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Die Bruderschaft Christi

Die Bruderschaft Christi

Titel: Die Bruderschaft Christi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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und zog die Stirne kraus, so dass zu den vielen Falten noch ein paar weitere hinzukamen.
    »Ich meine, der Hans ist bei dem Professor angestellt.«
    Die Frau nickte. »Der Professor sitzt seit ein paar Jahren im Rollstuhl. War ein Schlaganfall.«
    »Und der Hans, wohnt der hier im Haus?«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Der wohnt in Bischofswiesen, aber dort ist er nicht. Er hat gesagt, sie haben sich versteckt, weil es Leute gibt, die wissen wollen, was der Jude aus Israel mitgebracht hat.«
    Bukowski fühlte sich wie im falschen Film. Mehrere Menschen mussten in der letzten Zeit in diesem Landstrich ihr Leben lassen, und nun stand ihm eine alte Frau gegenüber, die offenbar einen Großteil der Lösung des Falles mit sich herumtrug, ohne zuvor auch nur ein Wort darüber verloren zu haben. Lisa und ein uniformierter Polizist näherten sich.
    »Der Hans, wie heißt der mit Nachnamen?«
    »Steinmeier«, antwortete die Frau.
    »Und wo ist er jetzt?«
    »Der Hans? Der Hans ist im Holz, draußen. Das hat er selbst gesagt.«
    Der Uniformierte blieb neben Bukowski stehen und schaute die Frau aufmerksam an. »Ah, die Magda«, sagte er. »Sie ist schon weit über neunzig. Hat sie was gesehen?«
    Bukowski schenkte dem Kollegen keine Beachtung und fixierte die Frau. »Wo ist das Holz?«
    Die Frau zuckte mit der Schulter.
    »Welches Holz?«, fragte der Polizist.
    Bukowski winkte ab. »Ich dachte, die Frau könnte mir sagen, wo sich der Bewohner des Hauses und sein Angestellter aufhalten.«
    »Der Steinmeier-Hans?«
    »Sie kennen ihn?«, fragte Bukowski verblüfft.
    »Sicher. War mal ein großer Ringer. Wohnt in Bischofswiesen. Er kümmert sich schon ein paar Jahre um den alten Professor. Zuvor war er Hausmeister im Schulzentrum in Berchtesgaden. Sollen wir seine Anschrift überprüfen?«
    Bukowski runzelte die Stirn. »Die Frau sagt, er hält sich mit dem Professor im Holz versteckt, was immer das auch bedeutet.«
    »Im Holz«, wiederholte der Polizist. »Ich bin aus Bischofswiesen und kenne den Hans ganz gut. Er war früher mal Jäger. Der Rostwald war sein Revier. Ich bin selbst Jäger, wenn wir unser Holz sagen, dann meinen wir unser Revier.«
    Bukowski horchte auf. »Gäbe es dort einen Unterschlupf, in dem auch ein Rollstuhlfahrer unterkäme?«
    Der Polizist nickte. »Vielleicht die Hütte unterhalb vom Kälberstein. Da kann man noch gut hinfahren, wenn es trocken ist.«
    Bukowski wandte sich Lisa zu. »Mobilisiere sofort das Einsatzkommando und nimm die Aussage der Frau auf!«
    Lisa fasste sich an ihren Bauch. »Können das nicht die Kollegen machen, ich … mir geht es nicht besonders. Ich glaube, ich habe in der Nacht meine Regel gekriegt, vielleicht habe ich deshalb so gut wie nicht geschlafen.«
    »Du wirst doch jetzt nicht schwächeln wollen«, entgegnete Bukowski. »Ich sagte schon immer, Frauen sind nicht belastbar, wenn es darauf ankommt.«
    Lisa sparte sich eine Antwort.
     
     
    Rostwaldhütte hei Bischofswiesen, Berchtesgadener Land …
     
    Sie hörten die leisen Schritte draußen im Laub. Das Knarren an der Treppe wiederholte sich.
    »Es sind mindestens zwei«, flüsterte Steinmeier.
    »Gibt es einen Hintereingang oder ein Fenster an der Rückfront?«
    »Drei Fenster und die Tür hier im Raum«, entgegnete Steinmeier. »Die Rückfront ist in den ansteigenden Hügel gebaut, da kommt keiner rein.«
    Vor den Fenstern waren Rollläden, von innen verriegelt. Gefahr drohte in erster Linie von der Tür, und genau dort war ein leises Schaben zu vernehmen. Während sich Steinmeier neben der Tür hinter einem der Schränke versteckte, gingen Tom und Moshav hinter der Couch in Deckung. Tom nahm das Gewehr in Anschlag.
    »Das ist doch verrückt«, kommentierte Moshav flüsternd ihre Lage.
    »Wenn das die Kerle sind, die Gina, Aaron und Jonathan auf dem Gewissen haben, dann müssen wir auf alles gefasst sein«, entgegnete Tom. »Also scheue dich nicht, den Schießprügel auch zu gebrauchen.«
    Plötzlich tat es einen Schlag und die Tür schwang auf. Tom zuckte zusammen, während Moshav aus Reflex den Finger am Abzug krümmte. Der Schuss brach, und eine Feuerlanze schoss der Tür entgegen.
    »Vorsicht!«, rief Steinmeier, als etwas in den Raum flog und Funken versprühte. Tom und Moshav duckten sich. Plötzlich krachte es laut, und ein gleißender Blitz erhellte das Zimmer. Steinmeier schrie, als ihm der gleißende Schein das Augenlicht nahm. Er ließ seine Waffe fallen und taumelte hinter dem Schrank hervor. Noch bevor

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