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Die Bruderschaft Christi

Die Bruderschaft Christi

Titel: Die Bruderschaft Christi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Bruder Reinhard, der in den Stallungen mit dem Kopf in Richtung Boden gekreuzigt worden war.
    »Gab es Anzeichen, ich meine, gab es Vorfälle, die sonderbar erschienen? Hatte unser Bruder Probleme?«
    Der Abt schüttelte den Kopf. »Bruder Reinhard weilte seit einigen Jahren schon in unserer Abtei und war ein wertvolles Mitglied. Er kümmerte sich hauptsächlich um Dinge, die fremde Sprachen betrafen. Schließlich sprach er neben Spanisch, Englisch und Portugiesisch noch Russisch, Hebräisch und einige arabische Dialekte. Er war vor der Zeit in unserem Kloster beim Kirchlichen Amt für Altertümer. Leider gab es bei Grabungsarbeiten einen Unfall, so dass er seine Tätigkeit aufgeben musste und sich hier nach Ettal zurückzog.«
    »Wissen Sie, mit was er sich in der letzten Zeit beschäftigt hat?«, fragte Pater Leonardo.
    »Er las viel«, antwortete Bruder Anselmo. »Er las Bücher in Altgriechisch und in alten Sprachen aus dem Orient. Soviel ich weiß, übersetzte er im Amt für Altertümer alte Schriftstücke. Aramäisch, Hebräisch, Sie verstehen?«
    »Hat er an irgendetwas Besonderem gearbeitet?«
    Bruder Anselmo zuckte mit der Schulter. »Ich kann Ihnen in dieser Sache leider nicht weiterhelfen. Allerdings kamen Gerüchte auf. Sie wissen, dass der Priester der Pfarrei der Wieskirche ebenfalls ermordet wurde? Und auch der Messdiener der Kirche, als er ein paar Einbrecher mitten in der Nacht überraschte. Die Polizei ist der Ansicht, dass beide Fälle zusammenhängen.«
    Pater Leonardo nickte. »Ich habe davon gehört«, antwortete er eher beiläufig, obwohl er die Anspannung kaum noch unter Kontrolle halten konnte. In welches Komplott war er da nur geraten. Überall pflasterten Leichen seinen Weg. In Deutschland ebenso wie auch im Heiligen Land.
    »Können Sie mir etwas über die Gerüchte sagen, die nach dem Tod von Bruder Reinhard hier kursierten?«
    Der Abt lächelte und wischte mit seiner Hand durch die Luft. »Geschwätz, nichts als dummes Geschwätz. Man nimmt an, Bruder Reinhard habe seinen Glauben an Gott verloren. Er war in den letzten Wochen sehr zurückhaltend. Außerdem kennen Sie die Art seines Todes. Nach seinem Martyrium hat man ihn wie einen Verräter gekreuzigt.«
    »Kannten sich Bruder Reinhard und der Priester der Wieskirche?«
    »Da bin ich überfragt. Da müssten Sie schon mit dem Sachbearbeiter der Polizei sprechen. Ein gewisser Kriminaloberrat Bukowski leitet die Ermittlungen.«
    Pater Leonardo nickte.
    Bruder Anselmo schaute auf die Uhr. »Es tut mir leid, ich kann Ihnen leider nicht weiterhelfen. Ich habe noch einen dringenden Termin mit den Vertretern des Landkreises. Es geht um die Veranstaltungen in den kommenden Wochen.«
    Pater Leonardo erhob sich. Es gibt also noch genügend Gesprächsbedarf, dachte er bei sich. Doch bevor er die Polizei kontaktierte, musste er unbedingt mit dem Kardinalpräfekten über die Sache sprechen. Und diesmal würde er sich nicht abspeisen lassen, diesmal musste der Präfekt Rede und Antwort stehen.
     
     
    Bischofswiesen, Berchtesgadener Land …
     
    Das Haus von Hans Steinmeier lag in einer kleinen Seitenstraße des Ortes. Ein weiß getünchtes Haus, mit einem Holzvorbau aus dunklem Eichenholz und einem großen Balkon. Zwei weiße Birken wiegten sich im gepflegten Garten.
    Tom und Moshav hatten ihren Ford neben der Straße in einiger Entfernung geparkt. Während Moshav im Wagen wartete, schlenderte Tom langsam am Haus vorbei. Die Garage stand offen, doch der dunkle Renault war weg. Überhaupt schien niemand zu Hause zu sein, denn schon seit einer Stunde hatte sich niemand blicken lassen. Tom beendete seine zweite Runde und öffnete die Fahrertür.
    »Immer noch nichts«, raunte er Moshav zu.
    »Es wird eine lange Nacht«, antwortete Moshav.
    Tom nickte, doch bevor er in den Wagen stieg, richtete er sich noch einmal auf. Unweit entfernt, an der Zufahrt zur Straße, prangte das Schild einer Bäckerei über dem Eingang eines Hauses.
    »Ich habe ein wenig Hunger«, sagte er. »Magst du auch etwas?«
    Moshav schüttelte den Kopf. Tom schlug die Wagentür zu und ging in Richtung der Bäckerei davon. Durch die große Schaufensterscheibe warf er einen Blick in den Laden. Das Geschäft war leer. Er ging die drei Stufen hinauf, öffnete die Tür und trat ein. Eine Ladenglocke klingelte hell.
    Tom wartete etwa eine Minute, bis eine alte Frau mit schlohweißen Haaren erschien, die sie zu einem Zopf zusammengebunden hatte. Über dem blau geblümten Kleid trug sie

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