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Die Bruderschaft Christi

Die Bruderschaft Christi

Titel: Die Bruderschaft Christi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Lebensläufe der beiden ermordeten Geistlichen vor. Es gab deutliche Übereinstimmungen. Beide hatten eine lange Zeit für das kirchliche Amt für Altertümer gearbeitet, und sie waren spezialisiert auf altertümliche Sprachen. Hebräisch, Aramäisch, Nabatäisch, Palmyrenisch und Mandäisch. Das war der gemeinsame Nenner.
    Bukowski schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Ein Schriftstück«, stieß er aus. »Ein altes Schriftstück, dass mir das nicht gleich eingefallen ist.«
    Die Tür wurde aufgestoßen. Lisa betrat das Büro.
    »Du bist schon hier?«, fragte sie und zwängte sich durch die Tür. Sie trug drei schwere Aktenordner und hatte sichtlich Mühe. Bukowski blickte auf die Uhr. »Ich bin schon eine Stunde hier. Was hast du da?«
    »Akten«, antwortete Lisa. »Vermisstenfälle. Ich bin übrigens schon seit zwei Stunden hier.«
    Sie legte die Ordner auf ihrem Schreibtisch ab und kam zu Bukowski herüber.
    »Unsere zwei Auftragskiller sind auf der Suche nach einem altertümlichen Schriftstück«, sagte er.
    »Und woher kommt diese Weisheit?«
    »Sagen wir, das ist die Quintessenz eines wachen Verstandes, eines leistungsfähigen Gehirns und der kriminalistisch geschulten Spürnase eines Topermittlers.«
    Lisa warf ein Dokument auf seinen Schreibtisch. Bukowski griff danach. »Was ist das?«
    »Augusta Westland-AW-139-Helikopter, Kennung OEARU , registriert auf dem Flughafen mit der Kennung LOIk, das ist in Kufstein. Eingetragen auf die Firma Karadic Air Touristik in Scheffau am Wilden Kaiser.«
    »Ist das der Hubschrauber, der unsere Verdächtigen abgeholt hat?«
    Lisa nickte.
    »Und woher hast du das?«
    »Sagen wir, das ist das Ergebnis der weiblichen Intuition, gepaart mit den modernen Gerätschaften einer funktionierenden Luftüberwachung.«
     
     
    Gentilly, Frankreich …
     
    »Eine Schar Glücksritter, die in der Heimat nichts zu erwarten hatten, weder Reichtum noch Ruhm noch Macht. Drittgeborene oder die Nachkommen verarmter Ritter, die der Enge eines Klosters entgehen wollten und sich ihr eigenes Schlachtfeld suchten.«
    Jean schüttelte den Kopf. »Sie schützten Pilger, die auf dem Weg zu den heiligen Stätten waren.«
    Molière winkte ab. »Dummes Zeug«, sagte er barsch. »Sie versteckten sich am Hofe des Königs Balduin. Ihre Unterkunft lag direkt neben dem Tempelberg, auf dem einst der salomonische Tempel in seiner Pracht erstrahlte. Nicht ein einziges Mal sind sie in den Anfangszeiten ihrer Gründung hinausgeritten. Nicht einmal auf den Wegen nach Tyrus oder nach Aschkalon sind sie gesehen worden. Es gibt in den ersten neun Jahren keinen Hinweis auf ihr Wirken im Heiligen Land. Aber es gibt Hinweise für ihre Anwesenheit in den Höhlen unter dem Tempelberg. In einer alten Qumranschrift war erwähnt, dass das Allerheiligste im Allerheiligsten seinen Platz finden soll.«
    »Die Bundeslade?«, fragte Yaara.
    »Nicht nur die Lade, alles, was den damaligen Menschen heilig war. Auch Dokumente, Skulpturen, einfach alles, was mit Jahwe in einer engen Verbindung stand. Es gab im Tempel eine Krypta. Fragen Sie doch einmal den Papst, wo er seine wertvollsten Artefakte aufbewahrt. Sie werden sehen, er wird einfach nur mit dem Fuß scharren.«
    »Das sind gewagte Theorien, Monsieur Molière«, sagte Jean.
    »Mein ganzes Leben habe ich mich mit dem Leben der Templer auseinandergesetzt. Ich verbrachte meine gesamte Freizeit im Heiligen Land oder beim Studium von Schriften und habe einiges erfahren, das mein Bild von den ehrenwerten Rittern grundsätzlich verändert hat. Ich sagte doch, eines Tages wird mein Buch erscheinen. Ich habe jetzt bereits über eintausend Seiten verfasst, aber es ist noch immer nicht genug. Es fehlt noch das letzte Kapitel.«
    »Und dieses Ende, glauben Sie, werden Sie nun durch Ritter Renaud finden?«
    Molière schüttelte den Kopf. »Ein wesentliches Kapitel, nicht mehr. Aber es war der Anfang vom Ende.«
    »Ich verstehe nicht?«, erwiderte Yaara.
    »Was einmal gefunden wurde, ging durch die Jahrhunderte wieder verloren«, antwortete Molière vielsagend. »Das Wissen schwand. Jerusalem fiel in die Hände der Sarazenen, und die Ritter wurden vertrieben. Und so verloren sie ihre Macht. Sie hatten nichts mehr in der Hand. Die Kirche war gewachsen und die Templer verfielen in die Bedeutungslosigkeit. Ein Umstand, der sie verwundbar machte. Und so geschah es an jenem Freitag, dem Dreizehnten, damals im Oktober 1307. Auf päpstlichen Befehl wurden Tausende Templer ermordet.

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