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Die brennende Gasse

Die brennende Gasse

Titel: Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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schwer an der Pest erkrankt und von der Infektion so mitgenommen, daß Janie dachte, sie zöge schreckliche Folgen für ihre sämtlichen Körperfunktionen nach sich. Tatsächlich arbeiteten Carolines Nieren nicht mehr ganz zuverlässig. Wenn du schwanger wirst, hatte sie ihr gesagt, wirst du überhaupt nicht mehr aus dem Badezimmer rauskommen.
    Aber sie war nicht schwanger geworden, auch nicht nach acht Monaten täglichen Verkehrs, manchmal sogar zwei, je nach Zyklus, und sie nahm keine Antibabypillen. Das bereitete ihr ein bißchen Kummer.
    Ein schwerer Sturz, hatte sie dem Einreisebeamten im Logan Airport gesagt. Sie hatte sich die Hand aufgeschürft. Das erklärte die blauen Flecken, die Verbände, das Hinken und den extrem erschütterten psychischen Zustand, in dem Caroline bei der Einreisebehörde in Boston erschienen war. Sie hatte ein leichte Gehirnerschütterung, erklärte Janie für sie. Und ist immer noch ein bißchen benommen. Und obwohl Carolines eigenartiger Zustand einiges Stirnrunzeln hervorgerufen hatte, hatte sie bei keinem der Biosensoren Alarm ausgelöst, weil sie dafür gesorgt hatten, daß sie ansteckungsfrei war, ehe sie Großbritannien verließ. Janie hatte noch nie in ihrem Leben so lange die Luft angehalten wie in den Augenblicken, in denen Caroline die Kontrollen passierte, und zweifellos hatten sie auch noch nie so erleichtert aufgeatmet.
    » Jetzt zu deinem Fuß. Ich bin nicht ganz glücklich mit diesem Zeh. Für mich sieht er recht empfindlich aus. «
    » Das ist er auch. «
    » Und du trägst immer nur Socken? «
    » Außer, wenn ich Sandalen anhabe. «
    » Du solltest diesen Zeh wirklich nicht unbedeckt lassen. Wenn du ihn dir aufschrammst oder gegen irgendwas stößt, könnte es Probleme geben. Wechselst du die Socken regelmäßig? «
    » Ja. «
    » Und wäschst sie in heißem Wasser mit viel Bleiche? «
    » Natürlich. «
    » Wäschst du übrigens neue, bevor du sie anziehst? «
    Schweigen.
    » Caroline, das ist wichtig. «
    » Ich weiß. Aber manchmal vergeß ich ’ s. «
    » Versuch, es nicht zu vergessen, bitte! Viele davon sind importiert. Sie werden nicht so kontrolliert wie amerikanische Waren. «
    » Nur deswegen kann ich sie mir ja leisten. Aber gut, okay, ich werde vorsichtiger sein. «
    Während Caroline eine saubere Baumwollsocke über ihren geschädigten Fuß zog, streifte Janie ihre Handschuhe ab und steckte sie in eine Plastiktüte. Sie würde sie am nächsten Tag im Container für Bioabfall im Institut entsorgen. Als sie sich am Küchenbecken die Hände wusch, sagte sie: » Dein Mann ist also offenbar noch immer der Märchenprinz … «
    » Ja, aber er beschwert sich darüber, daß wir hier kein Königshaus haben. «
    » Was denn – hat er noch nie von den Kennedys gehört? «
    » Die sind ihm zu irisch. «
    » Ach, du Ärmste. Versucht er noch immer, dich dazu zu kriegen, daß du ihm Yorkshire-Pudding machst? «
    » Erfreulicherweise gibt er das allmählich auf. Letzte Woche habe ich ’ s versucht, aber ich kann einfach nicht so viel Fett vertragen, jedenfalls nicht, ohne zu würgen. Deshalb war er trocken. Michael sah ziemlich enttäuscht aus. «
    » Will er immer noch nicht, daß du arbeitest? «
    Caroline nickte. » Und um ehrlich zu sein, ich bin nicht unglücklich, zu Hause zu bleiben. «
    » Wahrscheinlich gewöhnt man sich daran «, bemerkte Janie, während sie sich mit einem Papiertuch die Hände abtrocknete. » Ich meine, ich stelle es mir jedenfalls so vor. Wie es sich anfühlt, weiß ich eigentlich nicht mehr – ich war das letzte Mal ohne Arbeit oder Studium während Betsys Babyzeit. « Sie warf das Papiertuch in den Abfalleimer. » Und das dauerte nur ein paar Wochen. «
    Das folgende Schweigen lastete im Raum. Caroline sah Janie die widerstre i tenden Gefühle an und sagte mitfühlend: » Zu Hause zu bleiben liegt nicht jedem. Du hattest eine Praxis. «
    » Und ich hoffe auf eine neue «, seufzte Janie.
    » Wie sieht es damit aus? «
    » Nun ja, bis vor ganz kurzem nicht allzugut. «
    » Oh? Gibt es Neuigkeiten? «
    » Ja, in der Tat! Ich habe etwas gefunden, was möglicherweise einmalig genug ist, um mich für eine Wiederzulassung zu qualifizieren. « Wieder erklärte sie, was sie entdeckt hatte. Bei jeder weiteren Schilderung wuchs ihre Überzeugung, daß die Sache Aufmerksamkeit verdiente. » Allerdings werde ich Hilfe brauchen. Bei einer Datensuche. Im Moment sichte ich das, was ich bereits gefunden habe, und dabei fallen mir etliche Dinge auf,

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