Die Braut von Rosecliff
Großvater, ein Mann, der eine starke Frau braucht.« Sie zwinkerte Josselyn zu. »Eine temp e ramentvolle, sinnliche Frau.«
Josselyn verstand, worauf Meriel anspielte, und erschauerte wieder, diesmal vor Ekel. Sie wusste mit absoluter Sicherheit, dass sie Owain ap Madoc nie begehren würde. Niemals!
Ihr Abscheu spiegelte sich wohl in ihrem Gesicht wider, denn Meriel bedachte sie mit einem tei l nahms vollen Blick und einem Rat. »Je schneller eine Frau sich mit ihren ehelichen Pflichten abfindet, desto bes ser. Nach einer gewissen Zeit we r det Ihr vielleicht sogar Spaß daran haben. Es gibt Frauen, die gar nicht genug von ihren Mä n nern bekommen können… Jeder Braut geht es so wie Euch, aber das…«
Sie verstummte, denn auf der schmalen Treppe waren schwere Schritte zu hören. Sobald Madoc ap Lloyd die Halle betrat, schob sie seinen Stuhl zurecht und brachte ihm einen Becher heißen Bieres. Er nick te ihr kurz zu, ohne sie weiter zu beachten. Seine braunen Augen waren auf Josselyn gerichtet. »Es ist gut, wenn eine Frau früh aufsteht.«
»Ob ich früh oder spät aufstehe, dürfte für die Hei ratspläne Eures Sohnes nicht entscheidend sein«, platzte sie heraus.
Madoc kicherte amüsiert. »Das stimmt – er wünscht sich eine hübsche Frau im Bett, die ihm viele Söhne bescheren wird.«
»Und im Gegenzug wird er uns helfen, die Englän der zu ve r treiben, die unser Land an sich reißen wol len?«
»Wir werden euch dabei helfen«, korrigierte Madoc. »Ich bin das Oberhaupt dieser Familie, und wir werden gegen die En g länder kämpfen, auch wenn du Owain nicht heiratest. Jeder W a liser muss gegen sie kämpfen, denn wenn wir es nicht tun, wer den sie sich bald als Herren in unserem Land aufspie len. Ich will allerdings nicht verhehlen, dass diese Eheschließung sehr wü n schenswert wäre, denn sie würde einen dauerhaften Frieden zw i schen unseren Familien gewährleisten, und davon würden alle pro fitieren.«
Josselyn runzelte die Stirn. Diese Argumente waren ihr zur G e nüge bekannt, änderten aber nichts an ihrem Widerwillen gegen Owain. »Ich sehe einer Ehe mit Eurem Sohn nicht mit großer Freude entgegen«, gab sie zu.
Madoc warf ihr einen scharfen Blick zu. »Hast du einen anderen Liebhaber?«
»Nein!« Einen Engländer, der sie geküsst hatte, konnte man schwerlich als Liebhaber bezeichnen, oder?
»Ich werde meinem Sohn ins Gewissen reden. Er ist ein wenig jähzornig, aber er hat Meghan, seine Frau, nie misshandelt. Auch dir wird er nichts zu Leide tun.«
Ein schwacher Trost für Josselyn… Ihr Onkel betrat die Halle, und Madoc bat ihn höflich an seinen Tisch. Langsam füllte sich der Raum – die Männer früh s tückten, die Frauen bedienten sie demütig!
Nur Owain kam lächelnd auf Josselyn zu. »Komm, setz dich zu mir und iss etwas.« Seine Stimme war sanft, hatte nichts Fo r derndes an sich, und deshalb hatte sie keinen Vorwand, ihm eine Abfuhr zu ertei len. Alle Augen waren auf sie gerichtet, als er ihr galant seinen Arm bot und sie an den Haup t tisch führte. Sobald sie nebeneinander auf der Bank Platz geno m men hatten, wurden ihnen volle Teller und dampfende Becher serviert. »Danke«, murmelte Jos selyn, als Owain ihr sein Messer übergab, wie das bei Paaren so üblich war.
»Wenn wir verheiratet sind, wird alles, was mir gehört, auch dir gehören«, versprach Owain. »Nicht nur dieses Messer, sondern auch diese Halle und alles andere.« Er machte eine ausl a dende Geste, bevor er seinen Becher zum Mund führte.
Du bist noch nicht das Familienoberhaupt, dachte Jos selyn erbost. Owain war viel zu selbstsicher und viel zu ehrgeizig, aber durfte sie ihm das wirklich zum Vorwurf machen? Es waren offenbar typisch männli che Eigenschaften, die sie bei dem englischen Lord nicht gestört hatten, der minde s tens genauso arr o gant war. Warum war Owain ihr dann so zuwider, wäh rend Randulf Fitz Hugh eine unwiderstehliche Anzie hungskraft auf sie ausübte?
Sie zwang sich, etwas zu essen. Vielleicht tat sie Owain Unrecht, vielleicht hatte er auch lieben s werte Charakterzüge… Vielleicht sträubte sie sich nur gegen diese Heirat, weil man sie ihr aufzwi n gen woll te… Höchste Zeit, das herauszufinden!
»Könnten wir einen Spaziergang machen?«, schlug sie vor. »Ich würde gern unter vier Augen mit dir sprechen.«
Owain grinste zufrieden. »Dein Wunsch ist mir Befehl.« Er stand auf und bot ihr wieder seinen Arm.
»Ich möchte nur reden«, stellte Josselyn vorsor g lich
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