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Die Brooklyn-Revue

Die Brooklyn-Revue

Titel: Die Brooklyn-Revue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
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Meter hinterm Tisch, gibt seinen Aufschlägen einen ungeheuren, unberechenbaren Topspin und kontert jeden meiner Schläge so, dass ich mir vorkomme wie ein Vierjähriger. Er gewinnt dreimal in Folge 21   :   0, 21   :   0, 21   :   0, und als das Massaker vorbei ist, bleibt mir nur noch übrig, mich demütig vor dem Sieger zu verneigen und meinen erschöpften Leib aus der Scheune zu schleppen.
     
    Schweißbedeckt gehe ich ins Haus zurück, um rasch zu duschen und mich umzuziehen. Als ich mit Lucy die Stufen zur Veranda hochsteige, erzählt mir Tom, er habe vor einer Viertelstunde mit Brooklyn telefoniert. Harry ist gerade unterwegs, aber Tom hat Rufus gebeten, ihm zu sagen, dass er zurückrufen soll. «Ich will nur wissen, ob er noch interessiert ist», sagt Tom. «Es wäre ja witzlos, Stanley weiter Hoffnung zu machen, wenn Harry es sich inzwischen anders überlegt hat.»
    Ich war keine halbe Stunde in der Scheune, doch in dieser kurzen Zeit muss Tom, das spüre ich, gründlich nachgedacht haben. Etwas in seinen Augen sagt mir, dass unser Essensgespräch mit Stanley seine Haltung gegenüber dem neuen Hotel Existenz verändert hat. Er fängt an zu glauben, dass es funktionieren könnte. Er fängt an zu hoffen.
    Zufällig läutet das Telefon genau in dem Moment, da ich ins Haus trete. Ich nehme ab, und schon höre ich Brightman am anderen Ende der Leitung loszwitschern. Ich erzähle ihm von unserer Autopanne, vom Chowder Inn undvon Stanleys eifrigem Wunsch, mit uns ins Geschäft zu kommen. «Das Haus ist genau das richtige», fahre ich fort. «Toms Idee mag sich ein wenig seltsam angehört haben, als er uns in diesem Restaurant in der Stadt davon erzählt hat, aber wenn man erst mal hier ist, sieht die Sache ganz und gar vernünftig aus. Deshalb hat er dich angerufen. Um herauszufinden, ob du noch dabei bist.»
    «Dabei?», schreit Harry. Er klingt wie ein halb verrückter Schauspieler aus dem 19.   Jahrhundert. «Natürlich bin ich dabei. Wir haben uns die Hand drauf gegeben! Weißt du nicht mehr?»
    «Nein, weiß ich nicht mehr.»
    «Na ja, vielleicht war es kein Handschlag im physischen Sinne. Aber wir waren uns alle einig. Daran erinnere ich mich genau.»
    «Ein Handschlag im Geiste.»
    «Ja, genau. Ein Handschlag im Geiste. Eine echte Begegnung der Herzen.»
    «Natürlich alles abhängig vom Ergebnis deiner kleinen Transaktion.»
    «Klar. Das versteht sich doch von selbst.»
    «Du hast also immer noch vor, die Sache durchzuziehen.»
    «Ich weiß, du bist skeptisch, aber jetzt fügt sich plötzlich alles zusammen.»
    «Ach?»
    «Ja. Ich kann dir nämlich etwas höchst Erfreuliches mitteilen. Glaub nicht, ich hätte mir deinen Rat nicht zu Herzen genommen, Nathan. Ich habe Gordon gesagt, mir seien Zweifel gekommen, und wenn er nicht endlich ein Treffen mit diesem mysteriösen Mr.   Metropolis arrangiere, würde ich aussteigen.»
    «Und?»
    «Ich habe ihn gesehen. Gordon hat ihn zu mir in den Laden gebracht, und ich habe ihn gesehen. Ein sehr interessanter Mann. Hat kaum ein Wort gesagt, aber ich habe gespürt, dass ich es mit einem echten Profi zu tun hatte.»
    «Hat er dir Proben seiner Arbeit gezeigt?»
    «Einen Liebesbrief von Charles Dickens an seine Geliebte. Ein wunderbares Exemplar.»
    «Ich wünsch dir viel Glück, Harry. Vor allem, weil mir Tom am Herzen liegt.»
    «Du wirst stolz auf mich sein, Nathan. Nach unserer Unterhaltung neulich habe ich mir vorgenommen, einige Vorkehrungen zu treffen. Nur für den Fall, dass was schief geht. Wird es natürlich nicht – aber wer so viele Jahre im Geschäft ist wie ich, muss schon ein Idiot sein, wenn er nicht alle Möglichkeiten in Erwägung zieht.»
    «Ich glaub, ich kann dir nicht folgen.»
    «Brauchst du auch nicht. Jedenfalls jetzt noch nicht. Wenn es so weit ist, wirst du alles verstehen. Das ist wahrscheinlich das Cleverste, was ich jemals eingefädelt habe. Ein Riesending, Nathan. Der Coup schlechthin. Ein eleganter Kopfsprung zur ewigen Größe.»
    Ich habe keine Ahnung, wovon er redet. Harry ist voll in Fahrt, er lässt seine ebenso schwülstigen wie rätselhaften Sprüche allein zu dem Vergnügen ab, seiner eigenen Stimme zu lauschen, und ich sehe keinen Sinn mehr darin, das Gespräch noch weiter auszudehnen. Tom ist unterdessen neben mich getreten. Ohne noch etwas zu sagen, reiche ich ihm den Hörer und gehe nach oben, um zu duschen.
     
    Am nächsten Morgen macht Lucy endlich den Mund auf und spricht.
    Ich erwarte Antworten und Aufschlüsse,

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