Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Brillenmacherin

Die Brillenmacherin

Titel: Die Brillenmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
verdammt?
    Von draußen tönte eine Stimme: »Er ist tot.«
    Ah, sie hatten Alan gefunden.
    »Sligh hat die Scheune nicht verlassen. Er muß noch dort drin sein.«
    Durchaus, durchaus. Willkommen, Freunde.
    »Cheyne, hole die Pferde. Wir kümmern uns um ihn. Wenn wir ihn haben, müssen wir schleunigst von hier verschwinden. Courtenay antwortet nicht, also wird Sligh für ihn antworten müssen, bevor er sein Leben aushaucht. Für die Folter brauchen wir Zeit, besser, wir schaffen ihn weg von hier.«
    |414| Was? Sie schickten noch einen fort? Nicht zwölf gegen drei, sondern zwölf gegen zwei? Es würde von langweiliger Einfachheit sein. Sligh grinste. Und doch sandte ihm das Wort Folter unangenehme Schauer über den Rücken.
    Eine große, schwarze Gestalt trat in das Licht des Scheunentors, umgleißt, als hätte die Sonne sie geboren, ein Schatten, der Helligkeit versprühte. Es mußte Latimer sein, die Gestalt trug die Haare kurz geschnitten wie ein Bauer. Warum kam er nicht näher?
    »Habt Erbarmen«, wimmerte Sligh. »Ich handelte im Auftrag seiner Exzellenz des Erzbischofs. Es ist ihr doch nichts passiert? Wirklich, ich wollte ihr nichts tun.«
    Neben ihm ging röchelnd einer der Söldner zu Boden. Was zum Teufel …? Dann noch ein Aufschrei, ein Gurgeln. Ein weiterer Körper, der zusammensackte. »Weg von der Wand!« rief Sligh. »Nevill stößt die Klinge durch die Ritzen!«
    Und da war Latimer heran, in drei langen Schritten. Seine Klinge fauchte durch die Luft und strich mit solcher Wucht über Slighs Kopf, daß die Haare angehoben wurden. Sligh lachte. »Nicht so leicht mit einem Zweihänder, wenn man nichts sieht, was?« Er bückte sich und kroch beiseite.
    Eine Faust krachte auf Widerstand, Knochen barsten. Ein Schwert fauchte, hieb dumpf in einen Körper, jemand prustete Blut. Im Scheunentor erschien Nevill. Sligh sah dessen Schwert aufleuchten. Etwas flog durch die Luft und polterte neben ihm zu Boden. Angewidert zog er seine Hand zurück. Ein Kopf. Ein Kopf!
    Die Ritter erschlugen seine Männer. Er hatte sie unterschätzt. Auf allen vieren zog er sich zur Scheunenwand zurück. Er steckte die Schwertklinge zwischen die morschen Bretter und hebelte sie auseinander, bis sie brachen. Dann zwängte er sich durch das entstandene Loch hindurch. »Zu den Waffen«, rief er. »Canterbury wird angegriffen!« Er lief fort von der Scheune, quer durch den Garten. »Zu den Waffen!«
    |415| Catherine wurde hinaufgehoben. Wie aus der Ferne sah sie sich hinter Latimer auf dem Pferd sitzen, sah Cheynes Roß mit den Hufen Grasklumpen aus dem Rasen stechen und sie emporwerfen im harten Galopp. Sie hörte Hawisia schreien, weit weg, obwohl sie die Tochter im Arm hielt. Die Ritter preschten durch den Garten, schlugen sich mit Schwerthieben freie Bahn durch einen bewachten Torbogen, ritten fort aus Canterbury. Aber Catherine war es, als kauerte sie noch neben ihrem Bruder. Neben Alan, der sich für sie aufgeopfert hatte. Er hatte ihr das Leben gerettet. Er war vom Mörder getötet worden wie Elias. »Ich will Vergeltung«, sagte sie tonlos. »Noch heute.«
    Nach langem Ritt zügelten sie in einem Waldstück die Pferde. Das Fell der Tiere zuckte, Schweiß glänzte darauf. Von den Mäulern troff Schaum.
    Cheyne ballte die Fäuste. »Dieser Courtenay findet ein böses Ende, und wenn ich selbst dafür sorgen muß.«
    »Er wußte, daß wir kommen würden«, sagte Nevill. »Daß er uns bei hellichtem Tage in Canterbury auflauert! Der König wird toben, wenn er davon erfährt.«
    »Und dann? Soll er erneut ein Schreiben aufsetzen?« In seiner wütenden Bewegung stieß Latimer Hawisia mit dem Ellenbogen an. Er schien es nicht einmal zu merken. »Solange Courtenay behauptet, nicht zu wissen, wo Doktor Hereford ist, nützt uns der Brief vom König nicht das geringste. Und genauso würde es wieder laufen. Courtenay würde Sligh bestrafen und behaupten, er habe von nichts gewußt.«
    »Wie eine Schlange windet er sich aus der Hand.« Nevill ballte eine Faust. »Er ist unangreifbar. Der wird uns erst sagen, wo er den Doktor versteckt hält, wenn der Teufel persönlich ihn fragt.«
    Catherine sagte: »Dann wird ihn der Teufel fragen.«
    Cheyne sah sie erschrocken an. »Was ist mit dir?«
    Am ganzen Leib zitterte sie. Es wollte nicht aufhören, sosehr sie sich auch bemühte, ihre Glieder zu beherrschen.
    Sie führten die Pferde in den Wald. Auf einer Lichtung |416| schichteten sie Holz zusammen und entzündeten ein Feuer. Catherine schoben

Weitere Kostenlose Bücher