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Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Breznkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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überhaupt nicht herausfinden will, ob diese Entschuldigung wirklich ernst gemeint ist.
    » Deine Kette«, sagt er.
    Ich spüre, wie sich die Muskulatur in meinem Nacken anspannt und meinen Kopf nach links und rechts bewegt.
    » Was?«, fragt er entsetzt.
    » Ich kann nicht«, sage ich leise.
    » Warum?«
    » Ich kann einfach nicht.«
    » Aber …«
    Wir sehen uns an, und ich spüre, dass es tatsächlich nicht geht. Ich kann ihm nicht einfach um den Hals fallen und so tun, als sei alles wieder auf Anfang gestellt. Ich würde nicht einmal die Arme hochkriegen.
    » Tut mir leid«, sage ich leise.
    Er steckt den Anhänger in die Hosentasche und stopft den Beutel hinterher.
    » Okay«, sagt er verletzt und blickt zu Boden, wo immer noch ein paar Messer, Gabeln und Löffel liegen. » Ich verstehe.«
    » Wirklich?«, frage ich.
    » Ja. Du brauchst Zeit, oder?«, sagt er.
    » Ich glaube nicht, Tino«, sage ich.
    » Du brauchst Zeit«, sagt er und sieht mich aufmunternd, aber irgendwie auch leicht panisch an. » Fanny, ich liebe dich, und du kriegst so viel Zeit, wie du willst, okay? Aber jetzt kommst du erst mal mit nach Berlin zurück.«
    » Nach Berlin?«
    » Ja. Wir müssen dich wieder aufmuntern. Du musst mal ein bisschen ausspannen, ins Schwimmbad, in die Sauna, oder zur Thai-Massage. Du brauchst eine Auszeit, dann wird schon wieder alles!«
    Ich sehe ihn an, wie er die Augen hoffnungsvoll aufreißt. In seine Augen habe ich mich als Erstes verliebt, und als Nächstes in seine Fähigkeit, mir ein gutes Gefühl zu geben. Als ich zum ersten Mal mit in die Bikini-Bar gegangen bin und er mir Mut gemacht hat, ganz einfach, indem er mir von sich selbst erzählt hat, da hab ich mich sofort zu ihm hingezogen gefühlt. Aber irgendwie funktioniert das nicht mehr.
    » Nein«, sage ich.
    » Nein?«, fragt er erstaunt.
    » Das hier ist meine Auszeit.«
    Er lacht leise auf und breitet die Arme aus, um mich auf den Raum aufmerksam zu machen, in dem wir uns befinden. » Auszeit? Hier?«
    » Ja, hier«, sage ich kalt.
    » Fanny, jetzt komm mal runter! Es ist echt kein Wunder, wenn du hier depressiv wirst! Schau dich doch mal um! Das ist doch der Horror hier!«
    Er sieht sich in der Küche um, zwischen den bunt zusammengemixten Einbauküchenmöbeln, dem billigen Landhausbüfett, den eierlikörgelben Unterschränken. Blickt auf die uralten, verbeulten Kühlschränke, die zusammen wahrscheinlich mehr Energie verbrauchen als eine texanische Kleinstadt. Den Küchentisch aus rustikaler Eiche. Omis Schemelchen.
    » Ich fühle mich wohl hier«, sage ich leise.
    » Das ist nicht dein Ernst«, sagt Tino. » Komm mit, Fanny!«
    Ich sehe ihn an und habe plötzlich das Gefühl, vor einem fremden Menschen zu stehen. Im Leben werde ich nicht mit ihm nach Berlin fahren. Und ohne ihn auch nicht, das wird mir plötzlich klar. Ich habe da doch überhaupt nichts verloren. Es war eine Erfahrung, aber meine Zeit da oben ist abgelaufen, das spüre ich. Das hier ist mein Zuhause. Dieser Ort hier.
    » Sorry, Tino. Ich bleibe hier.«
    Der Tino schaut mich an, und dann verzieht sich sein Gesicht zu einer Fratze, dass es mir kurz das Herz zusammenzieht.
    » Scheiße«, sagt er leise.
    Und dann schreit er.
    » Scheiße, scheiße, scheiße!«
    Er tritt mit voller Wucht eines von Omis Schemelchen weg, das wie ein Fußball durch die Küche fliegt. Es landet direkt im Geschirrregal, in dem klirrend das Porzellan zerbricht.
    » Scheiße«, sagt er noch einmal, diesmal leiser, und ich denke, dass er sich gleich entschuldigen wird. Aber dann sagt er bloß » Leck mich« und tritt gegen Omis Küchenbüfett, dass das Sperrholz splittert.
    Leck mich. Er hat das so gesagt, als spucke er mir direkt ins Gesicht. Dann dreht er sich um und verschwindet.
    Die Küchentür knallt.
    Seine Schritte im Kies.
    Ein Motor, der aufheult.
    Ein Auto, das um die Ecke verschwindet.
    Himmelarschundzwirn.
    Ich halte die Luft an und warte darauf, dass oben das Fenster aufgeht und das Omilein diesem Irren etwas Treffendes hinterherbrüllt. Varreck do glei, du Glätznsepp, du greisliger, du miserabliger Bettsoacher, du ogschissner Knedlwascher, du damischer, herglaffana Heislschleicher, verzupf di, aber dalli! – um gute Schimpfworte ist sie ja nie verlegen. Aber dann fällt mir ein, dass das Omilein sich ja hinlegen wollte. Und wenn sie schläft, würde sie nicht einmal der Dritte Weltkrieg wecken. (Eine Schutzfunktion, wenn man mich fragt. Sie schnarcht nämlich so laut, dass sie quasi dazu

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