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Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Breznkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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Schnäpsen sitzen, schicke ich die Lara nach Hause, denn den Rest schaffe ich auch alleine. Außerdem muss ich eh noch auf Tino warten. Sein Job scheint mehr Zeit in Anspruch zu nehmen als vorgesehen, denn er hatte versprochen, im Wirtshaus vorbeizuschauen, wenn er fertig ist, hat sich bis jetzt aber noch nicht blicken lassen.
    » Bist du sicher, Fanny?«, fragt die Lara. » Ich helf dir schon noch, wenn du willst.«
    » Abmarsch«, befehle ich.
    » Super. Bis morgen, Fanny!«
    » Schlaf schön!«
    Und schon ist sie im Personalraum verschwunden und kurz darauf durch die Hintertür. Nur unwesentlich später machen sich auch der Schorschi und seine Mannschaft vom Acker, und eine halbe Stunde später – gelobt sei Jesus Christus – beschließt auch der Jubiläumstisch, noch in den Würgeengel weiterzuziehen, eine legendäre Cocktailbar, die bis in die Puppen aufhat. Ich warte, bis die letzten Gäste auf die Straße getorkelt sind, dann sperre ich rasch die Tür zu.
    Uffz.
    Ich räume den Tisch ab, spüle die letzten Gläser, mache meine Abrechnung und stelle die Stühle hoch, damit die Leute von der Putzfirma morgen früh beim Wischen freie Bahn haben. Dann gehe ich nach hinten, sperre meinen Spind auf und werfe einen Blick auf mein Handy. Eine SMS vom Tino ist angekommen. Er hat es nicht mehr in die Minghartinger Stuben » geschafft«, was auch immer das heißen soll, und wartet jetzt zu Hause auf mich. Na gut, meinetwegen. Ich schlüpfe in eines meiner neuen T-Shirts und verwende noch einmal Deo. Seinem Mann gefallen will man ja komischerweise auch dann, wenn es gerade Schwierigkeiten gibt. Oder erst recht dann, je nachdem.
    Durch einen Spalt in der Schiebetür sehe ich, dass das Licht in der Gaststube immer noch brennt, was komisch ist, denn ich bin mir fast sicher, es vorhin gelöscht zu haben. Aber gut, um zwei Uhr morgens verlasse ich mich nur ungern hundertprozentig auf mich selber. Also gehe ich durch die Küche, schon einen Ärmel in der Jacke und bereit, gleich durch den Hintereingang nach Hause zu gehen, da öffnet sich die Schiebetür und vor mir steht – der Quirin. Ich mache vor Schreck einen Satz nach hinten, und mein Puls schnellt in die Höhe, als sei eben ein Serienmörder mit einer blutverschmierten Axt aus seinem Versteck gesprungen.
    » Tschuldigung!«, ruft der Quirin. » Sorry!«
    » Ist schon gut«, sage ich und halte mir hechelnd die Hand aufs Herz, das pocht und pocht und pocht. » Meine Güte. Was machst du denn noch hier?«
    Mit meinem Chef hätte ich wirklich im Traum nicht mehr gerechnet. Der Mann hat sich den ganzen Abend nicht ein einziges Mal blicken lassen, deshalb hatte ich vollkommen vergessen, dass er heute überhaupt im Wirtshaus gewesen ist. Außerdem geht er normalerweise allerspätestens um zehn nach Hause, weil er sonst nämlich von seiner Jella den Hintern voll kriegt.
    Und damit deutet wirklich alles darauf hin: Der Quirin hat Streit mit seiner Frau und traut sich nicht nach Hause. Das würde einiges erklären. Eigentlich alles.
    Tatsächlich sieht er ganz zerknautscht aus, als er mich fragt, ob ich noch kurz Zeit für ihn hätte.
    » Dauert nur ein paar Minuten«, schiebt er hinterher.
    » Logisch«, sage ich und folge ihm ins Büro. » Was gibt’s denn?«
    Er zeigt auf den Stuhl gegenüber seines Schreibtischs, dort, wo normalerweise neue Mitarbeiter zum Vorstellungsgespräch Platz nehmen. Mir fällt auf, wie penibel aufgeräumt der kleine Raum heute ist. Normalerweise stapeln sich überall Rechnungen, Kataloge und Briefe, aber heute ist der Schreibtisch absolut frei, und alle Ordner stehen picobello aufgereiht in dem Schrank hinter seinem Rücken. So ähnliche Tendenzen hatte die Bea auch immer, wenn sie unglücklich war. Wie es in ihren Beziehungen lief, konnte man stets am Zustand ihrer Küche ablesen. Schmutziges Besteck, Essensreste, leere Pizzaschachteln unterm Waschbecken bedeuteten: alles bingobongo. Strenger Geruch nach Reinigungsmitteln und kein Fingertapser auf Cerankochfeld und Spüle: Obacht, aber hallo.
    » Fanny, ich muss dir etwas sagen«, murmelt Quirin, als wir sitzen.
    » Was denn?«, frage ich und mit einem Mal wird mir klar, was es bedeuten könnte, wenn er und Jella sich tatsächlich scheiden lassen. Er braucht dann bestimmt seine Wohnung zurück, und das schnellstmöglich. Und das heißt für mich: Ich stehe auf der Straße. Denn die Wohnung ist zwar riesig, aber halt leider echt nicht so geschnitten, dass ich mit meinem Chef drin wohnen

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