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Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Breznkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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außer der Badewanne bloß noch ein einziges anderes Möbelstück darin gibt, nämlich eine graue, ganz schön runtergewohnte Designercouch, die der Quirin stolz angeschleppt hat, woher auch immer. Na ja. Auf alle Fälle fand ich’s zunächst großartig, mit so viel Platz und so aufgeräumt zu leben, aber nach einer Weile wurde es dann doch komisch. Ich hatte irgendwie das Gefühl, mich in dem riesigen Raum zu verlieren, überhaupt keinen Halt darin zu finden. Darum hab ich die Omi gebeten, mir ein Paket mit ein paar Sachen aus meiner Minghartinger Wohnung zu schicken: Kissen, Plüschtiere, meine Lieblingsdecke, so Kram. Seither fühle ich mich wieder viel besser, wenn ich auf dem Sofa sitze. Nicht mehr wie eine Schiffbrüchige in einem riesigen Ozean, sondern eher wie auf einer blumenbewachsenen Insel. Der Mainau oder so.
    Nur wird mich meine Kuschelecke heute leider nicht retten können.
    Ich brauche einen Zahnarzt. Sofort.
    Ganz kurz überlege ich, den Quirin anzurufen und ihn zu fragen, ob er einen guten weiß. Der Quirin kennt nämlich immer jemanden, egal, was man braucht: iranischen Safran, einen neuen Haarschnitt, ein gebrauchtes Radio.
    Aber dann schau ich auf mein Handy und sehe, dass es gerade mal neun Uhr morgens ist, was in Berlin ungefähr zwei Uhr nachts entspricht, vor allem für Leute, die in der Gastronomie beschäftigt sind. Außerdem sollte ich meinen Chef nach der Szene mit diesem Ettl gestern vielleicht besser nicht noch weiter verärgern. Der Quirin war nämlich total sauer, dass ich unseren prominenten Gast so harsch angegangen bin – so sauer, dass der Ettl am Ende ihn beruhigen musste. Der Künstler fand meine Reaktion nämlich eher lustig, genauso wie die anderen Gäste. Die Leute vom Stammtisch haben mir sogar applaudiert!
    Na gut, und der Quirin hat sich dann auch wieder eingekriegt. Das echte Ettl-Werk hat ihn getröstet. Vor allem die Aussicht darauf, dass das Gekrakel des berühmten Künstlers die Gäste noch einmal in Scharen anziehen wird.
    Ich rolle mich aus dem Bett, hole meinen Laptop und lege mich gleich wieder damit hin. Der Schmerz in meinem Kiefer schwillt so hundsbrutal an, ich kann kaum die Worte Zahnarzt und Berlin und samstags geöffnet in die Google-Suchmaske eingeben. Zum Glück hat mir der Typ aus dem Grafikdesignbüro im Erdgeschoss das Passwort zu seinem W-Lan gegeben, sonst sähe ich jetzt alt aus.
    Ich klicke auf Google-Suche. Es gibt gleich jede Menge Treffer, aber ich bin so verzweifelt, dass ich gar nicht lang herummache, sondern gleich den ersten Eintrag nehme. Am Telefon sagt mir die Sprechstundenhilfe, ich solle einfach kommen, samstags vergebe man keine Termine. Also ziehe ich mir rasch etwas an, das keine allzu komplizierten Bewegungen erfordert: Jeans, Hemd, Strickjacke, und versuche ansonsten gar nicht erst, mich um mein Äußeres zu kümmern. Ich bürste bloß rasch mein Haar durch. Dann sehe ich nach, wo sich die Praxis eigentlich befindet, und stelle fest, dass sie in der Nähe des U-Bahnhofs Leopoldplatz liegt. Google Maps verrät, dass das im tiefsten Wedding ist.
    Egal, nichts wie hin.
    Keine halbe Stunde später steige ich die Stufen der U-Bahn wieder hinauf – und will am liebsten gleich wieder umdrehen. Logisch, vom Wedding hat man auch in Mingharting schon mal gehört, Gewalt an Schulen, sozialer Problembezirk, etcetera pepe. Aber dass es hier tatsächlich so grattlig ist, wie ich’s mir vorgestellt hatte, das wundert mich dann doch ein bisschen. Läden, die in bunten Buchstaben für günstige Telefontarife nach Afghanistan, Kamerun und Ghana werben, Wettbüros, Spielhallen, ein Waschsalon. Und ein verirrtes Dönerstandl mit einem traurig über seine Rotzbremse hinwegschauenden Wirt. Das Schmuddeligste, was bei uns im Oberland je eröffnet hat, war ein Internetcafé in Bad Tölz, das sechs Wochen nach der Eröffnung schon wieder pleite war. Danach hat an der Stelle ein China-Imbiss aufgemacht, der gar nicht mal so übel ist.
    Ich entdecke die Seitenstraße, in der die Praxis sein müsste. Hier gibt es nun keine Geschäfte mehr. Nur ein paar Buben mit Baseballkappen, die in einem Hauseingang stehen, und die, als ich an ihnen vorbeigehe, blitzschnell so tun, als sei überhaupt nichts. Ich will nicht wissen, womit die dealen. Waffen? Drogen? Ihren kleinen Schwestern?
    Ich beschließe, mich nicht weiter darum zu kümmern, und weiter nach der Hausnummer zu suchen. Nummer 18, Nummer 20… da, 22. Da ist es.
    Wenig später stehe ich vor einem

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