Die Bruderschaft Christi
Colette nannte er sich. Aber wir wissen bereits, dass es sich um eine Fälschung handelt. Der andere Wagen, der Renault, gehörte einem Hans Steinmeier aus Bischofswiesen. Er dürfte der Tote mit den Schusswunden aus der Hütte sein.«
»Ich glaube, ich weiß, wer die beiden anderen Toten sind«, sagte Bukowski. »Es dürfte sich um zwei gesuchte Verbrecher handeln. Einen gewissen Fabrizio Santini und der andere, der kleine, korpulente, ist bestimmt Marcel Mardin, ein Franzose. Ich habe den DNA-Abgleich über die Rechtsmedizin bereits veranlasst.«
»Die Frau saß auf alle Fälle im Mercedes und dürfte dann ebenfalls zu dieser Gruppe gehören. Wir fanden eine Jacke und außerdem lange Haare im Wagen, die zu ihr passen. Den Namen wissen wir noch nicht. Sie hatte keine Papiere bei sich.«
Bukowski seufzte. »Das ist eben die andere Seite eines grenzenlosen Europas.«
Hofmann nickte und zeigte auf den Tisch. »Wir konnten mehrere Waffen im Schutt finden. Drei Langwaffen, davon zwei Schrotflinten und ein Jagdgewehr, sowie vier Pistolen. Eine Luger, zwei Glock und eine Browning. Leider dürften sich an den Waffen, die im Feuer lagen, keine verwertbaren Spuren mehr befinden.«
»Das heißt«, folgerte Bukowski, »wir sind auf die Aussagen der Überlebenden des Gemetzels angewiesen.«
Hofmann trat an den Tisch. Bukowski und Ortlieb erhoben sich und folgten ihm. Hofmann wies auf ein kleines Tütchen.
»Das haben wir diesem Stein bei der Durchsuchung abgenommen«, sagte er.
Bukowski musterte die Habseligkeiten. Einen Schlüsselbund, ein Handy, das stark beschädigt war, einen Notizzettel, auf dem das Kennzeichen von Steinmeiers Wagen und darunter dessen Adresse vermerkt waren, und eine goldene Kette mit einem silbernen Schlüssel daran. Bukowski hob das Kettchen in die Höhe und musterte den Schlüssel. Ortlieb blickte ihm über die Schulter.
»Das sieht nicht unbedingt so aus, als würde es zusammengehören«, nuschelte Bukowski. Er griff in seine Jackentasche und holte eine Lesebrille hervor. Eine Nummer stand auf der einen Seite des Schlüssels. Sie lautete 4721-18.
Bukowski zeigte Ortlieb den Schlüssel. »Können Sie sich einen Reim darauf machen?«
Ortlieb nahm den Schlüssel in die Hand.
»Gehört zu einem Schließfach«, sagte Hofmann.
»Das nehme ich an«, entgegnete Bukowski.
Ortlieb zog die Stirne kraus. »Könnte zum Schließfach einer Gepäckaufbewahrung gehören. Bankschließfächer sind kleiner. Ich glaube, ich habe so einen Schlüssel schon einmal am Hauptbahnhof gesehen. In meinem letzten Fall hatte ein Einbrecher seine Beute in einem Gepäckfach versteckt. Ich glaube, der Schlüssel war ähnlich.«
Bukowski nahm den Schlüssel an sich. »Das werden wir schon sehen. Haben Sie Zeit?«
Ortlieb nickte.
»Ich hätte Sie gerne dabei, nachdem meine Kollegin ausgefallen ist. Ich will mit diesem Stein im Krankenhaus reden.«
»Ich denke, mein Chef wird nichts dagegen haben«, antwortete Ortlieb.
Autobahn A 8, zwischen München und Bad Reichenhall …
Pater Leonardo lehnte sich zurück, schaute aus dem Seitenfenster und ließ die Landschaft an sich vorbeifliegen. Er war vor knapp einer Stunde mit dem Learjet in München gelandet. Bruder Markus hatte ihn verabredungsgemäß am Flughafen erwartet. Nun ging die Fahrt in Windeseile in Richtung der österreichischen Grenze.
Bruder Markus hatte die Zeit genutzt und noch einiges über den nächtlichen Vorfall im Wald bei Bischofswiesen in Erfahrung bringen können.
»Dieser Bukowski hat sein Lager in Berchtesgaden aufgeschlagen. Dort liegen die Überlebenden im Krankenhaus. Eine Frau wurde nach München geflogen. Sie scheint schwerer verletzt zu sein.«
»Diesmal werden wir Herrn Bukowski sicher kennen lernen«, antwortete Pater Leonardo und grinste.
»Auf alle Fälle gibt es Spekulationen, dass sogar die Mafia hinter der Sache stecken soll. Vor ein paar Tagen gab es nämlich eine Schießerei am Königssee. Da wurde ein Polizist angeschossen. Flüchtig seien zwei Mafiosi gewesen, hieß es in der Presse. Die haben dann in Mitterbach eine Frau als Geisel genommen und sind am Abend mit einem Hubschrauber geflohen. Das klingt fast wie Hollywoodkino.«
Pater Leonardo nickte. »Das Leben ist manchmal so spannend und ab und an sogar noch unwahrscheinlicher als Kino.«
Bruder Markus lachte, während der Chauffeur den dunklen Audi langsam abbremste und auf die Abfahrtspur wechselte.
»Wissen Sie noch, wann dieser Vorfall bei Königssee war?«,
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