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Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Breznkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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abbricht, weil die Putenstreifen in Butter gebraten sind. Wahrscheinlich wiegt sie 36 Kilo und ist unzufrieden, dass es nicht weniger sind. Bei uns im Dorf gibt’s nur eine schlanke Frau, die Mutter von der Mercedes nämlich. Und die ist kreuzunglücklich, weil sie isst wie ein Mähdrescher und trotzdem weder einen erkennbaren Hintern hat, noch in erwähnenswertem Maße Holz vor der Hütte.
    » Aber dann ist diese Jella vielleicht einfach nix für dich«, sagt der Papa, der nachfühlen kann, wie es ist, mit einer diäthaltenden Frau verheiratet zu sein. Er fasst dem Eichelmann freundschaftlich an die Schulter.
    Der sieht ihn an und wird plötzlich ganz müde im Gesicht.
    » Vielleicht hast du recht«, sagt er langsam.
    » Du, bestimmt! Was will denn einer wie du mit einer Frau, die nix isst!«
    » Die Liebe geht seltsame Wege«, sagt Eichelmann und lächelt gequält. Aber dann hellt sich seine Mine wieder auf. » Na, ist ja auch egal, so lang sie mir das Essen nicht verbietet.«
    » Siggstas«, sagt der Papa.
    » Ach, Mann, Wolfi. Weißt du was? Bring mal noch irgendwas Geiles.«
    Das lässt sich der Papa nicht zweimal sagen. Wie der Blitz verschwindet er hinterm Tresen und klappert mit den Flaschen. Seine Standards hat er bereits allesamt vorgeführt. Jetzt wird weiter hinten im Schrank gesucht, dort, wo die richtig ungewöhnlichen Sachen stehen. Ich werfe einen Blick auf die Uhr und stelle fest, dass es bereits nach eins ist. Ich sollte die Pause nützen. Nicht dass der Eichelmann noch mal Hunger kriegt und das Omilein hinten in ihrer Küche zum Rumpelstilzchen wird.
    » Die letzten sechs Schnäpse gehen aufs Haus«, sage ich. » Aber jetzt müsst i dann doch langsam die Rechnung bringen.«
    » Schon klar«, sagt Eichelmann, greift sich in die Gesäßtasche und wirft eine Karte auf den Tisch. Eine American Express Gold Card.
    » Mir nehmen leider nur EC «, sage ich.
    Er macht nur eine verständnisvolle Geste und wühlt eine andere Karte hervor, eine EC -Karte der Berliner Sparkasse. Besser.
    » Bin gleich zurück«, sage ich und hole das kleine graue Gerät.
    Das Omilein hat sich lange dagegen gewehrt, Kartenzahlung einzuführen, aber der nächste Geldautomat ist elf Kilometer entfernt. Als es vor ein paar Jahren losgegangen ist, dass die Leute aus der Stadt plötzlich irgendeinen Tick bekommen haben, der sie hier raus aufs Land getrieben hat, hat auch das Omilein eingesehen, dass das die einfachste und zuverlässigste Art ist, an ihr Geld zu kommen.
    Ich tippe den Betrag ein, reiche Eichelmann das Teil, und er tippt rasend schnell seine Geheimzahl ein, und das auch noch ohne hinzuschauen. Spätestens das hätte ihn als Städter enttarnt: Wenn sich unsere normalen Gäste über das Gerät beugen, versuchen sie angestrengt, die richtigen Zahlen zu treffen, und sehen dabei meistens aus, als müssten sie einen schrecklichen Feind besiegen.
    » Danke«, sage ich und reiche ihm den Beleg.
    Eichelmann lächelt, allerdings, aber das fällt mir erst jetzt auf, nicht wegen mir, sondern weil der Papa endlich eine neue Flasche bringt.
    » Jetzt hab ich was ganz was Feines«, verkündet der und füllt mit großer Geste zwei frische Gläser. » Maiwipfelgeist. Selbstgesammelt!«
    Eichelmanns Kopf kippt so weit nach vorne, dass seine Nase fast ins Glas taucht, als er daran riecht. Dann kippt er ihn in einem Zug – und scheint mit einem Schlag endgültig besoffen.
    » Hammer. Hammer, Hammer. Und du biss auch der Hammer, ganz ehrlich«, lallt er dem Papa zu.
    Der Papa senkt den Kopf und seine Gesichtsfarbe nähert sich der seiner Nase an: leicht rötlich. Er ist es nicht mehr gewohnt, dass ihm einer zeigt, dass er ihn liebt.
    » Ihr seid alle der Hammer«, sagt Eichelmann, steht auf und erhebt feierlich seine Stimme.
    » Ein Hoch auf die Großmutter!«, ruft er in Richtung Küche. Er hebt sein Glas und versucht, daraus zu trinken, was natürlich nicht geht, weil es bereits leer ist.
    Selbstverständlich erntet er für sein Lob nur ein Schimpfen, das leise durch die Durchreiche dringt.
    » Überhaupt ist alles in Bayern der Hammer«, seufzt Eichelmann schließlich und setzt sich wieder. » Dass das die Jella bloß einfach nicht kapiert.«
    » Wer ned essen kann, kann auch ned lieben«, kräht es aus der Küche. » Guad Nacht beisammen!«
    Das Omilein lugt durch die Durchreiche, aber Eichelmann hat die Augen geschlossen und bemerkt sie nicht. Einen Augenblick lang sieht es aus, als sei er tot oder eingeschlafen oder ohnmächtig,

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