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Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Breznkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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ungerecht ist. Denn lieben kann die Mama durchaus, bloß halt vor allem sich selbst. Während sie also darauf wartet, dass das Omilein ihr den Salatteller garniert, setzt sie sich in eine ruhige Ecke und versenkt sich mit mönchischer Ruhe darin, sich die Fingernägel zu lackieren. Dann trägt sie ihr Abendessen mit gespreizten Fingern in den ersten Stock, um bei einer Folge Sex and the City oder Falcon Crest auf DVD darin herumzupicken.
    Es ist also ein Bratwursttag wie jeder andere auch. Es wird spät, die Omi macht den Herd aus, ich bringe den Gemeinderäten noch eine Lage Obstler hinter an den Tisch. Der Huber Sepp nimmt gerade seinen Hut von der Bank und verabschiedet sich, da öffnet sich plötzlich die Tür, und ein hochgewachsener Mann steht vor mir, breitbeinig wie ein Cowboy, aber elegant gekleidet, der Kopf kahl, Verblüffung im Gesicht. Ich starre ihn an, und plötzlich beginnt er zu strahlen – wie ein Kind, das zum ersten Mal in seinem Leben vor einem Weihnachtsbaum steht.
    Und dann bricht es aus ihm heraus: » Das ist ja geil hier!«

3
    » Grüß Gott«, sage ich, ziemlich erstaunt, weil, na ja: Normalerweise finden unsere Gäste das Wirtshaus schon gemütlich und hübsch und auch nett eingerichtet. Ist es ja auch, mit dem uralten, durchgetretenen Dielenboden und den langen, dunklen Tischen und Bänken. Da sind die alten Messinglampen aus den Zwanzigerjahren, die mein Uromilein mal bei einer Wiener Kaffeehausauflösung erstanden hat und die jetzt von den krummen Deckenbalken baumeln: Es gibt jede Menge alte Bauernmalereien und Wanduhren. Und Kruzifixe, die schon lange ausgemustert wären, wenn es hier nicht nach der Omi ginge sondern nach mir. Vor den Fenstern hängen altmodische Spitzengardinen, und in den Fenstern stehen jede Menge Zwerge, Wolpertinger und anderes Getier. Wie gesagt, die meisten Gäste finden das alles topgemütlich und urig. Aber » geil « ? Ich weiß nicht. Die Stammtischler staunen auch nicht schlecht, aber wahrscheinlich nicht sosehr über das Lob als vielmehr über den Typen.
    » Grüß Gott«, grinst der in einem Dialekt, der eindeutig nicht bayerisch ist, und lacht dann wie über einen total gelungenen Witz. Obwohl er noch nicht besonders alt zu sein scheint, vielleicht allenfalls Anfang vierzig, hat er überhaupt keine Haare auf dem Kopf – so kahl wie der ist selbst der Metzger Bachhuber nicht, und über den machen sie schon Witze. Statt Frisur trägt der Typ einen grauen Pullunder aus sichtbar teurer Wolle, ein hellblaues Hemd und eine dunkelgraue Krawatte, die allen Ernstes gestrickt ist.
    » Sagen Sie, kriegt man noch etwas zu essen bei Ihnen?«
    » Äh«, mache ich und sehe in Richtung Durchreiche. Die Omi ist höchstwahrscheinlich schon am Saubermachen, aber andererseits: So furchtbar spät ist es auch wieder nicht, vielleicht grad mal Viertel nach zehn. Und außerdem ist irgendetwas an dem Typen dran, dass man ihm seinen Wunsch nicht abschlagen will. Zumindest klang die Frage nach dem Essen eigentlich eher ein bisschen wie ein Befehl.
    » Logisch!«, sage ich.
    Aus der Küche flucht es. Dann wird, laut und deutlich vernehmbar, die Würstelpfanne wieder auf den Herd geknallt. Wenn die Omi will, dann hört sie wie ein Luchs. Der Huber Sepp nutzt die kurze Ablenkung, um sich hinter dem Rücken des Typen aus dem Lokal zu stehlen.
    » Pfiati, Fanny«, formt er dabei lautlos mit den Lippen und macht die universelle Geste für » Anschreiben, bitte«. Ich nicke und winke ihm einen heimlichen Abschiedsgruß.
    » Geil«, strahlt der Typ.
    » Da hinten?«, frage ich und deute in eine Ecke.
    » Perfekt!« Der Kerl schlendert zu dem Tisch und setzt sich. Dass ihn die Stammtischler schweigend dabei beobachten, scheint ihn nicht im Mindesten zu stören. Ganz im Gegenteil, man hat fast das Gefühl, er würde seine eigene Anwesenheit genießen.
    Ich hole eine Speisekarte und reiche sie ihm.
    » Und? Derf’s scho was zum Trinken sein?«
    Er strahlt mich an, dann sagt er: » Ja, unbedingt! Ein Weizenbier, bitte!«
    Vom Stammtisch her hüstelt’s, ich verkneife es mir, schmerzhaft das Gesicht zu verziehen, und verschwinde hinterm Tresen. Bei uns heißt es natürlich Weiß bier, nicht Weizen. Wer Weizen sagt, outet sich als Saupreiss, oder, noch schlimmer, als Berliner. Wo der Typ wohl herkommt? Ich stelle ihm sein Bier hin, als sei nichts. Immerhin hat er keinen Rotwein geordert.
    » Fanny, machst uns noch a Lage«, ruft der Brunner Adi vom Stammtisch herüber.
    Aha. Gerade eben

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