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Die Bruderschaft Christi

Die Bruderschaft Christi

Titel: Die Bruderschaft Christi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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zurückgekehrt war. Der Zug zurück nach München war bereits abgefahren, und der letzte Zug des Tages hätte eine weitere Übernachtung in Metz notwendig gemacht. Doch Lisa wollte nach Hause, sie fühlte sich nicht gut. Maxime hatte vorgeschlagen, einen Wagen zu leihen. Nach einer langen Diskussion hatten sie sich schließlich einen Opel geliehen.
    »Sie können den Wagen dann in München zurückgeben«, hatte die Angestellte der Autovermietung gesagt, »wir leben ja mittlerweile in einem vereinten Europa.«
    »Wenn in Europa nur alles so gut funktionieren würde«, hatte Bukowski gemurmelt und sich hinter das Steuer gesetzt. Doch er war nur ein paar Kilometer weit gekommen, bevor Lisa das Steuer übernahm. Er hatte sich mehrfach verfahren, falsch eingeordnet, zwei Beinahekollisionen verursacht, und als er dann auch noch an einer großen, mehrspurigen Kreuzung bei Rot über die Ampel fuhr, platzte Lisa der Kragen.
    Seitdem sie bei Paris auf die Autobahn aufgefahren waren, hatte Lisa eisern geschwiegen. Bukowski hatte den Kopf an die Seitenscheibe gelehnt und döste.
    »Verdammt, dieser blöde Idiot«, fluchte Lisa Herrmann unvermutet und trat auf die Bremse. Unmittelbar vor ihr scherte ein Wagen hinter einem Laster aus und blockierte den Weg. Bukowski riss die Augen auf und klammerte sich an der Halteschlaufe des Wagens fest. Er blickte auf den Tachometer. »Hier ist Tempo 130«, ächzte er. »In ganz Frankreich ist die Geschwindigkeit auf der Autobahn begrenzt.«
    Lisa riss das Steuer nach links und der Wagen vor ihr beschleunigte. Bukowski atmete auf. Ein Unfall war das Letzte, was er jetzt brauchen konnte.
    »Fahr selbst, wenn du es besser kannst«, antwortete Lisa spitz.
    »Ich bin zumindest froh, dass du deine Sprache wiedergefunden hast.«
    »Habt ihr gestern Abend noch einen draufgemacht, du und dein sauberer Freund?«
    »Wir waren essen und dann haben wir noch in einer Bar etwas getrunken. Du wolltest ja plötzlich nicht mehr mit.«
    »Damit du mich wieder abfüllst? Ich habe den Abend genossen und mir die Stadt angeschaut, ganz alleine.«
    »Ich hoffe, du hast dich amüsiert.«
    »Es war ganz nett«, antwortete Lisa.
    Das Hinweisschild auf einen Rasthof flog an ihnen vorbei. »Fahr mal raus, ich habe Hunger, außerdem muss ich auf die Toilette.«
    Lisa schaute auf den Tageskilometerzähler. »Noch fünfzig Kilometer bis Deutschland, das wirst du doch wohl aushalten.«
    »Ich muss aufs Klo, verdammt!«, antwortete Bukowski. »In meinem Alter bin ich froh, wenn ich mal kann.«
    »Vor zwei Tagen konntest du noch gut«, antwortete Lisa und erschrak ob ihrer Worte. Sofort lenkte sie ein. »Gut, wenn es sein muss.«
    Bukowski seufzte. »Sieh mal, Lisa. Es ist passiert. Jetzt müssen wir damit umgehen. Wir sollten den Abend einfach vergessen.«
    »Vergessen! Du kannst das einfach so vergessen. Was bist du nur für ein Mensch?«
    »Was willst du überhaupt?«, fragte Bukowski.
    »Wie wäre es, wenn du dich entschuldigst? Du hast die Situation schamlos ausgenutzt. Ich finde dich echt, du bist …«
    »Was bin ich?«
    »Du bist … du bist … du bist ein alter Mann!«
    »Verpass die Ausfahrt nicht!«, mahnte Bukowski.
    Lisa bog auf den Rastplatz ab und parkte den Wagen auf dem weitläufigen Gelände geschickt zwischen zwei Wohnmobilen. Bukowski schaute aus dem Seitenfenster und schüttelte den Kopf. Der Abstand zum Wohnmobil betrug gerade mal zwanzig bis dreißig Zentimeter.
    »Wie soll ich hier aussteigen?«
    »Nimm ab«, zischte ihm Lisa zu und löste ihren Sicherheitsgurt. Ohne ein weiteres Wort stieg sie aus und knallte die Wagentür zu. Bukowski blickte ihr nach, als sie über den Parkplatz auf den Rasthof zuging. Sie rannte beinahe.
    Er atmete tief ein, schließlich rutschte er unter großer Anstrengung auf den Fahrersitz. Kurz verschnaufte er, bevor er ebenfalls den Wagen verließ.
    Er betrat den Rasthof und suchte die Toilette auf. Danach kehrte er zurück in den Gastraum. Lisa saß an einem Fensterplatz. Bukowski bestellte ein Putenschnitzel und ein Bier und setzte sich anschließend neben Lisa. Sie schaute nicht einmal auf. Wortlos nahm sie einen Schluck aus ihrem Wasserglas.
    »Willst du nichts essen?«
    »Ich habe keinen Hunger«, antwortete Lisa und blickte demonstrativ zum Fenster hinaus.
    »Es tut mir leid«, sagte Bukowski.
    »Es tut dir leid, mir auch, aber davon habe ich nichts«, schnauzte sie ihn an, so dass sich einige der Gäste zu ihnen umwandten. »Du könntest mein Vater sein.«
    »Gott

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