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Die Bruderschaft Christi

Die Bruderschaft Christi

Titel: Die Bruderschaft Christi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Menschen trieb es in das Haus Gottes, um sich dem Herrn zu unterwerfen. Und was machten die hohen Beamten in Rom? Sie schliefen und träumten weiter ihren Traum von Macht und Einfluss, während Leute wie Raful oder auch dieser Deutsche, dieser Drewermann, alles daransetzten, das Haus, das Petrus vor zweitausend Jahren errichtet hatte, zum Einsturz zu bringen.
    Kardinal Borghese saß stumm an seinem Schreibtisch und blickte gedankenverloren durch das Fenster hinaus in den trüben und regnerischen Tag.
    Das dumpfe Klopfen riss ihn aus seinen düsteren Gedanken. Ein brüchiges »Ja!« kam über seine Lippen.
    Ein Dominikanerbruder in schwarzem Mönchsgewand öffnete die Tür.
    »Eure Eminenz, Monsieur Benoit ist angekommen und wartet in der Bibliothek.«
    Der Kardinal erhob sich. »Danke, Jacques, ich komme. Bereiten Sie uns bitte einen Tee. Monsieur Benoit ist sicherlich müde. Er benötigt ein Nachtlager. Kümmern Sie sich darum!«
    Der Dominikaner verneigte sich, ehe er die Tür schloss. Kardinal Borghese zupfte sich seine Soutane zurecht. Endlich konnte er mit jemandem reden, der seine Sorge teilen würde.

7
    Weilheim im Pfaffenwinkel, Polizeidirektion,
    Am Meisteranger …
     
    »Es passierte mitten in der Nacht«, berichtete der junge Polizeioberkommissar. »Unseren Ermittlungen nach fuhr er über die Staatsstraße von Rottenbuch nach Steingaden. An der Reiswies folgt ein kleines Wäldchen. Dort ist der Herr Pfarrer dann von der Straße abgekommen und über eine Lichtung gerast, bis er gegen einen Baum prallte und der Wagen auf dem Dach zum Liegen kam. Er wurde erst am nächsten Morgen von einem Busfahrer entdeckt.«
    »Warum ist er von der Fahrbahn abgekommen?«, fragte Kriminaloberrat Bukowski und besah sich die Fotos von der Unfallstelle.
    »Wir haben eine Schleuderspur gesichert«, sagte der Beamte. »Wir nehmen an, dass er einem Tier ausweichen wollte und dabei die Kontrolle über den Wagen verloren hat. In den lauen Nächten wechseln dort häufig Rehe, um im benachbarten Acker zu grasen.«
    »Zeugen gibt es nicht?«
    »Niemand hat den Unfall beobachtet«, antwortete der Polizist. »Der Unfall dürfte sich gegen Mitternacht ereignet haben.«
    »Wie kommen Sie auf diese Uhrzeit?«, fragte Bukowski.
    Der Beamte blätterte in der Ermittlungsakte. »Der Pfarrer kam von einer Besprechung aus Schongau. Er hat sich mit Mitgliedern der dortigen Gemeinde getroffen, um über eine Veranstaltung in der Wieskirche zu sprechen. Die Besprechung endete gegen halb Zwölf. Der Pfarrer ist dann von dort aus nach Hause gefahren. Für die Strecke braucht man ungefähr fünfundzwanzig Minuten. Der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates hat ihn noch zu seinem Wagen begleitet und ihn abfahren sehen.«
    Bukowski zog sich eine Landkarte heran. »Eines verstehe ich nicht«, sagte er, »warum ist der Pfarrer über Peiting gefahren und nicht über die Füssener Straße direkt nach Steingaden? Das wäre doch viel kürzer gewesen.«
    Der uniformierte Polizeibeamte zuckte mit der Schulter. »Er wird seine Gründe gehabt haben.«
    »Wurde eine Obduktion durchgeführt?«
    Der Polizeibeamte nickte dienstbeflissen. »Der Gerichtsmediziner hat ihn sich angeschaut. Schädel-Hirn-Trauma war die Diagnose. Das deckt sich mit unseren Feststellungen. Er hat den Baum seitlich erwischt und sich vermutlich dabei den Schädel am Holm eingeschlagen.«
    »Was heißt angeschaut«, fragte Bukowski. »Gab es eine Obduktion oder gab es keine?«
    Der Beamte druckste herum. »Es gab keine Anzeichen für ein Fremdverschulden, und das Verletzungsmuster ist gängig bei solchen Unfällen. Gegen einen seitlichen Aufprall gibt es eben keinen ausreichenden Schutz, und der Wagen war auch nicht mehr der Jüngste. Ein älterer Opel ohne Seitenaufprallschutz und ohne Airbags.«
    »Ich will wissen, ob eine Obduktion stattfand?«, wiederholte Bukowski beharrlich.
    »Sagen wir, eine erweitere Leichenschau«, entgegnete der Beamte. »Das ist üblich so, wenn es keinen Grund gibt, an der Todesart zu zweifeln. Die Staatsanwaltschaft hat das abgesegnet. Das vermeidet unnötige Kosten, und unser Gerichtsmediziner ist ein erfahrener Mann.«
    »Das heißt, der Pfarrer könnte sich die Verletzungen auch auf andere Art zugezogen haben«, murmelte Bukowski.
    »Es war ein Unfall, da gibt es keine Zweifel«, wiederholte der Beamte. »Der Pfarrer hing noch in seinem Sicherheitsgurt. Solche Unfälle haben wir oft in den Waldgebieten. Plötzlich taucht ein Reh im Scheinwerferlicht auf, die

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