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Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Breznkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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gleichzeitig.
    Das hab ich ja gern. Kaum hat man eine Gruppe zu viel Bier trinken lassen, ehe man die Bestellung aufnimmt, geht alles durcheinander.
    » Stopp!«, rufe ich und hebe die Hand. » Sonst gibt’s nämlich gar nix!«
    Die jungen Leute verstummen, und ich warte, bis auch wirklich alle still sind. Ich schenke ihnen ein besonders nettes, lobendes Lächeln.
    » So, scho besser. Oiso. Wer fangt an?«
    Die Dunkelhaarige hebt die Hand, wie in der Schule, sehr artig. Und ich erteile ihr mit einem Nicken das Wort.
    » Einen Pichelsteiner, bitte!«, sagt sie.
    » Und hernach?«
    » Danke.«
    » Nix?«, frage ich.
    Sie schüttelt den Kopf noch einmal.
    » Nein, das wird mir zuviel«, sagt sie.
    » Gut«, sage ich, auch wenn ich mich frage, was am Pichelsteiner zuviel werden soll. Des bissl Suppe? Geh. » Aber ein Bier nimmst noch, oder?«
    Sie nickt. » Ein kleines.«
    Ein kleines. Ich notier’s.
    Dann wende ich mich an den Franzosen.
    » Und du?«
    » Isch auch die Pischelsteinär! Und danach die Wurstel!«
    Schon besser.
    » Vorzügliche Wahl«, sage ich und schenke ihm ein Lächeln. » Und? Bierli?«
    » Oui!«
    » Nächster?«, sage ich und sehe ein dünnes, schmalschultriges Mädchen an, das gletschereisblaue Haare hat und irgendwie ätherisch ausschaut, ein bisschen wie eine Fee. Hübsch, aber irgendwie auch komisch. Ich kann gar nicht aufhören, sie anzusehen.
    » Eine Leberspätzlesuppe, bitte!«
    » Und dann?«
    Als ich die Bestellung an die Küche weitergebe, schiebt der Schorschi mir bereits die Leberspätzlesuppe für den Watzmann hin, und ich beeile mich, sie ihm zu bringen.
    » So, eine Leberspätzlesuppe. Und an Guadn!«, wünsche ich ihm fröhlich.
    Er schaut immer noch skeptisch, aber ich hab keine Zeit, mich um ihn zu kümmern, da der Schorschi bereits die Pichelsteiner für den Stammtisch über die Theke schiebt. Und als die serviert sind, winkt mich schon wieder die Lara zu sich, weil einer ihrer Tische eine Schnapsberatung will, und da bin halt trotz eines Schulungsnachmittags immer noch ich diejenige, die sich am besten auskennt.
    Die Lara übernimmt derweil meine Tische, denn die Herren entpuppen sich als Kenner der Materie und wollen jeden Scheiß ganz genau wissen. Woher die Vogelbeeren im Brand stammen, zum Beispiel, und ob es sich bei dem Maulbeerfass, in dem die Williamsbirne war, um gebrauchtes oder neues Holz handelt (natürlich um gebrauchtes, bei neuem würde der Schnaps ja bloß nach Holz schmecken). Ich bringe ihnen schließlich einen Berberitzenbrand, an dem sie andächtig schnuppern, bis die Nasenflügel vor Verzückung anfangen zu beben.
    Inzwischen hat der Watzmann seine Suppe ausgelöffelt und den Teller mit den Bratwürsteln vor sich stehen. Mit einer eleganten Geste winkt er mich zu sich. Ich gehe zu ihm hinüber und frage ihn, was es gibt. Er kaut seinen Bissen herunter und tupft sich den Mund an der Serviette ab.
    » Diese Bratwürste«, sagt er. » Womit sind die gewürzt?«
    » Thüringer Majoran, tasmanischer Pfeffer, und ein ganz kleines bisserl Piment aus Jamaika«, sage ich. » Schmeckt fein, gell?«
    » Hm«, sagt der Watzmann. » Ja, eigentlich … durchaus.«
    » Aber?«, frage ich, denn er macht so ein Gesicht.
    » Aber … na ja, ich frage mich nur: Passt das denn ins Konzept?«
    Ich sehe ihn verständnislos an.
    » In welches Konzept?«
    » Na, hier regionale Küche, alles original bayerisch, und dann so exotische Gewürze?«
    Ich verdrehe die Augen. Der Kerl hat ein Problem, oder? Jetzt mal ehrlich.
    » Also, erstens haben wir da herin keine Konzepte, sondern nur Rezepte. Und zweitens soll Essen so gut wie möglich schmecken, und da ist Piment aus Jamaika einfach geeigneter als welcher aus München. Ois clear?«
    Ich stemme eine Hand in die Hüfte und funkle ihn an. Der Watzmann errötet.
    » Verstehe«, sagt er und tupft sich verkniffen den Mund ab. Schon wieder.
    Ich rolle die Augen.
    » Herr Watzmann!«, sage ich. » Jetzt sein’s halt ned beleidigt!«
    » Bin ich nicht«, sagt er verschnupft.
    » Sind Sie wohl«, sage ich.
    » Nein!«
    » Doch!«
    » Na gut, vielleicht ein bisschen.«
    » Aha!«, sage ich. » Ich mach Ihnen ein Friedensangebot, okay?«
    Er schaut immer noch etwas düpiert. » Und das wäre?«
    » Ich bring ihnen was, das astrein mit den Aromen der Würstel harmoniert. Was ganz was Regionales. Geht aufs Haus!«
    Ich laufe zum Tresen und mache ihm ein Stamperl fertig. Einen Koriandergeist, eine besondere Spezialität. Der Papa und ich haben

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