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Die Bruderschaft Christi

Die Bruderschaft Christi

Titel: Die Bruderschaft Christi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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sich in den letzten Jahren immer weiter von seinem Glauben entfernt hatte, dachte an Chaim Raful, den schrulligen Professor der Bar-Ilan-Universität. Die Neuigkeit aus dem Sarkophag würde große Unruhe unter den Christen verbreiten. Raful hatte sich über seinen Fund gefreut. Er hatte sich bemüht, seine Freude zu verbergen, aber Gideon, der in seiner Nähe gestanden war, hatte die Genugtuung und die heimliche Befriedigung des Professors gespürt.
    »Hallo Gideon«, sagte eine Stimme und riss ihn aus seiner Gedankenwelt. »Hast wohl einen schweren Tag hinter dir?«
    Gideon drehte sich um und schaute in das grinsende Gesicht von Solomon Pollak.
    »Zehn Stunden harte Arbeit«, entgegnete Gideon. »Aber es wird dich bestimmt interessieren, was heute auf dem Grabungsfeld vorgefallen ist.«
    Solomon versuchte, gleichgültig zu wirken. Aber Gideon spürte, ebenso wie heute Morgen bei Professor Raful, dass sein flüchtiger Bekannter vor Neugier brannte.
    »Die Neuigkeit, die ich für dich habe, ist einen ganz schönen Batzen wert«, fuhr Gideon fort.
    »Was soll so interessant daran sein?«
    »Sagen wir, es ist vielleicht das Ende einer alten Legende, die sich die Menschen seit zweitausend Jahren in diesem Land und beinahe in der ganzen Welt erzählen.«
    »Welche Menschen meinst du?«
    Gideon lächelte. »Menschen, die an den Sohn Gottes glauben.«
    »Wie viel?«, fragte Solomon.
    »Tausend!«
    Solomon winkte ab. »Du bist verrückt«, sagte er.
    Gideon wandte sich um. »Na gut, dann eben nicht. Es wird noch andere geben, die sich für meine Neuigkeiten interessieren.«
    Er war kaum drei Schritte gegangen, als ihm Solomon folgte und an seinem Hemd zog.
    »Du hast schnell gelernt«, sagte Solomon mit einem verbissenen Gesichtsausdruck. »Fünfhundert.«
    »Tausend, darunter gehe ich nicht«, entgegnete Gideon. »Vielleicht ist das die letzte Nachricht, die ich dir vom Grabungsfeld berichten kann.«
    Solomon schaute Gideon abschätzend an, seufzte und griff in seine Jackentasche. Als seine Hand wieder zum Vorschein kam, lag ein Bündel Geldscheine darin.
    »Neunhundert«, versuchte er den Preis noch ein wenig zu drücken. »Mehr habe ich nicht. Ich hoffe, dass deine Neuigkeiten jeden einzelnen Penny wert sind.«
    Gideon blätterte das Bündel durch und steckte es ein. Dann erzählte er von der Grabstätte und den Funden, die im Sarg gemacht worden waren. Von dem mumifizierten Kreuzritter, von dem zerbrochenen Wandteller und der langen Amphore, die wohl eine Wegzehrung für den Toten enthielt.
    »Und du lügst mich wirklich nicht an?«, fragte Solomon, nachdem Gideon am Ende seines Berichts angekommen war.
    »Ich schwöre, dass alles wahr ist, was ich dir erzählt habe«, versicherte Gideon.
    »Und wohin hat man den Sarg und den Inhalt gebracht?«
    Gideon zuckte mit der Schulter. »Wahrscheinlich ins Rockefeller Museum oder vielleicht sogar nach Tel Aviv. Dort hat der Professor ein Labor. Sie haben es mir nicht gesagt.«
    Solomon überlegte. »Zweitausend Dollar, wenn du es herausfindest. Morgen Abend will ich es wissen.«
    Gideon lächelte. »Du kannst dich auf mich verlassen! Morgen hier vor dem Tor. Zur gleichen Zeit.«
    Solomon nickte. »Ich warte auf dich.«

8
    München, Bayrisches Landeskriminalamt, Dezernat 63 …
     
    Stefan Bukowski saß hinter seinem Schreibtisch und blickte durch das geöffnete Fenster hinaus. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit hatte er die Tür geschlossen, die sein Büro mit dem seiner Kollegin Lisa Herrmann verband. Die Kirchtürme der Stadt reckten ihre sonnenglänzenden Dächer dem Himmel entgegen, doch Bukowski hatte keinen Blick dafür. Von draußen klang der Alltagslärm einer Großstadt in sein Zimmer, doch er nahm ihn nicht wahr. Er dachte an die Zeit zurück, als sein Büro noch über den Dächern von Den Haag lag und er sich mit Maxime aus Paris und Willem aus Rotterdam das Zimmer bei der Koordinierungsstelle von Europol teilte.
    Damals war seine Aufgabe ein ganzes Stück leichter gewesen, damals musste er sich keine ausgebluteten Leichen ansehen, damals hatte er es nur mit Papier zu tun. Er leitete Ermittlungsersuchen an die zuständigen Stellen weiter. Meist Steuervergehen und Betrugsdelikte, begangen in Deutschland oder einem der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. Im Prinzip führte er nur die Ermittlungen zusammen oder veranlasste für die deutschen Behörden Ermittlungen im Ausland oder auch umgekehrt für ausländische Behörden in Deutschland. Zehn Jahre war er im

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