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Die brennende Gasse

Die brennende Gasse

Titel: Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Grund. Log er, oder verheimlichte er ihr etwas, von dem er annahm, sie wolle es vielleicht nicht hören? Verbarg er ihr etwa ein paar private Gedanken über ihre Situation, die ihr nicht gefallen würden? Tom war normalerweise so direkt. Janie fand sein Verhalten ziemlich entnervend.
    Was immer es war, das ihn störte, sie hatte ihm stets vertraut, und so sollte es auch bleiben. » Ich glaube fest an dich «, versicherte sie ihm.
    Jetzt kam der Augenkontakt wieder. Er wirkte auf sie immer sehr intensiv.
    » Ich weiß … « Er nickte. » Und schätze das auch. Gewöhnlich fühle ich mich geschmeichelt, nur ist … nun ja, Bruce ist nicht, ich meine, eigentlich bist du meine Mandantin, und … offen gestanden – sind die Einwanderungsgesetze nicht so mein Fach. Ich habe mich ganz auf Medizinrecht und Bioethik spezialisiert und deswegen das Gefühl, daß ich mir auf anderen Gebieten nicht zuviel zutrauen sollte. Du wärst wohl besser dran mit jemandem, der mehr darüber weiß als ich. «
    Er hatte recht – sie hätte am liebsten aufgeheult. Aber er war so vernünftig und überlegt in seinen Argumenten und so offensichtlich verstört über das, was er als sein Versagen betrachtete, daß Janie fast Mitleid mit ihm hatte. An seiner Haltung und seinem Benehmen erkannte sie, daß er von sich selbst enttäuscht war. Zum erstenmal bemerkte sie ein paar Sorgenfalten auf seiner Stirn.
    Janie nahm die Hand ihres alten Freundes und drückte sie leicht, während sie eine Gruppe von Bänken ansteuerten. Sie tätschelte sie und ließ sie dann wieder los. » Du bist mein Anwalt, Tom. Und ich vertraue voll und ganz darauf, daß du jeden Kollegen zu Rate ziehen wirst, dessen Rat du brauchst. Ich möchte wirklich nicht mit jemand anderem zu tun haben, vor allem jetzt, wo vieles so … so schiefzulaufen scheint. « Sie sah ihn gewinnend an. » Und ich schätze, ich habe mich an dein Gesicht gewöhnt oder etwas in der Art. «
    Er reagierte mit einem komischen kleinen Grinsen, schüttelte den Kopf und beschwerte sich: » Immer diese Klischees. «
    » Tut mir leid! «
    » Schon gut. Ich verzeihe dir. Aber es ist mein Ernst. Mit Einwanderung kenne ich mich nicht aus, zumindest nicht auf dieser Ebene. Außerdem habe ich noch ein paar andere Verpflichtungen, die ich eigentlich nicht ablehnen kann, und möglicherweise übernehme ich mich. «
    Janie sah ihn neugierig an. » Wobei zum Beispiel? «
    » So eine Art Denkfabrik für Bioethik ist an mich herangetreten. Aus irgendeinem Grund haben sie das Gefühl, sie bräuchten einen Anwalt in ihren Reihen. Ich glaube, es geht um gewisse Biopatente, und sie möchten sich beraten lassen. «
    » Tom, das klingt ja großartig … «
    Strahlend breitete er die Arme aus. » Genau! Das ist die Art Recht, die ich wirklich liebe, wo ich mich völlig zu Hause fühle. Aber es wird einige Zeit in Anspruch nehmen, zumindest, bis ich mich eingearbeitet habe. Also sollte ich nicht dein Geld nehmen, wenn ich dir nicht den Gegenwert dafür liefern kann. «
    » Was für eine altmodische Einstellung! «
    » He, man nennt mich nicht umsonst Tom-osaurus Rex. « Er zeigte auf einen Imbißstand. » Magst du einen Hot Dog? «
    » Igitt. Nein, danke. Hast du eine Ahnung, was in diesen Dingern drin ist? «
    » Ja. Alle mögliche Scheiße. Im wörtlichen Sinne. «
    » Und du ißt sie trotzdem? «
    »Mit Senf – einfach köstlich, schmatz, schmatz.«
    »Bei allem Wohlwollen, Tom, du wirfst mir Klischees vor! Deine Witze werden jedes Jahr lahmer.«
    » Genau wie alles andere an mir, meine Beste. «
    » Tja, das Leben ist ein einziger langer Abstieg. Hör mal, ich weiß deine Ehrlichkeit zu schätzen, sowohl was deine Situation betrifft als auch meine. Aber ich habe jetzt keine Lust, den Anwalt zu wechseln. Wenn es sein muß, dann besorg dir jemanden für den Routinekram, und ich werde die Rechnung begleichen; aber ich mag nicht direkt mit einem anderen reden müssen. Du bist der einzige Anwalt, den ich verkrafte. Sei also mein Puffer. Ich möchte es so haben. «
    » Okay! «
    Er gab sich heiter, aber Janie spürte eine leise Traurigkeit.
    » Wenn du das meinst «, fügte er hinzu.
    » Absolut. «
    Das Lächeln schwand, und Toms Züge wirkten für einen Moment eingefallen; Janie hätte am liebsten gefragt, ob ihm noch etwas anderes auf der Seele lag. Aber ebenso schnell verschwand diese Trübung wieder, und der Mensch, der ihr seit ihrer Jugend vertraut war, kehrte zurück.
    » So «, sagte er, » jetzt habe ich genug über

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