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Die Brooklyn-Revue

Die Brooklyn-Revue

Titel: Die Brooklyn-Revue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
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nur vergewissern, dass mit ihr und Terrence alles in Ordnung ist.»
    «Du bist so ein Idiot, Nathan. Was weißt du eigentlich?»
    «Nichts, wie es aussieht.»
    «Die beiden sind am zwanzigsten Mai nach England gereist und kommen erst am fünfzehnten Juni wieder. Semesterferien an der Rutgers. Rachel hatte eine Einladung nach London, um dort auf einer Konferenz einen Vortrag zu halten, und jetzt sind sie bei Terrences Eltern in Cornwall.»
    «Davon hat sie mir kein Wort erzählt.»
    «Warum sollte sie dir auch was erzählen?»
    «Weil sie meine Tochter ist, darum.»
    «Wenn du dich mehr wie ihr Vater aufführen würdest, würde sie es vielleicht tun. Das war mies von dir, Nathan, wie du sie angefahren hast. Wer gibt dir das Recht dazu? Sie war so gekränkt   … so ungeheuer gekränkt.»
    «Ich hab sie angerufen, um mich zu entschuldigen, aber sie hat einfach aufgelegt. Jetzt habe ich ihr einen langen Brief geschrieben. Ich versuche ja, den Schaden wieder gutzumachen, Edith. Ich liebe sie doch, das weißt du.»
    «Dann fall auf die Knie und bettle um Gnade. Aber erwarte nicht, dass ich dir helfe. Meine Tage als Vermittlerin sind vorbei.»
    «Ich bitte dich nicht um Hilfe. Aber falls sie mal aus England anruft, könntest du vielleicht erwähnen, dass sie zu Hause ein Brief erwartet. Und eine Halskette.»
    «Vergiss es, Mann. Ich sage kein Wort. Kein gottverdammtes Wort. Kapiert?»
    So viel zum Mythos von Toleranz und gutem Willen unter geschiedenen Paaren. Als das Gespräch beendet war, hatte ich nicht übel Lust, in den nächsten Zug nach Bronxville zu springen und Edith mit bloßen Händen zu erwürgen. Andererseits war mir zum Kotzen. Aber das musste ich dem alten Mädchen lassen: Ihr Zorn war so heftig gewesen, so sengend in seiner Aggressivität und Verachtung, dass er mir tatsächlich zu einem Entschluss verhalf. Ich würde sie nie mehr anrufen. Nie mehr, bis an mein Lebensende nicht. Unter keinen Umständen. Die Scheidung hatte uns vor dem Gesetz voneinander gelöst, die Ehe getrennt, die uns so viele Jahre zusammengehalten hatte, aber trotzdem hatten wir noch etwas gemeinsam, und da wir beide lebenslänglich Rachels Eltern sein würden, hatte ich angenommen, diese Verbindung würde dafür sorgen, dass wir nichtin einen Zustand dauerhafter Feindschaft geraten konnten. Aber jetzt nicht mehr. Dieses Telefonat war das Ende, und von jetzt an wäre Edith nur noch ein Name für mich – fünf kleine Buchstaben, die für eine Person standen, die es nicht mehr gab.
    Tags darauf, am Donnerstag, aß ich allein zu Mittag. Tom und Harry waren in Manhattan und verhandelten mit der Witwe eines kürzlich verstorbenen Schriftstellers über die von ihm hinterlassenen Bücher. Tom hatte erzählt, dieser Schriftsteller habe anscheinend jeden wichtigen Autor der vergangenen fünfzig Jahre gekannt, seine Regale seien voll gestopft mit Büchern, die seine berühmten Freunde ihm signiert oder gewidmet hatten. Solche so genannten «Widmungsexemplare» seien bei Sammlern sehr begehrt, sagte Tom, und erzielten daher stets gute Preise. Ausflüge dieser Art, sagte er, gefielen ihm an seiner Arbeit für Harry am besten. Sie erlaubten ihm nicht nur, den engen Bezirk seines Arbeitsplatzes in Brooklyn zu verlassen, sondern gäben ihm auch die Möglichkeit, seinen Chef in Aktion zu erleben. «Er zieht eine ziemliche Show ab», sagte er. «Redet unaufhörlich. Feilscht unaufhörlich. Schmeichelt, verunglimpft, säuselt – ein Feuerwerk von Tricks und Täuschungsmanövern. Ich glaube nicht an die Reinkarnation, aber wenn ich es täte, würde ich schwören, dass er in einem früheren Leben ein marokkanischer Teppichhändler war.»
    Mittwoch war Marinas freier Tag. Ohne Toms Begleitung freute ich mich besonders darauf, sie am Donnerstag zu sehen, aber als ich um ein Uhr den Cosmic Diner betrat, war sie nicht da. Ich sprach mit Dimitrios, dem Betreiber des Restaurants, und erfuhr von ihm, dass sie sich am Morgen telefonisch krank gemeldet hatte und wahrscheinlich die nächsten Tage nicht kommen würde. Es war geradezulächerlich, wie sehr mich das niederschlug. Nach der Standpauke, die meine Exfrau mir am Abend zuvor gehalten hatte, musste ich meinen Glauben an das weibliche Geschlecht dringend wieder aufrichten, und wer konnte mir dabei besser helfen als die sanftmütige Marina Gonzalez? Auf dem Weg zum Restaurant hatte ich mir ausgemalt, dass sie die Halskette tragen würde (wie sie es am Montag und Dienstag getan hatte) und dass allein ihr

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