Die Breznkönigin: Roman (German Edition)
es: Der Papa ist morgen nämlich mit Würstelgrillen dran, und da gibt’s überhaupt gar keine Widerrede. Die Minghartinger Stuben feiern nämlich große Wiedereröffnung, nachdem wir wegen der Renovierung mehr als vier Wochen zugehabt haben. Da brauchen wir jeden Mann. Und rausreden wird er sich nicht können, weil, dass er Würstel grillen kann, hat er auf unzähligen BayWa-Betriebsfeiern bewiesen, auf denen er unter dem Regiment von der Mama hinter den glühenden Kohlen stand.
Hihi, wahrscheinlich trinkt er sich gerade Mut an.
» Und der Max?«, frage ich.
» Der is bei dir oben und zankt sich mit dem Lehrbua von der Gas-Wasser-Scheiße.«
» Ehrlich?« Ich muss lachen. » Was stimmt denn da schon wieder ned?«
» Ach, I woaß do a ned. Die ham falsche Armaturen geliefert oder was.«
Also ehrlich, der Max. So ein Bopperl. Wie der sich reinhängt, das ist einfach toll.
Erst habe ich seinen Vorschlag, groß zu renovieren, ja für eine Schnapsidee gehalten. Hier bei uns im Wirtshaus wurde nämlich das letzte Mal ungefähr während des Zweiten Weltkriegs etwas erneuert, vom Ausbau meiner Dachgeschossbutze einmal abgesehen. Aber dann deutete sich an, dass der Quirin uns ganz vertragsgemäß tatsächlich einen Anteil am Verkaufserlös der Berliner Minghartinger Stuben auszahlen würde, und das rückte die Schnapsidee dann doch in ein anderes Licht. Gut, der im Vertrag festgelegte Betrag hätte uns nicht besonders weit gebracht, aber dann hat die Mama der Ehrgeiz gepackt. Ich glaube, ihre Schmach darüber, dass sie sich beim Vertragsabschluss mit dem Quirin dermaßen hat bratzeln lassen, war so groß, dass sie uns allen unbedingt beweisen musste, wie sehr sie es eben doch drauf hat. Sie hat sich an der VHS Starnberg für ein Seminar über Verhandlungstaktik angemeldet und sich den teuersten Anwalt im ganzen Landkreis empfehlen lassen, der dann auch prompt ein paar gravierende Schwachstellen in Quirins Vertragswerk aufgetan hat. Wir haben uns beide ordentlich briefen lassen und sind dann bis an die Zähne mit Argumenten bewaffnet nach Berlin gefahren, um dem Quirin einen Besuch abzustatten. Zugegeben, wir hatten ganz schönes Muffensausen, als wir vor seiner Haustür standen, aber dann ist etwas passiert, womit wir nicht gerechnet hätten: Mein Ex-Chef hat sich überhaupt nicht gewehrt. Er hat sofort alles zugegeben, lachend sogar, als sei die ganze Angelegenheit nicht mehr als ein Spiel gewesen, und wir hätten halt herausgefunden, dass er bloß geblufft hat. Er war dabei so offen und ehrlich, dass mein Misstrauen darüber, wie umstandslos er unseren Anteil verdreifachte, sofort wie weggeblasen war – ich konnte gar nicht anders, als ihn gleich wieder ein kleines bisserl gern zu haben. Hinterher hat er uns sogar noch zum Essen eingeladen, in ein neues Restaurant in Mitte, in dem es ausschließlich Tatar gibt, unter anderem aus weißem Fischfleisch, was eine peruanische Spezialität ist, die gerade schwer in Mode zu kommen scheint. Er wollte unbedingt wissen, wie uns das Konzept gefällt, und ob wir glauben, dass so ein Lokal auch in Kreuzberg Chancen hätte, aber die Mama fand das Essen so dermaßen greislig, dass sich das Thema ganz fix erledigt hatte. Zum Glück, muss man sagen, denn ich fürchte, er hätte sonst versucht, uns zu überreden, unsere schöne Gewinnbeteiligung gleich wieder neu zu investieren, was ihm möglicherweise sogar gelungen wäre. Ich weiß auch nicht. Er hat irgendetwas an sich, dass es mir selbst nach dieser unglaublichen Schote, die er sich mit uns geleistet hat, unmöglich macht, so richtig sauer auf ihn zu sein.
Blöd, gell?
Aber gut.
Am Ende hatten wir zumindest richtig viel Diridari übrig, und mit dem wollten wir dann natürlich auch etwas machen. Also haben wir der Omi eine Profiküche reingestellt, dass es einem schier die Augen raushaut: mit dem Gemüsewaschtisch, den sie sich immer gewünscht hat, einem Konvektionsofen wie dem vom Schorschi und allem Pipapo. Wir haben die Fassade und die Fensterläden neu gestrichen, die Zapfanlage erneuert, im Wirtshaus selbst ebenfalls geweißelt und endlich einmal wieder die Gardinen gewaschen (da kam eine Brühe raus, ja servus!). Und meine Wohnung oben haben wir komplett renoviert, inklusive Fußböden, Wänden, Möbeln und Fliesen. Und dann haben wir noch …
Ach, aber die Überraschung heb ich mir jetzt noch ein bisschen auf.
Auf alle Fälle ist es der absolute Glücksfall für uns gewesen, dass der Max die Leitung der Renovierung
Weitere Kostenlose Bücher