Die Bruderschaft Christi
eine weiße Schürze.
»Grüß Gott«, sagte die Frau und blickte Tom freundlich an.
Tom erwiderte den Gruß.
»Was hätten Sie gerne?«, fuhr die Frau im breiten bayerischen Dialekt fort.
Tom bestellte zwei Laugenbrezeln und entschied sich für ein Stück Apfelkuchen, der ihn hinter dem gläsernen Tresen anlächelte.
»Wir sind hier auf Urlaub«, sagte er, um mit der Frau ins Gespräch zu kommen.
»Das habe ich mir schon gedacht, dass Sie nicht von hier sind«, antwortete die Frau und bemühte sich, ihren Dialekt zu unterdrücken.
»Ich arbeite in München und wollte mit meinem Freund eine Tour zum Watzmann machen. Aber leider habe ich die Adresse unseres Bergführers vergessen.«
»So«, antwortete die Frau.
»Hans Steinbrecher«, heißt er. »Oder so ähnlich.«
»Soll er aus Bischofswiesen sein?«
»Ich glaube ja«, gab Tom vor.
Die Frau überlegte. »Hier in der Straße gibt es den Steinmeier-Hans, aber Bergtouren macht der nicht.«
»Steinmeier«, wiederholte Tom, »das könnte sein. Wo wohnt der denn?«
Die Frau schüttelte den Kopf und wies die Straße hinunter. »Der Hans ist das bestimmt nicht. Der Hans arbeitet für einen alten Professor, der macht keine Touren. Und einen Hans Steinbrecher kenne ich nicht. Vielleicht in Strub oder in Mitterbach.«
Tom überlegte. »Hans Steinmeier, das kommt mir bekannt vor. Ich habe den Zettel mit der Adresse des Mannes in meiner Wohnung in München vergessen. Zu dumm, da muss ich möglicherweise noch einmal zurückfahren.«
»Der Hans war mal Ringer, ein ganz guter sogar. Er hat bei der Olympiade eine Medaille gewonnen. Das ist zwar schon ein paar Jahre her, aber vielleicht kommt Ihnen deswegen der Name bekannt vor.«
Die Frau schob den Apfelkuchen in eine Tüte und reichte sie über den Tresen.
»Macht vier Euro«, sagte sie.
Tom kramte in seiner Tasche. »Dann habe ich mich wohl getäuscht.«
»Bestimmt«, stimmte die Frau zu. »Der Hans kümmert sich um einen alten Professor, der im Rollstuhl sitzt. Er macht ihm den Garten, kümmert sich um das Haus und macht für ihn Besorgungen. Der hat bestimmt keine Zeit, sich um Touristen zu kümmern.«
Tom nickte lächelnd, griff nach den Tüten und verließ den Laden. Er ging zum Wagen zurück. Mit einem Seufzer ließ er sich auf dem Fahrersitz nieder. »Wir sind goldrichtig, dieser Steinmeier kümmert sich um den Professor, weil der im Rollstuhl sitzt.«
»Du hast in der Bäckerei gefragt, bist du verrückt?«, antwortete Moshav entgeistert. »Kein Aufsehen, hast du selbst gesagt.«
»Ich war vorsichtig und habe mich als Tourist ausgegeben«, antwortete Tom und griff in die Tüte. Genüsslich verspeiste er das Stück Apfelkuchen.
»Scheint zu schmecken«, sagte Moshav.
»Stimmt, wieso, hört man das?«
»Nein, aber du bist so in dein Stück Kuchen vertieft, dass du den Wagen ganz übersehen hast«, entgegnete Moshav und wies durch die Windschutzscheibe.
Der schwarze Renault Steinmeiers hielt direkt vor dem Haus.
Scheffau am Wilden Kaiser, Österreich …
Die beiden VW-Busse, gefolgt von dem rotweißen Streifenwagen und den beiden Zivil-Fahrzeugen, bogen von der Hauptstraße her in den Zufahrtsweg zum Gelände der Karadic Air Touristik ein. Neben einer Flugschule für angehende zivile Hubschrauberpiloten konnten neben Rundflügen über das Bergland auch Charterflüge gebucht werden.
Unter der strahlenden Sonne des späten Nachmittags hielten die Fahrzeuge auf die Gebäude zu. Neben einem quadratischen Turm, einer großen Halle und einem Wohnhaus bestand der Rest des Geländes aus einer großen, unbewachsenen Wiese. Ein Parkplatz befand sich neben dem Wohnhaus, auf dem drei Wagen geparkt waren. Im Norden reckten sich die steingrauen Wände des Wilden Kaisers dem Himmel entgegen.
Unmittelbar vor der Halle, auf einem großen asphaltierten Platz, auf dem sich in einigem Abstand zu den Gebäuden ein großer Kreis geziert mit einem riesigen »H« in der Mitte befand, stand ein gelb-rot lackierter Helikopter, an dem sich ein Mann in blauem Overall zu schaffen machte. Ein Mechaniker offenbar, denn Teile der Seitenverkleidung in Höhe des Heckrotors waren abgebaut und lagen säuberlich aufgereiht neben dem Werkzeugkasten.
»Herr Karadic erwartet uns, er wohnt zwar in Kufstein, aber er ist heute in seinem Büro, hat er gesagt«, erklärte Inspektor Hagner.
Bukowski nickte stumm. »Wohnt jemand in dem Haus?«
»Unten sind Büros, ein Aufenthaltsraum und ein Café, oben sind zwei Wohnungen. In
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