Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Brillenmacherin

Die Brillenmacherin

Titel: Die Brillenmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
eingeschleust, und Sir Thomas Latimer schickt mich nun, ahnungslos, wie er ist, mit Vollmachten und einem Angebot zu Courtenay.«
    »Und das Kind ist dir unterwegs zugelaufen. Hör mal, bloß weil du mit einem Wisch herumwedelst, bist du noch lange keine Spionin. Und schon gar keine Unterhändlerin! Sir Latimer«, er lachte, »soll
dich
geschickt haben, eine Frau? Nun ziere dich nicht, die Kleine schläft doch, sie wird es nicht merken. Machen wir es uns gemütlich, der teure Würzwein wird dir munden!«
    »Komm näher und schau dir das Siegel an, du Torfkopf!«
    Abrupt endete das Lachen. »Wie hast du mich genannt?«
    »Torfkopf. Das Siegel sollst du dir ansehen.«
    »Ins Gebüsch, sage ich. Und wenn du schreist …«
    Die Wolkendecke riß auf. Weißes Mondlicht bestrahlte das Pergament in Catherines Hand. Münzengroß und dunkel prangte ein Siegel darauf.
    Der Wächter starrte auf den Brief. Endlich drehte er sich um und stieß zwischen den Zähnen hervor: »Folge mir.«
    Die Zelte ragten höher hinauf, als es aus der Ferne geschienen hatte. Überall lagen Menschen auf dem Boden, sie bildeten dichte Trauben um die Lagerfeuer. Zwischen Fellen und Decken, Armen und Köpfen blitzte Stahl. Einige Verletzte stöhnten, denen Bein, Hand oder Stirn mit blutdurchsickertem Leinen umwickelt waren. Es roch nach Asche und nach Kräutersalbe.
    Der Posten blieb vor einem Zelt stehen. Er redete mit einigen |306| Männern. Sie sahen flüchtig nach ihr. Offenbar glaubten sie ihm nicht. Die Stimme des Erzbischofs schrillte aus dem Zelt: »Ich breche dir jeden deiner kleinen Knöchelchen in tausend Stücke!«
    Courtenay schien in schlechter Verfassung zu sein. Meinte er Doktor Hereford? Sie durfte keine Zeit verlieren. Catherine zog sich aus dem Feuerschein zurück. Sie schlich um das Zelt herum, lauschte: Noch hatte man ihr Fehlen nicht bemerkt. Auf der Rückseite des Zeltes kauerte sie sich ins Gras, hob die Zeltwand an und robbte darunter hindurch.
    Sie stand hinter Courtenay auf. Hereford war nicht im Zelt.
    Draußen bemerkte man ihr Fehlen. »Sie ist an uns vorübergeschlüpft.«
    »Du meinst, ins Zelt?«
    »Der Erzbischof! Wir sind verantwortlich!«
    Die Männer platzten herein. »Verzeiht, Exzellenz«, setzten sie an. Weiter kamen sie nicht.
    Eine Sturmbö an Worten brauste ihnen entgegen: »Schließt den Zelteingang, verruchte Dreckskerle!« Courtenay brüllte: »Raus mit euch!«
    »Und die Frau?«
    Er wendete sich um. »Oh. Catherine, wie schön, dich zu sehen.«
    Eilig zogen sich die Wachen zurück.
    Der Erzbischof trat auf Catherine zu, breitete die Arme aus und packte ihre Schultern. »Deine Arbeit ist Gold wert, mein Kind. Wir haben den Teufelsanbeter geschnappt.«
    »Deswegen bin ich hier.«
    Er hörte nicht darauf, statt dessen tätschelte er Hawisia die Wange. »Diese kleinen Pausbäckchen!«
    »Sir Latimer schickt mich.«
    Sie versuchte, im Gesicht des Erzbischofs zu lesen. Vertraute er ihr noch? Das runde Gesicht unter den krausen, weißen Haaren wurde ernst. »Wieso schickt er ausgerechnet dich, eine Frau, als Unterhändler?«
    »Ich nehme an, er kann keinen Mann entbehren und fürchtet, |307| wenn er einen schickte, würdet Ihr ihn nicht lebend wieder herausgeben. Ich hingegen bin nicht sonderlich wertvoll für ihn.«
    »Wie er dich verkennt!«
    Etwas packte sie am Bein. Krallen bohrten sich in die Haut, kratzten am Unterschenkel herauf. Sie sprang beiseite, schüttelte sich, beinahe verlor sie Hawisia aus den Händen. Da hüpfte ein rotes Tier unter ihrem Rock hervor. Es raste durch das Zelt und jagte eine der hölzernen Zeltstangen hinauf.
    »Das kleine Biest hat sich wieder einmal freigenagt. Ich werde in London einen Käfig mit eisernem Gitter in Auftrag geben.«
    Das Bein schmerzte, wo die Haut verletzt war. Hawisia wog schwer in ihrem Arm, sie hätte sie gern auf einem Fell abgelegt. Aber sie wußte, sie befand sich in Gefahr. Besser, sie gab das Kind nicht aus den Händen. »Sligh ist gefangengesetzt. Sir Latimer bietet ihn an im Austausch gegen … gegen Hereford.« Sie konnte sich nicht so weit bringen, ihn einen Teufelsanbeter zu nennen.
    »Welches Amüsement!« lachte Courtenay. »Sligh gegen den Ketzer? Latimer hat wohl nicht begriffen, daß ich die Bedeutung des Teufelsdoktors durchschaue.« Er verstummte. »Und Sligh hat sich verraten, ja? Tolpatsch! Nun, er wird sterben müssen. Es ist schade um ihn, allerdings, es ist äußerst schade.«
    Wie er seinen Getreuen in den Tod gab, ohne auch nur einen

Weitere Kostenlose Bücher