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Die Bruderschaft Christi

Die Bruderschaft Christi

Titel: Die Bruderschaft Christi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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gewesen. Die Scherben, die römische Garnison, die Ausgrabungen unterhalb des Ölbergs. Das war doch alles nur Fassade.«
    Chaim Raful zuckte mit der Schulter. »Ich verstehe nicht.«
    Hawke deutete auf den Leichnam. »Deswegen haben wir dort gegraben, und Sie haben gewusst, dass wir auf sein Grab stoßen würden. Ich sah es Ihren Augen an. Nur hinter dem Grab des Templers waren Sie her. Und alles nur, um an diesen unseligen Wandteller zu gelangen, damit Sie Rom erneut einen schmerzhaften Stoß versetzen können. Na, wann wird es so weit sein, wann haben Sie die Journalisten zur Pressekonferenz gebeten? Morgen schon oder erst in ein paar Tagen?«
    Chaim Raful kam näher und versuchte Hawke die Hand auf die Schulter zu legen, doch er wich dem Versuch aus.
    »Sie haben mich missbraucht«, fuhr Hawke fort. »Sie haben mich zu Ihrem Werkzeug gemacht und unter Vorspiegelung falscher Tatsachen nach Jerusalem gelockt, damit ich Ihr Grab finde, das Sie bisher vergeblich gesucht haben.«
    Chaim Raful hob entschuldigend die Hände. »Ich hatte nur ein paar Fragmente, nichts Schlüssiges. Nur ein paar vage Hinweise. Jonathan, Sie gehören zu den besten Archäologen unserer Zeit, und Ihr Team hat hervorragende Arbeit geleistet, ich stehe tief in Ihrer Schuld. Aber ich habe Ihnen nichts Falsches erzählt. Vor zweitausend Jahren gab es am Fuße des Ölberges eine römische Garnison. Betrachten Sie das Grab des Templers als Dreingabe. So können wir beide zufrieden sein. Sie graben weiter und legen die Garnison frei, und ich habe ebenfalls bekommen, was ich mir wünschte. Ist damit nicht uns beiden gedient?«
    »Sie haben mich benutzt, um der römischen Kirche zu schaden. Woher kommt nur all Ihre Abneigung gegen Rom?«
    Raful hob abwehrend seine Hände. »Die römische Kirche ist eine Hure, sie schläft mit den Mächtigen«, entgegnete Raful scharf. Seine Adern an der Schläfe traten hervor und zeugten von seiner Wut. »Sie hat meine Familie auf dem Gewissen.«
    Jonathan Hawke schaute Raful fragend an.
    »Mein Vater, meine Mutter und meine beiden Schwestern starben in Bergen-Belsen, nur ich konnte entkommen. Die römische Kirche schaute tatenlos zu und ließ Hitler gewähren. Im Gegenteil, sie unterstützten ihn sogar dabei, sein blutiges Regiment weiterzuführen. Sie hielten das Volk still. Sie feierten heilige Messen mit dem Blut der Geschundenen. Dafür steht diese Kirche. Sie hat nichts Menschliches an sich, sie trachtet jedem nach dem Leben, der nicht zu den Ihrigen gehört. Sie duldet nur ihre eigene Wahrheit.«
    Jonathan Hawke schüttelte den Kopf. »Das ist Jahre her, wir können unser gesamtes Leben nicht damit verbringen, uns dem Hass hinzugeben. Das Heute ist die Gegenwart und unser Blick muss in die Zukunft gerichtet sein.«
    »Sie sagen das so leicht, mein Freund«, entgegnete Chaim Raful. »Damals, als die Schriften am Toten Meer gefunden wurden, gehörte ich einem Team von jungen Wissenschaftlern an. Wir erhielten von der Jordanischen Regierung die Erlaubnis, nach weiteren Höhlen zu suchen. Doch dann kam Rom und schickte seine Schergen aus. Pater De Vaux und die Kirche. Die École-Bibliothek, diese Dominikanerbrut aus Paris, vertrieb uns, und wir mussten zuschauen, wie Fremde unsere eigene Geschichte aus den Höhlen trugen. Damals habe ich mir geschworen, dass ich mich nie mehr vertreiben lasse.«
    »Aber die Ergebnisse der Ausgrabungen sind doch längst veröffentlicht«, widersprach Hawke.
    Raful lachte auf. »Nein, mein Lieber, so naiv sind selbst Sie nicht. Sie glauben doch nicht, dass wirklich alle Schriften erschienen sind? Sie werden keine Schriften oder auch nur Fragmente finden, die sich kritisch mit der Kirche auseinandersetzen. Die Schriften, die beweisen könnten, dass Jesus nie existiert hat. Zumindest nicht in der Form, wie es die römische Kirche uns glauben machen will.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«, fragte Hawke.
    »Ich weiß es, weil ich solche Schriften selbst zu Augen bekommen habe, bevor man uns aller Artefakte beraubte und uns in die Wüste jagte«, antwortete Raful. »Sehen Sie, woher hätte ich sonst von den Appliken wissen können?«
    Hawke runzelte die Stirn. »Was hat es eigentlich mit diesen Wandtellern auf sich, die Ihnen so wichtig erscheinen?«
    Raful trat einen Schritt zurück und setzte sich auf einen Stuhl. »Es ist eine lange Geschichte«, sagte er, »aber ich will sie Ihnen nicht vorenthalten, mein Freund. Vor fünfzehn Jahren erwarb ich auf dem Basar in Haifa von einem

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