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Die Brillenmacherin

Die Brillenmacherin

Titel: Die Brillenmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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dich darauf.«
    »Bitte, laßt mich …« Sie zitterte.
    »Was zierst du dich so?«
    »Ich bin schwanger. Ich würde das Kind verlieren.«
    »Du trägst ein Kind in deinem Leib?«
    »Niemand weiß es, außer Alan, meinem Bruder.«
    »Nun, es ist gut, daß du es mir sagst.« Repton klang versöhnlicher. »Wann kommt es zur Welt?«
    »Im Frühjahr.«
    »So lange will ich warten. Ich will dir keinen Schaden tun.«
    »Habt Dank.«
    »Wenn es geboren ist, teilen wir das Bett. Schwört es!«
    Sie zögerte.
    »Schwört!«
    »Ja.«
    »Gute Nacht, Catherine.« Leder knarrte. Schritte entfernten sich.
    Was hatte sie getan! Ihrem Feind hatte sie verraten, was ihre Schwäche war. Und sie hatte einem widerlichen Schwur zugestimmt. Die Dämonen waren es, sie hatten ihr die Zunge verdreht.
    Catherine wischte vor ihrem Bettlager den Boden von Strohhalmen frei und kniete sich nieder. Heraus konnte sie nicht, Repton war nicht zu trauen. Und hier drinnen schwebte das Böse. Wenn sie doch mehr Gebete wüßte! Was sie an Gebetsformeln kannte, reichte kaum für eine lange, dunkle Nacht.
     
    Über dem Augustinerstift ging blau und kühl die Sonne auf. Sie verbarg sich hinter einem Wolkenvlies, das den ganzen |170| Himmel bedeckte. Die Menschen tappten wie im Traum umher, und die Tiere stierten vor sich hin, anstatt zu fressen. Reif bedeckte den Boden, eine Silberschicht auf Gras, Dachschindeln und Wegen.
    Alan fror, der Frost biß ihm durch den dünnen Kittel in die Waden. Er überschaute die Nachtkoppel, die sich vom Pferdeunterstand bis an die Stiftsmauer hin verbreiterte. Seine zwei Kammergenossen hatten es übernommen, die Pferde auf die Weide zu führen, und seit sie vor einer Stunde mit den Tieren gegangen waren, waren sie nicht zurückgekehrt. Natürlich nicht. Sie überließen es Alan, die Nachtkoppel auszumisten.
    Er rammte die Mistgabel unter die am Boden festgefrorenen Pferdeäpfel und riß sie los. Die Hälfte seiner Fracht kugelte neben den Sammelkorb. Einen nach dem anderen spießte er die Pferdeäpfel auf und schob sie mit dem Fuß über dem Korb von den langen Zinken. Der Geruch von Pferdemist stach in der Nase und lockte zugleich würzig die Kehle.
    Mehr paßte beim besten Willen nicht hinein. Alan hob den Korb auf die Schulter und trug ihn zum Misthaufen hinüber. Mit großer Kraftanstrengung drehte er ihn um. Die Pferdeäpfel polterten hinaus. Er bemerkte den Pförtner. Sie waren in den vergangenen Wochen gute Freunde geworden. Gerade deshalb wünschte er ihn weit fort, weil er schlecht gelaunt war und seine Wut nicht am Freund auslassen wollte.
    Ein spöttisches Zucken erfaßte die schwulstigen, weiblich geformten Lippen des Pförtners. »Häßlich, daß alles anfriert, nicht wahr?«
    Alan brummte zustimmend und stieß die Mistgabel unter einen Kothaufen, ohne aufzublicken.
    »Sie lassen dich mal wieder die Drecksarbeit machen?«
    »Welche Drecksarbeit? Wir misten jeden Tag aus.«
    »Wir«, schmatzte der Pförtner. »Ich sehe es.«
    »Was erwartest du? Kameradschaft im Gesinde?«
    »Ich staune, daß es dich nicht ärgert.«
    Oh, er sah genau, daß Alan zornig war. Jeden Handgriff trieb die Kraft der Wut an. Alan konnte sich vorstellen, wie er |171| aussah: Das Gesicht gerötet und verkniffen, die Knöchel weiß am Mistgabelschaft. Was redete der Freund so dumm, wenn es doch offensichtlich war?
    Der Pförtner löste sich vom Unterstand und kam näher. Er ergriff Alans Mistgabel und hielt sie fest. »Komm schon, rede. Wenn du es nicht herausläßt, platzt du noch.«
    »Laß das«, knurrte Alan. »Ich brauche kein Kindermädchen.«
    »Nein, aber einen Freund.«
    »Was willst du von mir?«
    »Sage mir, was dich ärgerlich macht.«
    »Wie du willst. Kannst du mir erklären, warum Catherine immer das bessere Los zieht? Sie heiratet einen vermögenden Brillenmacher, während ich mit Mühe einen kleinen Acker pflüge. Ich bin allein, weil man mir die Geliebte nicht zur Frau geben will, und sie kuschelt Nacht für Nacht mit ihrem Mann. Beide werden wir vom Fluch getroffen. Was geschieht daraufhin? Der Erzbischof überhäuft sie mit Wohlwollen, und ich darf den Stall ausmisten. Jeden Morgen erwache ich mit einer Nase aus Eis. Cath schläft wohlgewärmt im Ofenraum. Mich stößt man umher, sie lobt man für ihr Brillenhandwerk. Was mache ich falsch im Leben?«
    »Ich verstehe.« Der Pförtner strich sich nachdenklich über den Bauch. »Gibt es etwas, das du gut beherrschst?«
    »Nein, vergiß es. So wird das nichts. Die Frage

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