Die brennende Gasse
Computer, als sei er persönlich für die Daten verantwortlich, die ihm eingegeben worden waren. » Aber wie wär ’ s, wenn du mir jetzt etwas verraten würdest, was ich noch nicht weiß? « Sie öffnete das Befehlsfenster für genetische Auswertung.
» Hier «, sagte sie und berührte den Bildschirm, » damit du was zu tun hast, während ich mich anziehe. «
Ihre Anrufe waren erledigt, ihre Haare trocken, und sie verdaute bereits ein schnelles Abendessen, als sie einige Zeit später wiederkam, um die Fortschritte von V. M. zu überprüfen. Der kleine Taschencomputer hatte achtzig Prozent der riesigen Aufgabe, die sie ihm gestellt hatte, erledigt. Eine Auswahl Jungen war noch übrig, aber endlich meinte Janie auf dem Schirm vor sich etwas Unerwartetes zu erkennen.
KAPITEL 17
» I ch glaube, diese neuen Gäste könnten mich vor meiner eigenen Torheit bewahrt haben «, flüsterte Chaucer Alejandro zu, als er wieder auf seinem Stuhl saß.
Aber der Jude an seiner Seite beachtete ihn nicht, denn seine Aufmerksamkeit war ganz auf Guillaume Karle gerichtet, der direkt gegenüber am Tisch Platz genommen hatte und jetzt mit bleichen Wangen zu ihm herüberstarrte.
Ihre gegenseitige Musterung entging de Chauliac nicht, der von seinem hochlehnigen Stuhl am Kopf der Tafel aus mit Adleraugen die Vorgänge beobachtete. » Marcel «, schnarrte er, » Ihr müßt Euren Begleiter vorstellen. «
Marcel, der nichts von der sich entfaltenden Intrige ahnte, stand auf und legte eine Hand auf Karles Schulter. » Dies ist mein junger Neffe Jacques, der zu Besuch in Paris weilt. Zu einer höchst ungünstigen Zeit, muß ich sagen, aber er wollte auf Drängen meiner Schwester grandmère seinen Respekt erweisen. Und ich hielt es nicht für passend, ihm davon abzuraten. «
» Willkommen, Neffe meines guten Freundes le Provoste! Ich bin entzückt, Eure Bekanntschaft zu machen, und geehrt, daß Ihr Euch von Eurer grandmère losgerissen habt, um an meinem Tisch zu sitzen. Doch mir scheint, Ihr kennt wohl schon einen meiner anderen Gäste. «
Karle schaute nervös in de Chauliacs Richtung und ließ dann den Blick über die Tafel schweifen. Er fühlte sich unwohl bei der neugierigen Taxierung der anderen Gäste, am meisten von Seiten des jungen Chaucer. Er rang um Fassung, während alle auf seine Antwort warteten. Schließlich stammelte er verneinend: » Nein … aber für einen Moment hat mich der Herr an jemanden erinnert. « Er wandte sich wieder an Alejandro und sagte: » Ich bitte um Verzeihung, Herr, wenn meine Aufmerksamkeit Euch aufdringlich erschien. «
Alejandro schüttelte rasch den Kopf. Er saß stumm und steif da, den Blick unverwandt auf den Rebellen mit den bernsteinfarbenen Haaren gerichtet, jenen Mann, der sich um seine geliebte Kate kümmern sollte. Was ist das für ein Wahnsinn? dachte er bei sich, als er Marcels falsche Vorstellung hörte. Er sah sich an der Tafel um und fragte sich, ob auch alle anderen so etwas wie Schwindler waren; rasch kam er zu dem Schluß, es sei durchaus möglich. Als er an der Reihe war, den Zuspätgekommenen seinen Namen zu nennen, erhob er sich ein wenig und schloß sich dem allgemeinen Täuschungsmanöver an. » Hernandez, zu Ihren Diensten, Messieurs. «
Umgehend erläuterte de Chauliac: » In diesem Raum herrscht zu große Bescheidenheit. Dies ist Doktor Hernandez, um genau zu sein. Mein früherer Schüler. «
Marcel zog interessiert die Augenbrauen hoch. » Dann müßt Ihr sehr gefragt sein, Herr; es gibt in Paris nur noch wenige Ärzte. So viele sind umgekommen. Ich habe viele Stunden mit der berechtigten Sorge zugebracht, wer sich um unsere Bürger kümmern soll. «
Dazu hatte auch der junge Chaucer etwas beizutragen; begeistert mischte er sich in das Gespräch ein. » Mein Herr Lionel erwähnt oft, wie sehr sein Vater den Mangel an Ärzten beklagt und gleichzeitig den Überfluß an Rechtsgelehrten kritisiert. «
Marcel lächelte. » Da ich selbst unter einem der zu vielen Rechtsgelehrten zu leiden hatte, kann ich verstehen, daß der König der Advokaten überdrüssig ist. Aber Ärzte sind ein wertvolles Gut. «
» Er ist nicht hergekommen, um Patienten zu behandeln, Etienne «, unterbrach ihn de Chauliac, » sondern um zu lernen. Und zwar aus einem schönen medizinischen Lehrbuch, das auch ich mir ansehen durfte. « Liebenswürdig lächelte er in Alejandros Richtung. » Ich bin sehr dankbar für die Ehre, die Doktor Hernandez mir erweist, indem er meine Meinung einholt. «
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