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Die brennende Gasse

Die brennende Gasse

Titel: Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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preiszugeben, wird an meinem Leben nicht viel ändern. «
    Hoffe ich jedenfalls, fügte sie im stillen hinzu.
    KAPITEL 5
    D as Geräusch der Hufe erreichte das Dickicht, wo Kate und Karle unruhig kauerten. Entsetzt lauschten sie, wie das Klapp-klapp - klapp immer lauter wurde. Es paßte so gar nicht zum lieblichen Gezwitscher der Vögel über ihnen.
    Dann hallten die Hufe laut wie Donner und übertönten alles, nur nicht Alejandros unverkennbares Signal. Der Vogelschrei durchschnitt das Summen der Insekten und brachte die Singvögel für einen kurzen Moment zum Schweigen, bis sie alle aufflatterten und eine krächzende Kakophonie anstimmten, laut genug, um die arme Seele aufzuwecken, die erst heute morgen beerdigt worden war. » O Père … « , stöhnte Kate. Guillaume Karle packte sie bei der Hand und versuchte, sie wegzuziehen.
    Sie wehrte sich, wollte sich seinem Griff entwinden, bis er schließlich gezwungen war, sie gewaltsam mitzuschleifen. Doch als das Schnauben und Wiehern der Pferde klang, als sei es nur noch wenige Schritte entfernt, erkannte sie, daß sie keine andere Wahl hatten, als wegzulaufen. Also folgte sie ihm, und in wilder Hast stolperten sie über alles mögliche Wurzelwerk vorwärts, nur weg von der Hütte. Sie mieden Lichtungen und Wege, kämpften sich durch das dornige Unterholz, bis ihre Kleider zerrissen waren und Blut aus Kratzern an ihren Armen und Fußgelenken floß. Bald waren sie so außer Atem, daß keiner von ihnen mehr sprechen konnte. Schl ießlich zupfte Kate heftig an Karles Ärmel, um ihn anzuhalten; sie konnte nicht weiter, bevor sie sich ausgeruht hatte, und sei es nur kurz. Ihr kräftiges Zerren überraschte Karle, und er blieb so abrupt stehen, daß sie gegen ihn prallte. Sie stolperten und lehnten keuchend ein paar Augenblicke aneinander, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Dann fielen sie auf die Knie, sich noch immer gegenseitig stützend, und saugten tief den warmen nach Fichtennadeln duftenden Waldbodengeruch ein.
    Der Mann, der in einer Staubwolke von seinem Pferd sprang, würde König von Frankreich werden, wenn alles nach seinem Plan verlief, oder, wie er gern manchmal vor Grimm brüllte, » wenn meine Mutter bloß ein Mann gewesen wäre! «. Doch seine Mutter, die Tochter von Ludwig X., war in das Bergreich von Navarra abgeschoben worden, als dessen König sich Charles jetzt bezeichnen durfte – ein Reich, das viel zu unbedeutend und entlegen war, um seinen grandiosen Ehrgeiz zu befriedigen.
    Er war ein kleingewachsener Mann, aber dennoch furchtlos, und immer umgab ihn eine Aura von Verderbtheit, als hege er irgendeinen unausgegorenen Vorsatz, der zu nichts Gutem führen konnte. Als er zum erstenmal hörte, daß man ihn Charles den Bösen nannte, hatte der junge König von Navarra angeblich gelächelt. Sollen sie mich doch für böse halten, hatte er entzückt gerufen, sollen sie mich doch fürchten! Das würde ihm nur helfen, seine Ziele zu erreichen. Wenn der übrige Adel ihn schwach und verwundbar glaubte, konnte er nichts ausrichten!
    Der böse Eindringling stieß die Tür auf und schlenderte in die kleine Steinhütte, das Schwert gezogen und bereit. Seine Haltung war angemessen königlich. Er ließ den jungen Ritter, der ihn begleitete, natürlich nicht als ersten eintreten, um festzustellen, ob die Hütte leer war. Nach einem schnellen, abschätzenden Blick auf den Verwundeten am Tisch sah Charles von Navarra sich flüchtig im Rest des kleinen Raumes um und stocherte hier und da mit der Spitze seines Schwertes umher, bis er sich davon überzeugt hatte, daß sich sonst niemand in der Hütte befand.
    Er trat an den Tisch und stand über dem erschrockenen Franzosen. Verächtlich schaute er auf ihn herab. » So, so, nun schaut Euch das an «, rief er über die Schulter seinem Gefährten zu. » Anscheinend hat Karle mir etwas zu tun hinterlassen. Und er hat die Arbeit bereits für mich begonnen. Ich sollte bestraft werden, weil ich ihn für kleinlich gehalten habe. « Mit der Spitze seines Schwertes stocherte er an dem nässenden Stumpf herum, und der Amputierte schrie vor Schmerz auf. » Obwohl ich zugebe, ein ganzer Bauer wäre mir lieber gewesen, damit man ihn foltern kann, bis er verrät, wohin Karle gegangen ist. «
    » Schwein «, zischte der Verlorene herausfordernd.
    Navarra stocherte erneut mit dem Schwert, und der Mann stie ß v or Qual blubbernd die Luft aus. Der kleinwüchsige Edelmann beugte sich über den verwundeten Soldaten und schnupperte. »

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