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Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Breznkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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Gespräch geraten sind. Die Blondschöpfe freuen sich, als sie ihre Kurzen kriegen, und die Schnapsnovizinnen kichern.
    Sehr gut. Das ist eine Stimmung, wie ich sie liebe! Hätte ich im Leben nicht gedacht, dass ein Wirtshaus in Berlin so ein Fun ist!
    » Tisch zwei will die Rechnung!«, ruft mir Lara im Vorbeigehen zu. Sie ist ein Herz von einer Kollegin, und obendrein auch noch superhübsch mit ihrem sehr pariserischen, schwarzen Pagenkopf, der niedlichen Stupsnase und den Kirschenlippen.
    » Kommt sofort!«, antworte ich.
    Minuten später habe ich abkassiert und blicke mich suchend um, was es als Nächstes zu tun gibt.
    Oha. Da steht ein Mann in der Tür.
    Ich beeile mich, zu ihm zu kommen, denn der Mann, der sehr groß und sehr dünn ist und von einer ziemlich zerzausten Frisur gekrönt, macht ein ungeduldiges Gesicht, als stünde er da schon eine halbe Ewigkeit, was durchaus passiert sein könnte, bei dem Hochbetrieb.
    » Grüß Gott!«, sage ich, ganz besonders freundlich.
    » Guten Tag«, antwortet er, relativ hochnäsig, aber ich bin mir nicht so sicher, ob das an mir liegt, oder ob er nicht einfach aufgrund seiner Visage so wirkt. Er hat ziemlich arrogante Augenbrauen (so dünne, hohe) und eine riesige Nase, durch die sein ganzes Gesicht wie ein Haken wirkt.
    » Haben Sie reserviert?«, frage ich.
    » Watzmann. Eine Person«, sagt er kühl.
    Ich werfe einen Blick ins Reservierungsbuch und entdecke ihn.
    » Ah ja, da seh ich’s«, sage ich und schenke ihm einen extra-charmanten Blick. Denn eines hab ich im Wirtshaus früh gelernt: zu grantigen Gästen musst du so eisern nett sein, dass sie gar nicht anders können, als gute Laune zu kriegen. Logisch, das Gegenteil wäre einfacher: Wenn einer grantelt, grantelst du einfach zurück. Aber gut für die Seele ist das nicht. Wenn du dir nämlich die Stimmung verderben lässt, ist die eben schlecht, und darunter leidest nicht nur du, sondern am Ende das ganze Wirtshaus. Und darüber freuen sich weder die Gäste noch das Bankkonto, und am wenigsten du selbst. Allein der Gast mit der schlechten Laune fühlt sich in seinem Welthass bestätigt.
    » Derf ich Ihren Mantel nehmen? Ich hab einen ganz besonders schönen Tisch für Sie!«
    Das Letzte war nicht einmal gelogen. Ich bringe den Kerl zu einem Ecktisch, der wie gemacht für Alleinesser ist. Er setzt sich hin und guckt missbilligend zu dem Sechsertisch daneben, an dem eine Bagage junger Künstler gerade » Oans, zwoa, gsuffa!« gröhlt. Keine Ahnung, woher sie das haben. Von mir nicht.
    » Scho amoi was zum Trinken?«, flöte ich.
    » Was empfehlen Sie?«, fragt der Schnösel.
    Grrr, die Frage.
    » Ein schönes Helles vornweg? Ein Tegernseer?«
    » Wie Sie meinen«, sagt der Schnösel, aber in seiner Augenbraue zuckt es, als hätte ich ihm etwas unglaublich Anstößiges vorgeschlagen, einen Schluck aus der Herrentoilette zu nehmen, zum Beispiel.
    Ich bringe ihm sein Bier und die Speisekarte, empfehle die Bratwürstel und bin froh, dass die Schweden nach mir winken. Sie brauchen was zum Anstoßen, denn Korea und Skandinavien scheinen sich bestens zu verstehen und wollen auf ihre Freundschaft trinken.
    » Prosit«, sage ich und stelle ihnen die neuen Gläser hin.
    Die Mädels kichern wieder, die Jungs schauen drein, als würden sie vor einer bedeutenden Aufgabe stehen, dann exen alle vier ihre Schnäpse, und das ohne zu zögern. Hat man von den Schweden jetzt nicht anders erwartet, aber die Girls? Also, lernfähig sind sie ja, die Asiaten, gelle?
    Inzwischen hat auch Herr Watzmann gewählt. Er winkt, ich laufe zu ihm, er ordert erst eine Leberspätzlesuppe, dann eine kleine Portion Würstel, dann die Nierchen.
    » Au, da hat aber wer Appetit«, sage ich und zwinkere ihm zu.
    Der Watzmann lächelt gezwungen. Himmel, hat der eine Laune! Aber gut. Immerhin hat er Hunger. Hätte man bei seinem Körperbau auch nicht unbedingt vermutet.
    Ich gebe die Bestellung auf, versorge die Künstler am Nebentisch mit Hellem und bemerke dann, dass die ebenso bunt gemischte Runde am Stammtisch endlich bestellen will.
    » Was derf’s denn sein?«, sage ich und stelle mich an den Tisch.
    » Isch nämmö die Pischelsteinär«, sagt einer, der offensichtlich Franzose ist.
    » Ich auch«, sagen eine Dunkelhaarige und ein Blonder gleichzeitig. Von weiter hinten am Tisch kommt ein » Ich nicht!«, ein anderer will wissen, ob es den Schweinsbraten auch mit Bratkartoffeln gibt, und ein blondgelocktes Mädchen will irgendwas mit Gemüse. Alle

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