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Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Breznkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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könnte.
    Deshalb war er vorhin im Auto so sonderbar.
    Der Quirin legt den Kopf in den Nacken und starrt eine Minute oder so an die Decke, wo es außer weißer Farbe überhaupt nichts zu sehen gibt, nicht einmal einen Spinnweben, schließlich wurde der Raum erst zur Eröffnung frisch gestrichen. Dann sieht er mir plötzlich direkt ins Gesicht.
    » Ich hab heute die Minghartinger Stuben verkauft.«
    » Was?« Ich springe von meinem Stuhl auf und sehe ihn fassungslos an. » Verkauft? Was heißt das?«
    » Setz dich doch wieder«, sagt er und deutet auf den Stuhl, als wüsste ich nicht, wo der steht.
    » Was soll das bedeuten, du hast verkauft?«
    » Na ja. Was es eben bedeutet.« Er hebt die Schultern. » Der Laden gehört mir nicht mehr.«
    » Aber wem gehört er denn dann?«
    Doch schon im nächsten Moment schwant mir die Antwort. O nein.
    » O nein«, sage ich und sehe ihn entsetzt an.
    » Doch«, nickt der Quirin. » An Heiko Poppe vom Hofbräuhaus am Alexanderplatz.«
    Ich glaub’s nicht.
    » Der Zuhälter mit dem weißen Anzug?«, frage ich bestürzt.
    » Also, Zuhälter trifft es nicht ganz.«
    » Der mit der Jürgen-Drews-Frisur?«
    » Das schon eher.«
    » Spinnst du? Das kannst du doch nicht machen!«
    » Ja, das ist scheiße von mir, oder?«
    Er lächelt verschämt, wie ein Kind, das dabei erwischt wurde, wie es Schokolade stibitzt.
    Dieses Vollarsch. Hier geht es doch nicht um Schokolade! Hier geht es um meine Existenz! Und die meiner Familie!
    » Scheiße? Das nennst du Scheiße?«
    Der Quirin grinst verlegen.
    » Das ist keine Scheiße, das ist ein riesiger, stinkender, widerlicher Haufen Bockmist! Du kannst doch nicht das Lokal verkaufen, ohne mir vorher auch nur ein Sterbenswörtchen davon zu sagen! Du hättest mit mir reden müssen!«
    » Na ja, du wärst vermutlich dagegen gewesen, oder?« Er zieht die Schultern hoch und versieht mich mit einem Blick, der sagen soll: Was hätte ich sonst tun sollen? Ich kann nichts dafür!
    So ein Arschloch.
    » Und deshalb hast du lieber nicht mit mir geredet«, sage ich wütend. » Weil ich sowieso dagegen gewesen wär. Und nicht nur ich übrigens. Die Omi sicher auch, und der ganze Rest der Familie.«
    » Tja«, sagt er.
    » Und deshalb hast du dir stattdessen gedacht: Ich scheiß auf meine Verträge.«
    » Na, das ist jetzt vielleicht ein bisschen hart ausge…«
    » Aber dass wir Verträge haben, daran hast du schon gedacht, oder? Dass die Minghartinger Stuben eigentlich meiner Familie gehören? Und du im Prinzip bloß der Lizenznehmer bist?«
    » Na ja, so kann man das eigentlich nicht ausdrücken«, sagt er.
    » Wie? Spinnst du? Wie willst du es denn dann ausdrücken? Dass wir bloß deine Lizenznehmer sind? Dass das Omilein ihre Würstel nach Jellas Originalrezepten fabriziert? Und der Papa seinen Schnaps nach den Vorgaben von dir? Oder wie?«
    » Ruhig, Fanny, ruhig.«
    » Ich bin ruhig!«
    » Fanny, die Sache ist die. Deine Mutter und ich haben einen Vertrag geschlossen, den du übrigens wie alle anderen unterschrieben hast, wenn du dich erinnerst. Und in diesem Vertrag wurden gewisse Bestimmungen festgehalten, unter anderem auch für den Fall der Veräußerung oder Verpachtung. Und zum Thema Veräußerung steht drin: Ein Verkauf des Wirtshauses ist nicht genehmigungspflichtig. Und: Im Falle eines Besitzerwechsels gehen alle Vereinbarungen auf den neuen Besitzer über. Paragraph zwölf, Absätze eins und zwei.«
    Selbst schuld, vermittelt der Gesichtsausdruck, mit dem er mich jetzt ansieht. Selbst schuld. Wenn ihr mir solche Klauseln durchgehen lasst, dann kann ich doch gar nicht anders handeln.
    » Also, so ein Blödsinn! So einen Schwachsinn hätten wir doch im Leben nicht unterschrieben! Wir geben unseren guten Namen doch nicht her für … für … so einen dahergelaufenen Münchner!«
    Nicht dass München an sich schon ein Schimpfwort ist, aber diese Schicki-Micki-Typen, denen für ein bisschen Diridari kein Geschäft zu schmutzig ist, die hab ich schon lange gefressen. Ein Hofbräuhaus aufzumachen! In Berlin!
    » Poppe kommt nicht aus München, Fanny.«
    Na, das ist ja noch schöner.
    » So? Woher kommt er denn dann? Vielleicht auch noch aus Würzburg?«
    Das fällt mir ein, weil ich mal gehört hab, dass sie in Würzburg ebenfalls ein Hofbräuhaus haben. Mann, bei diesem Fränzi-Zeugs zur Eröffnung hätte ich mich von Anfang an querstellen müssen. Das hätten wir nie im Leben machen dürfen. Das war ein ganz, ganz schlechtes Omen. Kam das Zeug nicht

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