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Die Bruderschaft Christi

Die Bruderschaft Christi

Titel: Die Bruderschaft Christi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Fahrer erschrecken und versuchen dem Tier auszuweichen. Dabei verlieren sie die Kontrolle und kommen ins Schleudern. Es war nur Pech, dass der Pfarrer nach links ausgewichen ist und dann gegen den Baum fuhr. Hätte er nach der anderen Seite gelenkt, dann wäre außer einem kleinen Blechschaden überhaupt nichts passiert.«
    »Ich verstehe, dabei könnte man meinen, ein Pfarrer hätte in solch einer Situation einen besonderen Beistand«, antwortete Bukowski. »Den Gerichtsmediziner, der den Pfarrer untersuchte, wo kann ich den finden?«
    Der Polizist schaute Bukowski mit großen Augen an. »Der Fall ist abgeschlossen«, sagte er.
    »Für Sie vielleicht, Herr Kollege«, antwortete Bukowski. »Aber wann ich den Fall für abgeschlossen halte, das müssen Sie schon mir überlassen. Und Ihre Akte nehme ich mit, Sie haben doch sicherlich nichts dagegen, oder muss ich dazu mit dem Dienststellenleiter sprechen?«
    Die Augen des Polizeioberkommissars wurden immer größer. Für einen kurzen Moment flackerte darin Widerstand auf, schließlich schluckte der uniformierte Kollege und schob die Ermittlungsakte über den Tisch.
    Bukowski erhob sich. »Sie können mich nicht schnell zum Bahnhof fahren?«, fragte er.
    »Zum Bahnhof?«, antwortete der Polizist verdutzt.
    »Meine Kollegin hat mich hier abgesetzt. Sie brauchte den Wagen, deswegen fahre ich mit dem Zug zurück nach München.«
    »Ich werde das veranlassen«, antwortete der Polizist mit gespielter Freundlichkeit.
     
     
    Jerusalem, Ausgrabungsstätte an der Straße nach Jericho …
     
    Jetzt sollte die Grabplatte endlich angehoben werden. Sie schien fest und solide und wies keinerlei Risse auf. Aber es konnte nicht ausgeschlossen werden, dass die knapp zwei Meter lange, etwa einen Meter breite und zirka zehn Zentimeter starke Platte aus Kalkstein bei der kleinsten Verspannung zerbrach. Jonathan Hawke hatte den ungeduldigen Chaim Raful davon überzeugt, dass sie alle Vorkehrungen treffen mussten, um die Grabsteinplatte an einem Stück zu bergen. Auf dem Lastwagen war alles vorbereitet, um das Artefakt sicher zu verstauen. Weiche Decken, Styroporplatten und Luftpolster waren vorbereitet worden. Aaron Schilling hielt die Fernbedienung des Flaschenzuges in der Hand und wartete, bis er von Gina Andreotti das Zeichen zum Anheben bekam.
    Als man die Grabplatte zum ersten Mal leicht angehoben hatte, um ein mit dem Haken des Flaschenzug verbundenes Netz aus Stahlgeflecht darunterzuschieben, hatte Jonathan Hawke einen flüchtigen Blick in das Innere des Sarkophages werfen können. Dunkel schimmerndes Metall hatte sich im Strahl der Taschenlampe abgezeichnet, doch der etwa drei Zentimeter große Spalt hatte ihn nur erahnen lassen, was sich im Sarg befand. Ein modriger Geruch war dem Professor in die Nase gestiegen, ehe er sich wieder erhoben hatte.
    Die beiden Arbeiter, die das Stahlgeflecht am Haken befestigt hatten, prüften noch einmal kritisch die Verbindungstrossen, dann nickten sie Gina zu. Der Lärm des Generators übertönte jedes Wort. Gina hob die Hand zum Zeichen, dass die Verankerung hielt. Aaron drückte den kleinen gelben Hebel nach unten, und wie in Zeitlupe hob sich die Grabplatte in die Höhe. Zentimeter um Zentimeter. Gespannte Gesichter blickten auf den Sarg, der in wenigen Sekunden sein tausendjähriges Geheimnis preisgeben würde. Einer der anwesenden Helfer richtete einen Scheinwerfer auf den Sarkophag.
    »Das darf doch nicht wahr sein«, murmelte Chaim Raful, doch seine Bemerkung verebbte im lauten Getöse des Generators.
    Im Sarg lag ein Ritter. Die dunkle verlederte Haut hatte beinahe die Farbe seiner verrotteten Rüstung aus Eisen angenommen. Der Ritter hielt seine Hände in Höhe der Brust gefaltet. Er trug Brustharnisch, Beinschienen und Kettenhemd. Auf dem Kopf eine Kesselhaube, unter der lange, gelbliche Haare hervorquollen. Rechts neben ihm lag die Schneide eines Schwertes, dessen hölzerner Griff die Jahrhunderte wohl nicht überdauert hatte. Links neben ihm befand sich ein tönernes Gefäß, einer langen und schlanken Amphore gleich. Sie reichte vom Knie des Ritters bis hinauf zu seinem Kopf.
    »Das ist phantastisch«, rief Gina laut. Jonathan Hawke nickte und warf einen kritischen Blick auf die Grabplatte, die etwa zwei Meter hoch über dem Sarg schwebte und bereits den oberen Rand der Gruft verlassen hatte.
    Der Rest verlief reibungslos. Aaron steuerte den Ausleger direkt über den Lastwagen, wo vier Gehilfen die Steinplatte in Empfang nahmen und

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