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Die Brillenmacherin

Die Brillenmacherin

Titel: Die Brillenmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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abschließen?«
    »In ein, zwei Jahren.«
    »Die Bibel in englischer Sprache. Ein Geschenk Gottes.«
    »Ein Schlachtruf!«
    »Ein Beben!«
    »Die Kirche wird erschüttert, und die Schlafenden werden geweckt.«
    »Die ganze Welt wird sich ändern.«
    Montagu kniff die Augen zusammen. »Ihr freut euch? Ist |49| euch nicht klar, was im Augenblick geschieht? Philip Repton flüstert Courtenay unsere Namen ins Ohr. Und ihr kennt Courtenay! Er hat in Oxford studiert wie der Doktor, er war sogar Kanzler der Universität. Dieser Mann verfügt über einen brillanten Verstand. Courtenay hat es fertiggebracht, Wycliffe zu Fall zu bringen! Meint ihr wirklich, daß ihm Hereford auch nur eine Woche widerstehen kann?«
    »Du hast recht«, sagte Latimer. »Courtenay wird schlußfolgern, daß sich Hereford nach seiner Flucht aus dem römischen Gefängnis an uns gewandt hat und daß wir ihn verbergen. Der Erzbischof ist rastlos in seiner Suche, weil er weiß, was ihm droht, wenn jeder gewöhnliche Sterbliche die Bibel lesen kann. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er das Versteck des Doktors entdeckt, jetzt, wo er Philip Repton als Spürhund gewonnen hat.«
    »Gerät der Doktor in die Hände des Erzbischofs, ist er für immer verloren. Dann muß Courtenay nur noch die Pergamente verbrennen, und wir werden weitere tausend Jahre mit der lateinischen Bibel verbringen.«
    »Nicht ganz«, sagte Latimer. »In meiner Kanzlei werden fortwährend Kopien von den Übersetzungen des Doktors hergestellt.«
    Nevill zischte: »Wenn Courtenay Krieg haben will, soll er Krieg haben.«
    »Er soll ihn bekommen.« Cheyne nickte.
    »Krieg«, sagte Montagu.
    »Gut. Er bekommt Krieg.« Latimer holte tief Atem. »Der Geheimbund wird sich nicht länger schlafend stellen. Erzbischof Courtenay soll sehen, wen er herausgefordert hat: Ritter höchsten Rangs, Kammerritter, Männer, die für den Schutz des Königs zuständig sind. Und Ritter, die über ein starkes, schlagkräftiges Gefolge verfügen, über weitreichende Ländereien. Männer, die Verbindungen ins Ausland pflegen, Frankreich, Germania, Jerusalem. Erheben wir das Schwert.«
    Nevill zog sich die Handschuhe an. »Die Botschaft wird deutlich sein. Courtenay wird begreifen.«

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    |50| 5
    Nottingham zog die Äcker und Viehweiden aus dem Norden und Süden heran, die Ausläufer des Sherwood Forest, das Wasserband des Leen. Die Stadt holte Luft. Sie stemmte die Burg auf ihren Rücken, verknäulte die Straßen, die großen, gepflasterten, auf denen Fuhrwerke sich an den Tischen der Händler vorbeizwängten, und die kleinen Lehmgassen, auf denen die Kinder spielten. Ein Zittern lief über die Marktplätze, die Spitzen der drei Kirchen schwankten, Hühner und Ziegen in den Hinterhöfen schrien. Und Nottingham hustete: Aus allen acht Toren spie die Stadt Kühe, Schweine, Schafe aus, keuchte scharfen Gerbereigeruch aus der Barker Gate, Käse, Eier, Zwiebeln, Hüte vom Great Market. Die Tierzähmer und die Gaukler schüttelte sie, die Schlachter und die Pelzmacher, die Spinnerinnen und die Stadträte. Allein das Fremde, Hustenreiz auslösende – es wollte nicht weichen. Seit Tagen wankte es von Haus zu Haus, bettelte um einen Namen, den ihm niemand geben wollte. Ohne Unterlaß flehte es um Erlösung.
    Catherine stützte sich an der Hauswand ab, rang um Atem. Ihr Blick irrte ruhelos umher. Die Kehle war entzündet, die wunden Füße müde. Die Bottle Lane. Zu klein, um einen Abwasserkanal in der Mitte der Straße zu gestatten, zu eng für Karren und Viehtreiber. Die Häuser sprangen vor und wichen zurück nach Gutdünken. Einen Buckel machte die Straße, sie überquerte den alten Wall, der den englischen Stadtteil vom ehemals normannischen trennte, er lag unter ihr begraben und hob den Weg, die Häuser, die spielenden Kinder mit sich in die Höhe. Bottle Lane. Hier war sie zu Hause gewesen. Hier stand das dreistöckige Gebäude, das eine Brille auf die Straße reckte, die nur einem Riesen passen mochte.
    |51| Die Fenster waren geschlossen wegen des Gestanks aus der Stadt. Nur im Dachgeschoß standen sie weit offen. Wie oft rieten die Leute der alten Burgwhenna, sie zu schließen wegen der Krankheiten, die in der Luft herumflogen, und sie lachte nur darüber. Manchmal glaubte Catherine, die Alte sei der Geist Nottinghams. Seltsam, daß er gerade bei ihnen zur Miete wohnte.
    Die krummen Fassaden neigten sich Catherine entgegen:
    Das Haus der Gänsefrau, das Haus des Gewandschneiders, das Haus der Familie aus

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