Die Braut von Rosecliff
logene G e schöpf zu verführen!
Er hörte einen Vogelruf – das Signal seines So l da ten, dass die Überrumpelung gelungen war –, und er sah, wie das Pferd des sorglosen Walisers ins Dickicht geführt wurde. Josselyn hatte zum Glück nicht be merkt, dass einer ihrer Beschützer ve r schwunden war. Sie ritt unbekümmert weiter, auf jene Stelle zu, die Rand und Osborn im voraus für ihren Angriff aus gesucht hatten. Dort machte der Weg kurz hinterei nander zwei scharfe Biegu n gen, und es war auch oh ne weitere Absprache klar, dass Osborn den Soldaten hinter Josselyn und Rand das Mädchen entführen würde.
Sie lenkten ihre Pferde den Hügel hinab, durch das dichte U n terholz, stiegen sodann ab und schlichen sich an den Pfad he r an. Bald kam Josselyn in Sicht, eine schlanke Gestalt trotz des dicken grünen Mantels, in den sie sich gehüllt hatte. Ihr bloßer Anblick genügte, um Rands Blut heißer und schneller pulsieren zu la s sen.
Das war nicht der Grund, weshalb er sie entfü h ren wollte, rief er sich streng zur Ordnung. Es ging ausschließlich um Taktik, um Politik. Er musste dafür sorgen, dass seine Leute nicht von den Walisern ange griffen wurden.
Das änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass er dieses aufsässige Mädchen begehrte und mit ihm ins Bett gehen wol l te. Eine Vergewaltigung kam für ihn nicht in Frage, aber er war recht zuversichtlich, Josse lyn verfuhren zu können. Doch z u nächst einmal musste er sie rauben…
Zu seiner Rechten spannte Osborn alle Muskeln an. Jetzt war die Zeit zum Handeln gekommen!
Wie ein geschmeidiger Tiger sprang Rand aus seinem Ve r steck hervor und landete mit einem Satz auf dem Rücken von Josselyns Pferd. Mit einer Hand packte er die Zügel, mit der anderen hielt er ihr den Mund zu. Dann grub er seine Absätze in die Flanken der erschrockenen Stute und lenkte sie in den Wald.
Josselyn wollte schreien, doch die harte, schwielige Hand hi n derte sie erfolgreich daran, und ihr Rücken wurde an einen breiten Brustkorb g e presst. Im ersten Moment war sie vor Schreck wie gelähmt, aber dann begann sie sich zu wehren, versuchte ihm die Zügel zu entreißen und ihn zu beißen.
Der Entführer drückte sie noch fester an sich. »Lass das, Joss e lyn! Dadurch kann deine Lage sich nur ver schlimmern.«
Sie erkannte die Stimme. Randulf Fitz Hugh! Ihre erste Rea k tion war Erleichterung, gefolgt von Scham. Sie hatte gedacht, dass es Owain war, der sie entführt hatte, weil er sich nicht bis zur Hochzeit gedulden wollte. Eine solche Schan d tat wäre ihm durchaus zuzutrauen. Jetzt war sie eine Zeitlang vor ihm in Si cherheit…
In Sicherheit? Wie konnte sie auf eine derart absur de Idee kommen, wenn sie sich in der Gewalt eines Engländers b e fand?
Die sanfte Stute hatte lange vor Josselyn eing e sehen, dass es sinnlos wäre, sich dem harten Schenkel druck des Mannes zu widersetzen, der die Zügel an sich gerissen hatte. Sie folgte willig seinen Befehlen, bahnte sich einen Weg durch den Wald, einen Abhang hinab, einen Hügel hinauf…
Schließlich kam ihnen ein Mann entgegen, der einen großen Hengst am Zügel führte – das Pferd des Lords. Rand lockerte seinen eisernen Griff ein wenig und nahm seine Hand von i h rem Mund, allerdings erst, nachdem er Josselyn gewarnt hatte: »Wenn du schreist, wird deinem Landsmann die Kehle durchg e schnitten!« Er drehte ihren Kopf zur Seite, damit sie Haup t mann Osborn sehen konnte, der Bower gefangen genommen, gefesselt und geknebelt hatte.
In Bowers Augen stand ohnmächtige Wut, aber auch Angst geschrieben, und Josselyn fragte sich, ob Rand wirklich imsta n de wäre, einen hilflosen Mann abzuschlachten. Sie wollte es nicht auf einen Versuch ankommen lassen… So als hätte er ihre Gedanken gelesen, knurrte Rand dicht an ihrem Ohr: »Sind wir uns einig?«
Sie nickte widerwillig. Was blieb ihr anderes ü b rig?
»Ausgezeichnet.«
»Was erhofft Ihr Euch von diesem…?« Josselyn kam nicht dazu, ihre Frage zu beenden, denn er band ihr den Mund mit einem Leinenstreifen zu, packte ihre Hände und fesselte sie auf ihrem Rücken. Das ging so blitzschnell, dass sie sich nicht einmal wehren konnte. Dann stieg er ab und zog sie mit sich. Die Fußtritte, die sie ihm versetzte, beeindruckten ihn nicht im Geringsten. Er setzte sie rittlings auf seinen Hengst und schwang sich hinter ihr in den Sattel.
Außer sich vor Zorn über diese Behandlung, trat sie wieder nach ihm und schaffte es, mit ihrem Absatz sein Knie zu treffen.
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