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Die Brillenmacherin

Die Brillenmacherin

Titel: Die Brillenmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Gedanken an seine Befreiung zu verschwenden! Catherine haßte ihn. Zugleich frohlockte sie, Slighs Ende nahen zu sehen. Er würde endlich den Mord an Elias büßen. »Lady Anne ahnte, daß Ihr das sagen würdet. Sie gab mir diesen Brief. Im Falle, daß Ihr ablehnt, sollte ich ihn Euch übergeben.«
    Zögerlich streckte Courtenay die Hand nach dem Pergament aus. Kaum berührten es seine Finger, schnappten sie zu. Er legte es auf einem Tisch ab. »Danke.«
    »Wollt Ihr nicht lesen?«
    |308| »Später. Sagt mir, wie viele Ritter hat Latimer? Hat er einen Captain angeworben mit Schützen und bewaffnetem Gefolge? Hat er von seinen Plänen gesprochen?«
    »Was er plant, weiß ich nicht. Drei Ritter sind außer ihm in der Burg, glaube ich.« Ihr Hals wurde heiß. Errötete sie? Sah er es? »Einen Captain …«
    Mißtrauisch sah der Erzbischof sie an.
    Und wenn er gefragt hatte, um ihre Loyalität zu prüfen? Wenn er längst wußte, daß es einen Captain gab? »Ja, den gibt es. Er hat einige Männer mitgebracht.«
    »Also doch.« Courtenay schlug sich die Faust in die flache Hand. »Jemand muß ihn gewarnt haben. Hat Latimer Nevill benachrichtigen können? Weißt du von einer Botschaft?«
    »Nevill ist ahnungslos. Sir Latimer klagt fortlaufend darüber, daß er ihm keine Nachricht zukommen lassen kann.«
    »Und er hat dich nicht beauftragt, auf dem Weg hierher im Dorf einen Vertrauten aufzusuchen, der sich durch unseren Belagerungsring schlagen soll, um zu Nevill zu gelangen?«
    Catherine schwirrte der Kopf. Ein falsches Wort genügte. Courtenay war zu klug, er spürte ihr schneller nach, als sie nach Fluchtmöglichkeiten suchen konnte. »Doch, das hat er. Natürlich habe ich es nicht getan.«
    »Gut. Der Rauch wird nichts genützt haben. Bis Nottingham ist es zu weit. Ich werde eine Antwort verfassen für Lady Anne. Mit Latimer, diesem Glaubensverfälscher, rede ich kein Wort. Soll sie ihm erklären, wie er verhindern kann, daß ich seine Burg dem Erdboden gleichmache. Geh, komme in einer Stunde wieder. Dann will ich dir das Schreiben geben.«
    »Ja, Exzellenz.« Sie genoß es, das häßliche Wort auszusprechen. Gegen eine Exzellenz zu kämpfen, war eine gute Sache. Einen Erzbischof zu hintergehen, war frevelhaft, aber eine Exzellenz, die Mörder dingte und Boten erschießen ließ und ein Heer gegen Braybrooke Castle führte, eine solche Exzellenz mußte bekämpft werden. »Ich bin in einer Stunde wieder hier.« Sie bückte sich durch den Zelteingang.
    »Rasch!« rief Courtenay hinter ihr. »Das Tier entfleucht.« |309| Eilig ließ sie das schwere Leder herunterfallen. Es noch einmal anzuheben, das Eichhörnchen entkommen zu lassen! Wie ein Fieber schüttelte sie das Verlangen, Courtenay zu schaden.
    Ehrfürchtig und zugleich voller Abscheu besahen sie die Wachen.
    Nach dem Doktor durfte sie nicht fragen, es würde Mißtrauen erregen. »Wo finde ich Alan? Er ist Langbogenschütze.«
    Man zuckte die Achseln. »Hier sind überall Langbogenschützen.«
    »Danke.« Sie legte Hawisia auf den anderen Arm und steuerte das erste Feuer an. Zwischen den Schlafenden war kaum Platz, um die Füße niederzusetzen. »Alan? Bist du hier?«
     
    Das Pergament in der Hand Courtenays zitterte. Er las noch einmal von vorn. Kein Zweifel, Catherine Rowe hatte ihn verraten. Das Werkzeug, das er so sorgfältig geformt hatte, rebellierte gegen ihn. Wie war es den Lollarden gelungen, sie ihm abspenstig zu machen? Hatte er sie nicht ins Unglück gestoßen, sie aller Sicherheiten beraubt, so daß sie armselig und nackt herangekrochen kam zu ihm? Und hatte er sie nicht daraufhin vom Boden aufgehoben und ihr alles das wiedergeschenkt, was sie verloren hatte? Mehr als das! Er hatte ihr eine Schleifbank gekauft. Er hatte Auftraggeber aus ganz England herbeigeholt. Er hatte ihr sogar Liebe gegeben. Die Wiege für Hawisia wäre nicht notwendig gewesen, und seine Nachsicht, als Catherine sich verweigerte, für ihn nach Southoe zu reisen, war durch nichts zu erklären als durch ein warmes Herz. Natürlich ging sie auf ihr Ende zu, es war ihr bestimmt, in diesen Tagen zu sterben. Aber auch ihr Tod gehörte zu seiner Fürsorge.
    Er war nicht einfach nur enttäuscht, weil sein Plan fehlgeschlagen war. Erstaunt stellte Courtenay fest, daß er verletzt war durch ihre Undankbarkeit. Er hatte dieses Geschöpf geliebt, mehr als er seine anderen Geschöpfe liebte. Es wies ihn zurück. Das schmerzte, es beleidigte ihn in seinem Innersten.
    Und da war eine Ahnung in

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