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Die Bruderschaft Christi

Die Bruderschaft Christi

Titel: Die Bruderschaft Christi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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den niedrigen Raum. Ein hölzernes Windspiel klackerte laut, als die Tür dagegenstieß. Es roch nach Moder und Staub. Die Regale an den Wänden quollen über vor allerlei Krimskram. Von der Decke herab hingen Körbe, in denen sich ebenfalls staubiger Plunder befand. Als Ladentheke diente ein einfacher Tisch. Tom schaute sich die Auslagen an.
    »Glaubt ihr, dass dies wirklich aus irgendwelchen Grabungen stammt?«
    Yaara griff in einen der Körbe und holte einen Stein heraus. »Das ist ein einfacher Pflasterstein, wie es unzählige hier gibt. Ich weiß nicht, wer das kaufen sollte.«
    Moshav lächelte. »Vielleicht jemand, der ein Haus bauen will. Aber da braucht es noch ein paar Körbe mehr.«
    Tom ging auf die Ladentheke zu, während sich Yaara den Regalen zuwandte.
    »Ah, Spinnweben«, sagte sie. »Hier war wohl schon lange niemand mehr.«
    »Ich frage mich, ob es hier drinnen überhaupt noch Leben gibt«, scherzte Moshav.
    »Möchte wissen, was der Professor hier wollte«, fragte Tom in die Dunkelheit. »Hallo!«, rief er noch einmal. Hinter dem Ladentisch befand sich eine Tür, die mit einem dicken Teppich verhängt war. Tom umrundete den Tisch.
    »Ich bin nicht taub«, tönte plötzlich eine tiefe Stimme aus einer Ecke des Ladens. Ein trübes Licht flammte auf. Die Stehlampe war offenbar genauso alt wie der Mann, der sich in einem Sessel niedergelassen und in Decken eingehüllt hatte.
    Tom fuhr erschrocken herum. »Entschuldigung, wir wollten nicht aufdringlich sein«, sagte er zu dem Greis.
    »Über diese Steine ging Mohammed, der Prophet«, sagte er und wies auf den Korb, aus dem Yaara den Stein genommen hatte.
    »Sind Sie Mohammad al Sahin?«, fragte Tom.
    »Wer will das wissen?«, antwortete der Alte schroff.
    »Wir suchen Professor Chaim Raful. Kennen Sie ihn?«
    »Ihr seid nicht die Einzigen, die auf der Suche nach dem Professor sind. Er ist offenbar ein gefragter Mann.«
    »Sie kennen ihn?«
    »Wer kennt ihn nicht.«
    »War er in letzter Zeit bei Ihnen?«
    »Hier in meinem Haus gehen viele Menschen ein und aus. Wer reinen Herzens ist, der ist willkommen, aber wer den Hass in sich trägt, dem sage ich, er solle gehen.«
    Der Alte erhob sich und schlurfte auf den Ladentisch zu. Er war kaum größer als eineinhalb Meter, wohl bereits gut achtzig Jahre alt und trug einen weißen Kaftan, darüber eine schwarze, ärmellose Herrenjacke und hatte ein gemustertes Tuch um seinen Kopf geschlungen, das im trüben Schein gelbblau gestreift erschien. Er blieb unmittelbar vor Tom stehen und schaute ihm in die Augen.
    »Seid ihr denn reinen Herzens?«
    Tom seufzte. »Hören Sie, wir suchen den Professor. Wir arbeiten für ihn. Draußen im Kidrontal, auf dem Grabungsfeld. Sie haben bestimmt schon davon gehört?«
    Der Alte zeigte keine Regung. Eine ganze Weile verging, ehe er sich abwandte und hinter die Ladentheke schlich. Toms Blick verfolgte ihn ratlos.
    »Ja, beim Propheten«, sagte er plötzlich unmotiviert. »Ich bin Mohammad al Sahin. Seit meiner Geburt ist dies mein Name und meine Bestimmung.«
    »Mein Name ist Tom Stein, ich arbeite für den Professor.«
    Der Alte musterte Yaara, die ein paar Meter entfernt stand und al Sahin anlächelte.
    »Oh, du Perle der Wüste, deine Schönheit erstrahlt in güldenem Glanz und ziert mein Haus, seit du es betreten hast«, sagte er zu Yaara.
    »Ich danke dir, großer weiser Mann«, antwortete Yaara. »Deine Worte ehren mich.«
    »Es ist deine Anwesenheit, die dieses Haus ehrt, du Wüstenblume«, erwiderte der Alte. »Doch wenn ihr den sucht, den ihr hier zu finden hofft, dann seid ihr wie der Mond, der nach der Sonne sucht.«
    Tom schaute Yaara fragend an.
    »Er ist auf der anderen Seite?«, fragte Yaara.
    »Er ist aufgebrochen, schon seit Tagen«, kicherte der Alte. »Ihr werdet ihn hier nicht mehr finden. Er hat der Wüste den Rücken gekehrt und ist dem Fluch für das Erste entronnen. Und er kennt die Wahrheit, deswegen muss er auf der Hut sein. Die Gottlosen werden über ihn kommen, wenn der Herr ihn verlässt, denn er fand einen von den Neun. Einen der Neun, die sich einst aus ihrer Heimat aufmachten, um ihrem Schöpfer zu dienen und die Wahrheit zu suchen. »
    »Was meint er?«, fragte Tom an Yaara gewandt, während der Alte hinter dem Vorhang verschwand.
     
     
    Paris, Hotel Lescot, Rue Pierre Lescot …
     
    Sie saßen im Frühstücksraum und schwiegen. Wann immer Bukowski Lisa anblickte, wandte sie sich verlegen ab. Also blieb Bukowski still und widmete sich seinem

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