Die Bruderschaft Christi
zuständige Rechtsmediziner haben schlampig gearbeitet und den Fall, beziehungsweise die Leiche, nur oberflächlich untersucht.«
»Hätten Sie nicht einfach nur Ihre Gründe darlegen können und nicht unseren Ruf bei der Justiz beschmutzen müssen? Herr Kriminaloberrat, wir arbeiten nicht so. Wir beurteilen nicht das Verhalten anderer Kollegen, sondern halten uns an Recht und Ordnung. Ich ersuche Sie, halten Sie sich an unsere Vorschriften und an meine innerdienstlichen Erlasse, sonst sehe ich mich gezwungen, disziplinäre Vorermittlungen gegen Sie einzuleiten.«
»Frau Hagedorn«, antwortete Bukowski laut. »Ich weiß, wann etwas zum Himmel stinkt, und ich hasse es, wenn sich unsere Kollegen schlampig verhalten und ihre Ermittlungen nicht ordentlich durchführen. Nicht ich hätte eine Maßregelung verdient, sondern die Kollegen und dieser neunmalkluge Rechtsmediziner, der schon längst hätte pensioniert werden müssen.«
»Ich bin Frau Doktor Hagedorn-Seifert, wenn ich bitten darf. Und werden Sie nicht laut in meinem Büro. Ich habe gesagt, was ich zu sagen habe! Sehen Sie sich vor, Bukowski. Das ist nicht das erste Mal, dass Sie negativ auffallen. Ihre Methoden sind äußerst fragwürdig und bei weitem nicht mehr zeitgemäß. Oder glauben Sie vielleicht, man hat Sie aus Den Haag abgezogen und zu meiner Dienststelle versetzt, weil Sie so ein guter Mitarbeiter waren? Sie hatten nur das Glück, dass Ihnen zugesichert wurde, dass Sie sich Ihren Arbeitsplatz nach Ihrer Rückkehr aussuchen könnten. Aber bedenken Sie Ihren Rang und werden Sie sich darüber klar, wo Sie stehen. Sonst werden Sie mich bald richtig kennen lernen.«
Bukowski erhob sich. »Sehen Sie Frau Präsidentin, ich weiß genau, wo ich stehe. Ich habe noch drei Jahre vor mir, und selbst Sie können mich nicht hinauswerfen. Und übrigens bin ich solo und will es auch bleiben. Ich habe kein Interesse an einer näheren Bekanntschaft und schon gar nicht mit Ihnen.«
Die Präsidentin schaute Bukowski entgeistert nach, als dieser sie einfach in ihrer Sprachlosigkeit zurückließ.
»Einen schönen Tag noch«, raunte er der Vorzimmerdame zu, die fassungslos vor ihrem Schreibtisch stand. Offenbar hatte sie alles mit angehört.
Auf dem Rückweg nahm er die Treppe. Er fühlte sich befreit und seine Laune besserte sich mit jeder Stufe. Er hatte seiner Chefin längst schon einmal sagen wollen, was er von ihr hielt, und heute hatte er dazu die Gelegenheit genutzt. Mit einem Lächeln betrat er seine Abteilung im zweiten Stock.
Lisa Herrmann saß hinter ihrem Schreibtisch und blickte auf, als Bukowski an ihr vorüberging.
»Na, ist dir die Abreibung nicht gut bekommen«, sagte sie.
»Ich fühle mich glänzend«, entgegnete Bukowski im Vorübergehen. »Und ich wusste es schon immer, Weiber gehören an den Herd und nicht ins Büro.«
Er verschwand in seinem Büro und schlug die Tür hinter sich zu. Lisa Herrmann blieb verwundert zurück.
Eine halbe Stunde später tickerte der Gerichtsbeschluss zur Exhumierung des verstorbenen Pfarrers der Wieskirch über das Faxgerät. Lisa Herrmann erhob sich und nahm das Papier aus dem Ablagekorb. Mit großen Augen überflog sie das Fax.
»Ich verstehe das nicht … dieser Kerl … wie hat er nur …«, stotterte sie.
»Wenn ich etwas mache, dann mache ich es richtig«, sagte Bukowski, der unbemerkt aus seinem Büro gekommen war und ihr den Beschluss aus den Händen nahm. »Sag der Spurensicherung Bescheid, ich will einen Fotografen am Grab dabeihaben. Oder soll ich das auch selber machen?«
Lisa Herrmann war vollkommen perplex. Ihr Gesicht nahm eine hochrote Färbung an. Wortlos nickte sie.
»Morgen früh um zehn Uhr auf dem Friedhof, und pünktlich, wenn es geht«, sagte Bukowski noch, ehe er wieder in seinem Büro verschwand.
Peinlich berührt setzte sich Lisa Herrmann hinters Telefon.
War es möglich, dass sie diesen cholerischen und trägen alten Mann unterschätzt hatte?
Jerusalem, Ausgrabungsstätte an der Straße nach Jericho …
»… und wir kümmern uns weiterhin um die Ausgrabungsarbeiten der alten Garnison«, schloss Jonathan Hawke mit seiner Erklärung vor seinen engsten Mitarbeitern.
Tom schaute Yaara an. Sie zwinkerte ihm zu.
»Also ich für meinen Teil halte diese Abmachung für inakzeptabel«, sagte Jean Colombare. »Ohne unser Zutun hätte Professor Raful die Grabstätte nicht entdeckt. Wie kann er jetzt seinen alleinigen Besitzanspruch am Fund anmelden? Ich finde, dies ist unser
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