren. »Du wirst nie meine Mutter sein!«
     

9
    Rand beobachtete und wartete ab. Seine Späher hat ten geme l det, dass Josselyn zusammen mit ihrem On kel und den anderen Männern nach Carreg Du zu rückkehrte. Offenbar hatte sie O wain ap Madoc nicht geheiratet. Jedenfalls noch nicht.
    Und es würde auch niemals dazu kommen, schwor Rand sich.
    Unwillkürlich zog er die Zügel etwas straffer an, und sein großer Hengst schnaubte erwartung s voll. Was hätte er getan, wenn diese Hochzeit, die eine Ver söhnung zwischen zwei ve r feindeten Familien bewir ken sollte, bereits stattgefunden hätte?
    Nun, er hätte natürlich die Wachposten verdo p pelt und seinen Leuten befohlen, noch schneller als bisher zu arbeiten. Sie schufteten, ohne zu murren, denn für den Fall, dass die innere Bur g mauer vor dem nächs ten Winter mindestens drei Meter hoch war, hatte er ihnen großzügige Belo h nungen versprochen: sie wür den zwei Jahre keine Steuern bezahlen und nur an halb so vielen Tagen wie vorgeschrieben für ihn arbei ten müssen.
    Rand brauchte diese Mauer, um die Waliser in Schach zu halten, um seine Stärke zu demonstrieren. Zum jetzigen Zei t punkt kämen Kämpfe ihm mehr als ungelegen. Welch ein Glück, dass Joss e lyn noch nicht mit Owain verheiratet worden war!
    Von dem dicht bewaldeten Hügel, der ein idealer Beobac h tungsposten war, blickte er auf den schmalen Weg hinab, wo man nur hintereinander reiten konnte. Drei Mann vor Josselyn, drei Mann hinter ihr - eine vernünftige Regelung, um die Frau zu beschüt zen. Doch jetzt, da sie sich ihrem Heimatdorf näher ten, rechnete offenbar niemand mehr mit einem Angriff.
    An einer etwas breiteren Stelle preschte einer der drei Mä n ner an Josselyn vorbei und reihte sich weiter vorne wieder ein. Der Letzte blieb etwas zurück und stieg ab – zweifellos wollte er im Unterholz seine Not durft verrichten.
    Rand gab einem seiner Soldaten ein Zeichen, den leichtsi n nigen Nachzügler gefangen zu nehmen. Gleich würde Joss e lyn nur noch von einem einzigen Reiter Rückendeckung haben! Ein Kinderspiel, sie zu entführen… Sobald sie seine Geisel war, würde ihr Onkel keinen Angriff gegen die Engländer wagen, egal ob mit oder ohne Hilfe anderer Wal i ser…
    Und Rand würde sehr viel Zeit haben, um das ver

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