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Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Breznkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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fallen lassen müssten und schon könnte etwas ganz anderes passieren.
    Oweiowei.
    Plötzlich ist mir die Situation selbst ganz peinlich. Ich meine, es ist nichts auch nur ansatzweise Verfängliches geschehen. Aber trotzdem fühle ich mich, als hätte Tino mich tatsächlich bei irgendetwas Heimlichem ertappt. Ich spüre, wie meine Wangen ganz heiß werden und wie mir das Blut in die Ohren schießt.
    » Mir ist nur das Besteck runtergefallen!«, sage ich und deute auf die Teile, die noch am Boden liegen. Doch meine Worte klingen wie eine Ausrede, wie eine schäbige Lüge.
    » Ach so«, sagt Tino mit ausdrucksloser Stimme. Er sieht aus, als würde er mir nicht für ein Zehnerl glauben.
    » Tino!«, ermahne ich ihn. » Ehrlich! Was denkst du denn bloß so einen Schmarrn!«
    » Keine Ahnung. Vielleicht kannst du es mir ja sagen?«
    Er sieht mich verletzt an. Enttäuscht auch. Und irgendwie wütend.
    » Ich geh dann mal lieber«, meldet sich der Max schüchtern, legt das Besteck auf die Anrichte und zeigt mit beiden Händen in Richtung Türe.
    » Ja, geh mal«, sagt der Tino. Er sagt es nur ganz leise, aber es klingt wahnsinnig abschätzig.
    Spinnt der? Hallo? Es ist doch überhaupt nichts passiert? Warum tut er denn plötzlich so, als hätte ich irgendetwas ganz Schlimmes angestellt!
    » Tino, spinnst du?« Ich sehe ihn wütend an. » Max, du bleibst hier!«
    » Naa, oiso, Fanny …«
    Der Max schüttelt den Kopf, aber ich halte ihn schnell am Handgelenk fest, so bleibt ihm gar nichts anderes übrig, als dazubleiben. Der Penner kann ihn doch nicht einfach so wegschicken!
    Tino weicht einen Schritt zurück.
    » Alles klar«, sagt er und starrt auf meine Hand. » Vielleicht sollte doch lieber ich gehen.«
    » Spinnst du jetzt?«, frage ich.
    » Deshalb bist du da, ja?«, fragt der sauer. » Das ist der Abstand, den du brauchst, oder? Das bisschen Zeit.«
    Also, jetzt wedelt aber der Schwanz mit dem Hund. Vor lauter Fassungslosigkeit lasse ich den Max wieder los. Ich starre den Tino an, und er mich. Er sieht total verletzt aus, als hätte ich ihm etwas Furchtbares angetan.
    Ich. Ihm.
    Ich fühle mich so ungerecht behandelt, dass es mir die Kehle zusammenschnürt. Ich würde gern irgendetwas dagegen tun, mit der Faust auf die Anrichte hauen oder dem Tino auf die Brust, aber ich kann ihm nur ins Gesicht starren und spüren, wie sich meine Augen mit Tränen füllen.
    Und dann weine ich plötzlich.
    » Du hast echt überhaupt nichts kapiert, oder?«, fiepse ich.
    » Fanny«, sagt der Tino, und sein Gesicht, das eben noch das eines betrogenen Ehemanns war, sieht wahnsinnig erschrocken aus. » Fanny«, sagt er noch einmal und macht einen Schritt auf mich zu.
    » Sag mal, schnallst du eigentlich überhaupt nichts? Ich bin wegen dir hier, du Idiot! Wegen dir, verstehst du?«
    Tinos Lippen öffnen sich leicht. Er hebt seine Hand und will mich an der Wange berühren, doch ich stoße sie weg.
    » Du hast mich behandelt wie den letzten Scheißdreck, deshalb bin ich hier, kapiert? Der Max hilft mir nur! Weil ich wegen dir zu depressiv zum Arbeiten bin!«
    Das Letzte war natürlich ein bisschen gelogen, aber einen wahren Kern hat es, drum ist es mir egal.
    Tino weicht einen winzigen Schritt zurück.
    » Ich weiß«, sagt er leise. » Entschuldige. Ich bin … ich weiß auch nicht, was los ist mit mir.«
    Er sieht mich bittend an, dann schlägt er die Augen nieder.
    » Du entschuldigst dich immer«, sage ich und schlucke die Tränen hinunter. » Hinterher. Und dann denkst du, dass alles wieder gut ist, und machst so weiter wie vorher.«
    » Entschuldige«, sagt er noch einmal, und ich lache auf.
    » Klar!«, sage ich.
    » Fanny, es tut mir leid.«
    » Jaja«, sage ich und wische mir mit dem Handgelenk die letzten Tränen aus den Augen. Ich spüre, dass ich das, was er mir sagen möchte, überhaupt nicht hören will.
    » Fanny, wirklich«, sagt er.
    » Geh einfach«, sage ich.
    » Fanny, bitte! Ich bin extra gekommen!«
    » Ja, wozu eigentlich?«
    » Um dir zu sagen, dass es mir leid tut. Und dass ich dich liebe.«
    Ich schweige und sehe ihn an, ohne die geringste Regung.
    » Fanny, ich liebe dich«, sagt er.
    Er sieht mich wieder so flehend an, dass er für einen kurzen Moment fast so niedlich aussieht wie am Anfang, als wir uns kennengelernt haben. Plötzlich spüre ich dieses leichte Ziehen in der Brust, ein Ziehen hin zu ihm.
    » Ich wünschte, ich könnte dir das glauben«, sage ich.
    » Es stimmt«, sagt er. » Kannst du mir noch

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