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Die Bruderschaft Christi

Die Bruderschaft Christi

Titel: Die Bruderschaft Christi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Ausland gewesen und hatte an dem Modell einer europäischen Polizeiorganisation gestrickt, doch das Ergebnis war meist unbefriedigend gewesen, weil die nationalen Interessen der Mitgliedsstaaten eine offene und intensivere Zusammenarbeit verhinderten. Und es würde wohl noch Generationen dauern, bis man von echter Zusammenarbeit sprechen konnte. Dennoch hatte sich Stefan Bukowski bei Europol wohlgefühlt und mehr als einmal den Schritt zurück nach Deutschland bedauert.
    »Jetzt sollten sich die Jüngeren einmal beweisen«, hatte sein Ressortleiter zu ihm gesagt, als er ihn verabschiedet hatte. Das Bayerische Innenministerium hatte einfach seine Abordnung nicht verlängert, und für eine Übernahme bei Europol war er zu alt gewesen. So kehrte er zurück nach München und übernahm die Leitung des Dezernats 63. Nicht, weil er sich darum bemüht hatte, sondern nur deswegen, weil das die einzig freie Stelle gewesen war, die seinem Dienstrang entsprach.
    Bis vor einem Jahr saß er ausschließlich hinter seinem Schreibtisch, teilte den Kollegen Fälle zu, überprüfte ihre Arbeiten und leitete als Referent die Abteilung, war aber selbst von der Sachbearbeitung freigestellt, denn noch immer galt der alte Grundsatz: »Wer führen will, muss frei sein von Arbeit.«
    Seit der großen Polizeireform, bei der die untere und mittlere Führungsebene in der Polizeistruktur weitestgehend abgebaut worden waren, musste er sich selbst wieder die Hacken auf der Straße ablaufen und Fälle bearbeiten. Und ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt wurde Lisa Herrmann in die Abteilung versetzt. Eine Emanze mit Ehrgeiz und der Beharrlichkeit eines Marathonläufers. Sie saß ihm Tag für Tag im Nacken, wusste alles besser und ließ ihn oft genug spüren, dass sie von seinen Methoden nicht allzu viel hielt.
    Vier Jahre lagen noch vor Stefan Bukowski. Er verzog das Gesicht, erhob sich und schloss das Fenster.
    Den Pater im Kloster Ettal hatte man auf grausamste Weise zu Tode gebracht. Gekreuzigt, gefoltert und hingeschlachtet. Was wusste er, was wollte man von ihm erfahren? Oder waren seine Häscher einfach nur abartige Kreaturen, die sich am Leiden ihres Opfers ergötzten? Und warum hatte niemand in den Klostermauern etwas von der grausamen Tat bemerkt? Der Pater musste doch geschrien haben, als man ihm mit glühenden Eisen den Leib versengte oder mit einem scharfen Messer in den Brustkorb schnitt.
    Der Obduktionsbericht sprach eine eindeutige Sprache. Der Rechtsmediziner ging von einem beinahe zweistündigen Leiden des Opfers aus.
    Es klopfte. Bukowski raunte ein missmutiges »Ja«.
    Lisa Herrmann betrat das Büro. »Ich habe keinen Beschluss für eine Exhumierung erwirken können«, sagte sie. »Der Staatsanwaltschaft ist die Beweislage zu dünn. Sie meinen, das sind alles nur deine Vermutungen und es gibt keine greifbaren Indizien dafür. Vielleicht versuchst du es selbst noch einmal. Der zuständige Staatsanwalt heißt Flegler.«
    Bukowski schaute sie fragend an. »Du glaubst wohl auch nicht, dass der Pfarrer von Wieskirch umgebracht wurde?«
    Sie schlug die Augen nieder. »Nach alledem, was sich in den letzten Tagen ereignet hat, ist alles möglich. Wenn wir nur einen Ansatzpunkt hätten. Es gibt so gut wie keine Spuren.«
    Bukowski nahm den Aktenordner auf seinem Schreibtisch zur Hand. »Der Pater im Kloster Ettal starb nach einem beinahe zweistündigen Martyrium, und niemand im Kloster will davon etwas gehört haben. Ich kann mir das beim besten Willen nicht vorstellen.«
    »Meinst du, seine Brüder haben ihn umgebracht?«
    Bukowski zog die Stirne kraus. »Nichts ist unmöglich, aber wir haben dafür keine Hinweise. Aber ich bin mir sicher, dass sie mehr wissen, als sie uns gesagt haben.«
    »Soll ich noch mal eine Vernehmung …«
    »… nein, das mache ich selbst, irgendetwas ist faul an der Sache, das spüre ich«, fiel ihr Bukowski ins Wort.
     
     
    Jerusalem, Christliches Viertel unweit des Felsendoms …
     
    Yaara schmiegte sich zärtlich an Toms Brust und blickte ihm mit ihren dunklen Augen ins Gesicht. Ihre langen und pechschwarzen, lockigen Haare lagen in seinem Schoß. Der Abend war über Jerusalem hereingebrochen, und die Lichter der Stadt flammten nach und nach auf. Friedlich lag die Heilige Stadt im Dämmerlicht.
    Yaara und Tom hatten ihr karges Zeltlager gegen ein Hotelzimmer im Christlichen Viertel getauscht. Sie saßen auf dem Balkon, und vor ihnen lag der Felsendom, dessen goldene Kuppel von starken Scheinwerfern angestrahlt

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