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Die Brillenmacherin

Die Brillenmacherin

Titel: Die Brillenmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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wie?«
    Der Spanneby schwieg. Er sah ärgerlich zwischen May und Alan hin und her.
    »Ich dachte, ich schaue mal vorbei.«
    »Hättest du dir sparen können«, sagte der Spanneby.
    Beide sahen zu May hin. Sie mußte etwas sagen. Sie mußte entscheiden, ob er willkommen war oder nicht.
    May wischte sich die Tränen von den Wangen. Offenbar wollte sie reden. Bevor sie dazu kam, sah sie Alan an, und es packte sie erneut das Schluchzen. Wieder schlug sie die Hände vor das Gesicht.
    »Ist es das, was du wolltest?« knurrte der Spanneby.
    »Daran trägst du mehr Schuld als ich.«
    »Schwachsinn.«
    Sie schwiegen. May weinte.
    »Macht sie nicht gerade glücklich, daß du da bist. Es ist besser, du verschwindest wieder. Geh, bau deine Hütte auf, grab deinen Garten um.«
    Ich bin Langbogenschütze! dachte Alan. »Ich wohne jetzt in Newstead Abbey, also geht mich das Haus hier einen Fliegendreck an. Am besten, du säst weiter und läßt mich mit May reden.«
    |247| »Meine Verlobte will nicht mit dir reden.«
    Das saß. Seine Verlobte nannte er sie, und es war keine Lüge, sie war des Spannebys Verlobte. »Ist das so, May?« fragte er leise. »Willst du nicht mit mir reden?«
    Sie fuhr mit dem Ärmel über ihre Augen, dann sah sie zum Spanneby hinüber und sagte: »Bitte laß uns allein.«
    »Überleg dir das gut! Der Kerl ist ein gesuchter Verbrecher. An deiner Stelle würde ich –«
    »Bitte. Es ist wichtig.«
    »Wichtig.« Er spie das Wort wie einen Fluch. »Soso, wichtig.« Damit wandte er sich um, ging zu der Stelle, an der sie das Säen unterbrochen hatten für ihre Spiele. Er streute wieder Körner aus und murmelte Flüche dabei.
    Alans und Mays Blicke trafen sich. In seiner Brust krampfte sich das Herz zusammen. »Da bin ich wieder«, sagte er.
    »Du warst lange fort.«
    »Heiratest du ihn?«
    »Im Sommer, ja.«
    »Ich bin jetzt Langbogenschütze. Ich verdiene nicht schlecht.«
    »Vater will, daß ich ihn heirate.«
    »Und was willst du?«
    »Du weißt es.«
    Er wußte es nicht.
    Wie konnte er das gestehen, ohne die zerbrechliche Schönheit zu vernichten, von der er nicht sicher wußte, ob sie da war, die er aber auf keinen Fall zerstören wollte, falls sie existierte? Er fürchtete, bereits seine Zweifel könnten sie vernichten, wenn er sie äußerte. »May, ihr habt … glücklich ausgesehen, als ich zum Feld hochkam.«
    »Man versucht, mit dem glücklich zu sein, was man hat.«
    »Es sah nicht so aus, als ob –« Er stockte.
    »Als ob ich noch an dich denken würde? Hältst du mich für so flatterhaft? Denkst du, der erste kleine Wind bläst mich um?«
    »Wie kannst du dann so fröhlich mit ihm lachen?«
    |248| Ihre Stirn bekam Falten. Sie sah nicht mehr in sein Gesicht, sondern auf die Messingschließen und schwieg.
    Nun war es geschehen. Seine Zweifel hatten ihre Sicherheit zerbrochen. Das hatte er nicht gewollt! Er wollte nicht zweifeln! »Bitte verzeih. Es ist so … Es hat mich … Es kam etwas unerwartet für mich.«
    Sie winkte ab, ohne ihn anzuschauen. »Laß nur, du hast recht, ich bin glücklich mit ihm, ich lache, und wir scherzen, und es ist alles bestens.«
    Es war nicht alles bestens. »May, es ist nicht alles bestens.«
    »Doch, ich würde ja lügen, wenn ich sagen würde, ich liebe ihn nicht. Er ist ein freundlicher Tolpatsch, er bringt mir Blumen, und Vater redet mir jeden Abend ein, daß ich großes Glück habe, daß gerade er sich für mich interessiert.«
    »Natürlich. Er hat ein großes Erbe.«
    Nun blickte sie ihm in die Augen. »Ich habe keine Wahl, Alan.«
    Sollte er von Flucht sprechen? Von Ungehorsam? »Wenn du mit mir nach Newstead Abbey gehen würdest …«
    »Meinst du, da findet mich mein Vater nicht?«
    »Liebst du mich?«
    Sie preßte die Lippen aufeinander. Langsam, kaum merklich, nickte sie.
    »Es hängt also an deinem Vater? Gut, ich gehe zu ihm. Ich sage ihm, was mein Wochenlohn ist, und ich halte um deine Hand an.«
    »Er wird dich fortschicken«, sagte sie.
    Sie faßte seine Hand. Gemeinsam gingen sie hinunter ins Dorf. Wer die beiden erblickte, blieb stehen und schaute ihnen hinterher. Die Bauern schüttelten den Kopf, die Bäuerinnen seufzten.
    Auf der Weide hinter Mays Hof kniete der Vogt mit einigen Knechten bei einem frischgeborenen Kalb und der Mutterkuh. Sie diskutierten, ob sie ihm aufhelfen sollten oder ob es von allein aufstehen mußte. Es war schwach und dürr. Der Vogt machte sich Sorgen, das war an seinem Gesicht abzulesen.
    |249| Alan trat vor ihn hin, May

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