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Die Bruderschaft Christi

Die Bruderschaft Christi

Titel: Die Bruderschaft Christi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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    Bukowski schlenderte langsam auf den Mechaniker zu, der noch immer damit beschäftigt war, den Heckrotor des Helikopters einzustellen. Der Mann sah Bukowski nicht, denn er ließ seine Blicke immer wieder in Richtung des Hangars wandern, in dem die Spurensicherung damit beschäftigt war, im zweiten Hubschrauber der Karadic Air Touristik nach Blut und Sekretspuren der flüchtigen Straftäter vom Königssee zu suchen.
    Schweigend trat Bukowski an den Mechaniker heran. »Wenn die Jungs dort drüben auch nur das kleinste Haar finden, dann sind Sie dran. Und auf Fluchthilfe und Begünstigung von Schwerverbrechern stehen mindestens fünf Jahre Haft, wenn nicht sogar mehr.«
    Der Mechaniker, Luigi mit Vornamen, zuckte zusammen und fuhr herum.
    »Sie sollten sich genau überlegen, was Sie sagen«, mahnte Bukowski.
    Luigis Augen flatterten nervös zwischen dem Kriminalbeamten und dem Spurensicherungsteam hin und her.
    »Warum … was … weswegen … ich …«
    Der Mechaniker stammelte. Sein Akzent war unüberhörbar.
    »Wieso sind Sie geflogen, was haben Sie dafür bekommen?«, fragte Bukowski.
    Der Mechaniker blickte zu Boden.
    »Kommen Sie, Mann! Wollen Sie wirklich für eine lange Zeit ins Gefängnis, oder liegt Ihnen wenigstens ein kleines bisschen an Ihrer Freiheit?«
    Bukowskis fordernder Blick machte den kleinen Mann im blauen Overall noch ein Stück nervöser.
    »Erleichtern Sie Ihr Gewissen«, setzte Bukowski nach. Er hatte den Eindruck, dass der Mechaniker nur noch eines ganz kleinen Impulses bedurfte, bis er zusammenbrach und sein Schweigen aufgab. Und tatsächlich, der Mann ließ seinen Schraubenzieher fallen und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht.
    »Ich habe Schulden«, sagte er schließlich, und es klang wie eine Befreiung. »Man hat mir zehntausend Euro geboten.«
    »Wer hat Sie angesprochen?«
    Der Mann überlegte, schließlich seufzte er. »Ich spiele Poker, in Kufstein, im Beachclub Miami. Es lief zuletzt nicht besonders. Die Kerle, denen ich Geld schulde, kennen keinen Spaß. Da kam der Anruf. Ein Mann, ein Franzose. Er kannte mich offenbar und stellte sich als Jean oder so ähnlich vor. Er wusste alles über mich und sagte, ich würde bei Abholung das Geld erhalten. Er meinte, dass ein paar Freunde von ihm in der Nähe des Königssees festsitzen würden. Es wäre ein klein wenig illegal, aber er verschwieg mir, warum ich die Kerle abholen sollte. Und ich habe nicht danach gefragt. Er erklärte mir, dass es nicht gesund ist, wenn man zu viele Fragen stellt. Zuerst lehnte ich ab, doch er gab keine Ruhe. Schließlich willigte ich ein.«
    »Wohin haben Sie die beiden Männer gebracht?«
    »Ich holte sie von einem Bauernhof und flog sie über die Grenze. Der Landepunkt lag zwei Kilometer westlich von Sankt Johann auf einer Wiese. Dort wartete ein Wagen.«
    »Können Sie die beiden Männer beschreiben, die Sie aus Mitterbach abholten?«
    Der Mechaniker nickte. »Der eine war groß und hager und hatte ein entstelltes Gesicht. Der andere war kleiner, kräftig, wie ein Ringer. Der Große hatte einen Verband um den Hals.«
    »Und wer holte sie am Landeplatz ab?«
    »Nachdem wir wieder am Boden waren, kam der Kleine noch mal zurück und gab mir das Geld. Den Mann im Wagen habe ich nicht gesehen.«
    »Können Sie den Wagen beschreiben?«
    Luigi schüttelte den Kopf. »Sie hatten mit Feuer ein Kreuz auf der Wiese markiert. Der Wagen stand abseits und beleuchtete die Wiese. Es war ein Van, mehr habe ich nicht gesehen.«
    »Das Kennzeichen?«
    Luigi zuckte mit der Schulter. »Was passiert jetzt mit mir?«, fragte der Mechaniker.
    Bukowski knurrte. »Sie sind natürlich festgenommen, den Rest müssen die Kollegen vom Sicherheitsbüro entscheiden. Haben Sie einen Pilotenschein?«
    Luigi schüttelte den Kopf.
    »Trotzdem können Sie fliegen.«
    »Seit dreißig Jahren arbeite ich an den Maschinen. Ich kenne sie in- und auswendig, ich kann sie auseinandernehmen und wieder zusammenbauen, warum sollte ich sie dann nicht fliegen können?«
    Bukowski lächelte. Er glaubte dem Mann im blauen Overall, dass er nicht mehr wusste.
     
     
    Bischofswiesen, Rostwald unterhalb der Schanze
    Kälberstein …
     
    Nach einem schmalen Feldweg, der zuerst geschottert war, dann aber nur noch aus festgefahrener Erde bestand, fuhren sie durch den Wald. Eine mondlose Nacht war angebrochen. Der Renault hatte etwa einen halben Kilometer Vorsprung, und sie hatten das Licht ausgeschaltet. Knapp zwei Stunden mussten Tom und Moshav

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