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Die Bruderschaft Christi

Die Bruderschaft Christi

Titel: Die Bruderschaft Christi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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wurde ordentlich durchgeschüttelt. Jean umklammerte eine Halteschlaufe.
    »Setz dich doch!«, riet ihm Yaara, doch Jean winkte ab.
    »In ein paar Minuten können wir schon wieder aussteigen«, antwortete er und blickte aus dem Fenster. Langsam näherte sich der Zug der Oberfläche und tauchte wie ein Walfisch aus den unterirdischen Kanälen auf. Tiefe dunkle Wolken hingen über der Stadt. Es regnete. Die Umgebung passte sich dem Wetter an. Graue, triste und hohe Bauten reihten sich entlang des Schienenstrangs. Yaara warf einen nachdenklichen Blick durch die verschmutzten Scheiben. Jean beobachtete sie.
    »Grau in grau«, sagte sie. »Ich dachte, Paris ist die Stadt der Liebe. Da hätte ein wenig Farbe bestimmt nicht geschadet.«
    »Das sind nur die Vorstädte, es dauert noch ein klein wenig, bis wir Paris erreichen.«
    Yaara nickte lächelnd. Eine Autobahn begleitete sie eine Weile. Unzählige Autos und Lastwagen schoben sich dort im Schritttempo voran. Schließlich blieb die Autobahn zurück und ein riesiges Einkaufszentrum huschte vorbei. Yaara staunte, als sie den vor Autos überquellenden Parkplatz sah. Das Bild wandelte sich und in der Ferne tauchten die hohen Bäume eines Parks auf. Die modernen Wohnhäuser in Plattenbauweise verschwanden, und an ihre Stelle traten nun ehrwürdig ergraute Stadthäuser mit geschichtsträchtigen Fassaden. Ein Schild huschte vorbei. Le Bourget stand darauf geschrieben. Erneut wackelte der Waggon, als der Zug ein paar Weichen überfuhr.
    »Jetzt kommt das eigentliche Paris«, sagte Jean.
    »Sehe ich den Eiffelturm?«
    »Da musst du Richtung Westen schauen, aber dazu ist der Tag ein wenig zu trübe.«
    »Schade.«
    »Wenn wir Paul getroffen haben, wird er uns zum Professor bringen, du wirst dich schon bis morgen gedulden müssen. Aber, dann, verspreche ich dir, werde ich eigens für dich eine Stadtführung machen. Schließlich habe ich acht Jahre hier in Paris gelebt, als ich studierte. Ich kenne Plätze und Orte, dahin verirrt sich kein Tourist.«
    Yaara lächelte. »Ich glaube nicht, dass ich diese Plätze kennen lernen will.«
    Er liebte ihr Gesicht, wenn sie lächelte. Wenn sich die kleinen Grübchen unterhalb ihrer Wangen bildeten und sie ihn mit großen, dunklen Augen ansah.
     
     
    Mitterbach am Königssee, Berchtesgadener Land …
     
    Bukowski saß auf einem der Stühle in der mobilen Einsatzzentrale und hielt die Augen geschlossen. Lisa saß nicht weit davon entfernt, sie döste. Das Funkgerät im Einsatzleitrechner schwieg. Nur sporadisch waren bislang ein paar Meldungen eingegangen, meist Positionsangaben der Kontrollstellen und Streifen. Vor knapp zehn Minuten hatte eine Streife angefragt, ob sich der Hubschrauber noch im Einsatzgebiet aufhalten würde, doch dieser hatte sich bereits eine halbe Stunde zuvor wieder abgemeldet und war nach München zurückgeflogen. Die Dunkelheit hatte sich über das Voralpenland gelegt, und von Westen brachte der Wind einige Wolken heran, die Regen verhießen. Die warmen Tage sollten für den Rest der Woche erst einmal vorüber sein.
    »König 100 von 104 kommen«, plärrte es plötzlich aus dem Funkgerät. Der Funker meldete sich.
    »Wir haben Feuer im Hof eines Hauses ausgemacht. Dort hat jemand offenbar mehrere offene Feuerstellen entzündet.«
    Bukowski war sofort hellwach. »Ist der gemeldete Hubschrauber noch in der Nähe«, fragte er den Funker.
    Der Beamte schaute ihn ratlos an.
    »Fragen Sie die Streife, ob dort ein Hubschrauber herumfliegt!«, schnauzte ihn Bukowski an. Der Polizeioberrat richtete sich auf.
    »Sie glauben doch nicht im Ernst, die Kerle werden von einem Hubschrauber abgeholt«, sagte der Einsatzleiter lächelnd. »Das hier ist doch kein James-Bond-Film.«
    Bukowski sprang von seinem Stuhl auf, so dass dieser mit einem lauten Knall gegen die Wand schlug. Er schubste den Funker zur Seite und drückte auf die Sprechtaste. »104, geben Sie uns Ihren genauen Standort!«
    »Wir sind in Höhe Mitterbach, Richtung Faselsberg. Der Hof liegt westlich von uns, nahe der Königsseer Straße. Vorhin ist ein Hubschrauber tief über uns hinweggeflogen. Ich schätze in Richtung Süden.«
    Bukowski bestätigte die Meldung. »Schicken Sie sofort das Einsatzkommando zu dem Gehöft!«
    »Bukowski, glauben Sie nicht, dass Sie übertreiben? Bestimmt verbrennt da jemand seinen Unrat oder feiert eine Party im Garten.«
    Lisa hatte den Kopf gehoben und rieb sich die Müdigkeit aus dem Gesicht.
    Wie ein Stier stürmte Bukowski auf den

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