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Die brennende Gasse

Die brennende Gasse

Titel: Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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rannte, schien es ihm, als habe sie auch sein Gewicht. Doch seine Füße waren wundersam sicher, und endlich erreichte er sein Ziel.
    Er ließ sie auf eine Bank gleiten und schüttelte sie unsanft, um sie zu sich zu bringen. Sie öffnete die Augen und sah ihn mit der herzzerreißendsten Trauer an, die er je erblickt hatte. Wieder begann sie zu klagen, und er nahm sie in die Arme, drückte sie an sich, in dem Versuch, ihr Leid zu seinem eigenen zu machen. Ihr Körper bebte zwar vor Schluchzen, war aber steif wie ein Leichnam und wollte sich seiner Umarmung nicht fügen.
    Der Schlachtenlärm rückte näher, und Alejandro wußte, daß sie binnen kurzem von einer Flut verwundeter, blutender Männer überschwemmt würden, die um Hilfe schrien; für einige würde ein schneller Tod die größte Gnade sein. Er löste seine Umarmung und packte Kate fest bei den Schulter.
    » Tochter «, appellierte er an sie, » deine Trauer ist unermeßlich. Ich weiß das. Aber Witwe sein kannst du morgen. Im Augenblick wirst du als Heilerin gebraucht, zu der du ausgebildet worden bist. «
    »O Père, o Père « , schluchzte sie, »er ist tot … mein Gatte ist mir genommen.«
    Er sprach entschieden, aber mit tiefs ter Anteilnahme. » Und er wird niemals wiederkommen. Von diesem Augenblick an ist das deine Bürde. « Dann fuhr er in sanfterem Ton fort: » Adele ist seit vielen Jahren nicht mehr bei mir. Und trotzdem spüre ich den Schmerz noch immer. Aber ich habe dich. Wir haben einander – und bald dein Kind! Jetzt müssen wir handeln, damit dein Sohn auf eine Welt kommt, wo er besser heranwachsen kann. «
    Der Kummer wich nicht von ihrem Gesicht, und sie war schrecklich benommen, aber wischte tapfer ihre Tränen ab. Vater und Tochter umarmten einander einen Moment, der der letzte ruhige Augenblick des Tages sein würde. Als sie sich losließen, ging Alejandro zur Tür und öffnete sie. Er schaute nach draußen durch die Bäume zur Straße, und ihm stockte der Atem.
    Die Verwundeten lagen bereits zu zweit übereinandergestapelt im Schlamm der Straße jenseits des Langhauses; entweder hatten sie sich selbst dorthin geschleppt und waren zusammengebrochen, oder man hatte sie gebracht und dort abgelegt. Durch die offene Tür waren ihre Schreie deutlich zu hören. Alejandro wandte sich kopfschüttelnd nach Kate um. » Wir müssen sie behandeln, wo sie liegen «, beschied er ihr.
    Sie rafften alles zusammen, was sie tragen konnten, und gingen zum Straßenrand. Einen nach dem anderen legten sie die Verwundeten dicht nebeneinander in ordentliche Reihen. Einige waren bereits gestorben, und sie trugen sie zu einer entfernteren Stelle unter den Bäumen, wo sie sie aufeinanderhäuften. Diejenigen, die sofort und gründlich behandelt werden mußten, legten sie in eine Reihe; die mit Wunden, welche nicht unbedingt tödlich waren, in eine andere – diejenigen mit hoffnungslosen Verwundungen in eine dritte.
    Sie begannen bei jenen, die am verzweifeltsten Behandlung brauchten; bei jedem neuen Opfer schätzte Alejandro mit einem schnellen Blick den Grad der Verletzung ein und ordnete an, den Mann in die entsprechende Reihe zu legen. Amputationen wurden ohne Laudanum binnen Sekunden vorgenommen und die Stümpfe mit dem Teil den Kleidungsstücks abgebunden, das nach der Entfernung des Glieds nicht mehr benötigt wurde. Die abgetrennten Gliedmaßen selbst wurden auf den Leichenhaufen geschichtet, damit das herauslaufende Blut die Straße nicht in einen Fluß aus rotem Schlamm verwandelte. Alejandro wies Kate an, sie solle ins Langhaus gehen und genug Holz für ein Feuer bringen, es mit einer Kohle aus dem Herd anzünden und dann, wenn es lichterloh brenne, rohe Kohlen herausnehmen und damit die blutenden Stümpfe ausbrennen.
    Alejandro nahm das Schwert eines Gefallenen, hielt es ins Feuer und zog es erst wieder heraus, als es rot glühte. Er behandelte hundert Wunden der Eingeweide, indem er das Schwert auf die klaffenden Öffnungen drückte, um die Blutung zu stoppen und die Fäulnis zu verhindern, die sonst mit Sicherheit folgte. Nach jeder Verwendung hielt er das Schwert erneut ins Feuer, um es zu reinigen. Oft wollten die Verwundeten nichts weiter, als daß jemand für sie betete. Sie trachteten nur danach, bei ihren Kameraden zu sterben und nicht allein auf dem Schlachtfeld, zertrampelt von Pferdehufen und verhöhnt von den Soldaten Navarras. Also kniete Kate sich jeweils neben den Getroffenen und flüsterte: » Gegrüßet seist du Maria, der Herr ist

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