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Die brennende Gasse

Die brennende Gasse

Titel: Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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schrecklich weit ausgebreitet hatte, so jämmerlich allgemein geworden war? Oft empfand sie sie selbst auch voller Grimm, weil das, was diese Scheu vor Fragen auslöste, nur Angst sein konnte.
    » Es würde mich freuen, wenn wir ihn in das Patientenpflegezentrum der Stiftung aufnehmen könnten. Ich will aber offen zu Ihnen sein, denn da bestehen einige Schwierigkeiten. Es gibt finanzielle Probleme, die noch nicht geklärt sind. «
    Bitterkeit machte sich auf dem Gesicht der Mutter bemerkbar.
    » Wie immer! «
    » Auf keinen Fall möchte ich Ihnen unbegründete Hoffnung machen. Aber wenn Ihnen das ein Trost ist, Sie sind nicht allein – wir versuchen, noch einen anderen Jungen aufzunehmen, der ähnlich betroffen ist wie Abraham … «
    » Inwiefern ähnlich? « unterbrach Mrs.  Prives sie.
    » Die gleiche Art von Knochenzersplitterung. «
    » Die Leute haben mir gesagt, daß solche Brüche selten sind. «
    » Nun ja, das glauben wir alle … «
    » Glauben? «
    Janie zögerte, da sie ihre Antwort so klar und so wenig entmutigend wie möglich formulieren wollte. » Genaugenommen ist darüber noch nicht viel nachgedacht worden. Daran sehen Sie, wie selten sie sind. Im Moment geht es um die Genehmigung zu einer landesweiten Befragung, ob es noch weitere Fälle gibt. «
    » Und die ist schwer zu bekommen? «
    » Leider oder zum Glück, je nach Standpunkt, ja, sozusagen schwierig. Aber nicht unmöglich. Die Erfolgsrate der Stiftung bei Anträgen auf Zugang zur Datenbank ist recht gut. «
    » Wo ist dieser andere Junge? «
    » Boston. «
    » Oh! Also eigentlich nicht von hier. «
    Janie schwieg einen Moment. » Nein, wohl nicht. « Während sie im stillen die Finger kreuzte und sich wünschte, der Antrag, den sie bereits eingereicht hatte, würde genehmigt, dachte sie: In einem solchen Fall wäre sogar dieselbe Erdhalbkugel so etwas wie » von hier « .
     
    A brahams wegen mußte sie so viele Telefonate führen, daß sie ihren Nachmittagstermin fast vergessen hätte. Aber schließlich kam ein Zwischenmoment, in dem Janie einen raschen Blick in ihren Kalender warf, und da war sie – eine Verabredung, bereits vor ein paar Tagen getroffen und beinahe vergessen …
    Reine Verleugnung, wurde ihr klar. Sie griff nach ihrer Tasche und rannte hinaus.
    Der dunkelgetäfelte und mit Messing beschlagene Aufzug, in dem sie nach unten fuhr, sah noch immer nach der Handelsbank aus, die früher in diesem Gebäude residiert hatte. Sie war übernommen worden, als der Vorstand und die meisten Aufsichtsratsmitglieder sich tief vor MR SAM verneigten und nicht wieder hochkamen. Das war ein klassischer Fall von Konsolidierung mitten in den Ausbrüchen, bei dem ein dicker Fisch, ein Großkonzern, bewies, daß ein kleinerer Konzernfisch in der Nahrungskette unter ihm stand, indem er ihn schluckte. Der größte Teil des Profits kam dabei ein paar ehrgeizigen, vom Glück begünstigten Aktionären zugute, die den Weitblick besaßen, ihre Ernte einzufahren, solange die Seuche wütete.
    Janies Timing war besser als gewöhnlich – der Bus, der zur Universität fuhr, schaukelte gerade um die Ecke, als sie die Granittreppe hinunterstieg. Sie legte ihre rechte Hand auf den Türsensor und stieg ein, nachdem sich die Klappen mit dem Geräusch entweichender Luft geöffnet hatten. Dabei wünschte sie sich, sie hätte das Benzin rechtfertigen können, um diese Fahrt mit dem Auto machen zu können. Es hätte sicher weniger Zeit gekostet. Irgendwo in Big Dattie würde der Zähler für ihre Busfahrten auf dieser Strecke um einen Punkt höher springen, sobald das System ihre Tagesdaten gespeichert hatte. Doch da sie alleinstehend und kinderlos war und keine alten Angehörigen besaß, die sie unterstütze n m ußte, kam sie nicht in den Genuß der billigsten Benzinpreiskategorie; außerdem verbrauchte sie viel zuviel von ihrer jährlichen Zuteilung für fragwürdige kleine Ausflüge. Also würde der Zähler weiterhin ab und zu höher klettern. Sie zwang sich, nicht mehr daran zu denken.
    Wenn sie bloß die Einwanderung erleichtern würden, dann würde es vielleicht genug Arbeiter geben, die die Benzinproduktion wieder normalisierten, dachte sie sehnsüchtig, als der Bus sich wieder in den Verkehr einfädelte.
    Vielleicht könnte Bruce einreisen, wenn er bereit wäre, für eine Raffinerie zu arbeiten …
    Sie schnaubte leise bei der absurden Erkenntnis, daß ihr Liebhaber auf der anderen Seite des Ozeans, falls es ihm jemals gelingen sollte, in die Vereinigten

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