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Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Breznkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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einmal verzeihen?«
    Ich antworte nicht.
    » Ich … ich weiß, dass ich mich wie ein Arsch benommen hab, Fanny. Ich weiß auch nicht, wieso. Ich hab mich von irgendwas hinreißen lassen.«
    Ich sehe ihn an, wie er da steht, klein und zerknirscht.
    » Für ein bisschen Liebe würdest du alles tun, hab ich recht?«, frage ich ihn, und er hebt die Schultern. » Vor allem für die Liebe aller anderen.«
    Tino schaut zu Boden, und plötzlich liegt alles ganz klar vor mir. Es ging ihm wirklich immer nur um Liebe. Und um Anerkennung natürlich. Und zwar um die seiner coolen Berliner Freunde. Irgendwie hat er gehofft, durch sie dazuzugehören und irgendwann vorne mitzuspielen in Berlin. Für diese Hoffnung hat er mich verraten.
    » Aber eigentlich gibt es nur einen Menschen, dessen Zuneigung mir wirklich wichtig ist«, sagt er und guckt wahnsinnig treuherzig.
    Fast hab ich mit ihm Mitleid. Ein Blinder kann sehen, dass ihm etwas fehlt. Sicherheit. Der Glaube an sich selbst. Die Fähigkeit, sich selbst zu mögen. Deshalb rennt er allem hinterher, was ihm ein bisschen Anerkennung bringt. Dabei müsste ihm eigentlich nur genügen, dass es jemanden gibt, der ihn liebt.
    Eigentlich möchte ich ihm vergeben. Aber ich kann es nicht.
    Ich bemerke ein Glitzern an seinem Hals. Ein goldenes Glitzern. Und obwohl die Kette, die er anhat, in seinem Ausschnitt verschwindet, ist klar, dass er meinen Kamera-Anhänger trägt. Das ist nicht der Rosenstrauß aus meinen Tagträumen, aber es geht in die Richtung.
    Irgendein kleiner Rest in mir empfindet immer noch etwas für ihn.
    » Fanny«, sagt er noch einmal, und anders als beim letzten Mal, als er meinen Namen wieder und wieder wiederholt hat, macht mich das Wort nicht mehr wütend. Es klingt eher wie ein Liebesschwur, wenn er es sagt. Mit einem Mal ist der Zug in meiner Brust so stark, als sei da eine unsichtbare Leine, die mich zu ihm zieht.
    Plötzlich hat er einen dunklen Gegenstand in der Hand.
    » Komm mal her, Fanny«, sagt er, und obwohl irgendwo in meinem Hinterkopf die Frage auftaucht, warum er nicht selber kommt, wenn er etwas von mir will, mache ich ein paar Schritte auf ihn zu. Sofort fühle ich mich ihm viel näher und vertrauter als gerade eben noch aus der Entfernung.
    » Ich möchte dir etwas geben«, sagt er.
    Ich spüre, wie meine Knie nachgeben. Der dunkle Gegenstand entpuppt sich als ein braunes Säckchen aus Leder. Er öffnet das Band, mit dem es verschlossen ist, und einen Augenblick später liegt auf seiner Handfläche ein kleiner Anhänger. Ein Diamant, meinem ganz ähnlich. Aber dieser hier ist geschliffen und glitzert.
    Okay, das schlägt die Version mit den Rosen jetzt doch.
    Um Längen.
    » Du bist verrückt«, sage ich, mit einem riesigen Kloß in der Kehle.
    » Vielleicht«, sagt er.
    Er umschließt den Anhänger noch einmal mit der Faust und sieht mir fest in die Augen.
    » Fanny, ich wollte dir nur zeigen, was du für mich bist. Weißt du, für mich bist du nicht wie dieses Ding da«, sagt er und zeigt auf die Stelle meines T-Shirts, unter der sich der Anhänger mit dem Rohdiamanten befindet. » Du bist kein Mauerblümchen.«
    Er öffnet die Faust wieder und hält mir den Anhänger vor die Nase, der funkelt und leuchtet, wie es nur Diamanten können. Er mustert mein Gesicht, das spüre ich, aber ich bekomme es nicht hin, meinen Blick von dem Schmuckstück zu heben. Das ist jetzt nicht besonders originell, ich weiß, aber selbst, wenn man sich beruflich mit diesen Steinen beschäftigt hat, sind sie immer noch faszinierend. Jeder Stein ist ein bisschen anders, hat seine eigene Seele. Und die Seele dieses Klunkers hier ist obendrein ziemlich groß. Der Stein hat bestimmt ein halbes Karat, vielleicht sogar noch mehr.
    » Darf ich ihn dir umhängen?«, sagt er und deutet auf die Kette, die ich um den Hals trage.
    Ich blicke mich zu Max um, doch da, wo er vor wenigen Minuten noch stand, ist niemand mehr. Und dann passiert etwas Sonderbares: Es ist, als würde sich seine Abwesenheit wie ein Schatten über mich legen. Irgendetwas in mir sinkt ein kleines bisschen in sich zusammen, und dieses kleine, unscheinbare Gefühl ruft ganz andere Gefühle wach. Gefühle, die immer noch in mir sind, und die ich für einen kurzen Augenblick vergessen hatte. Ich bin immer noch verletzt, das spüre ich.
    » Fanny?«
    Ich sehe wieder zu Tino. Er hält mir den Anhänger wie eine Praline hin, und sieht mich mit seinen Tino-Augen an.
    Mir wird noch etwas klar: Dass ich eigentlich

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